Pandoras Kuss
Schritte.
Ic h war zwar angespannt, aber empfand keine Furcht, obwohl mir der Geruch nach heißem Wachs durchaus zu denken gegeben hatte. Leute wie Persephone konnten im Gebrauch von Kerzenwachs angeblich sehr erfinderisch sein.
Ich trank ein Glas Wasser, zog die schwarze Plastiksonnenbrille aus meinem Haar und spielte nervös damit herum.
Hier zu warten wurde allmählich zu einer Belastungsprobe.
Ich spürte, wie ich mich innerlich mehr und mehr verkrampfte, je länger ich in diesem Zimmer abgeschottet blieb. Wo zum Geier war diese schamlos innere Hexe, wenn frau sie mal wirklich brauchte?
Ich schenkte ein zweites Glas Wasser ein und trank auch das aus.
Persephones Anweisung kam wie die zuvor per SMS. Außer der Adresse enthielt sie den Satz: „Tragen Sie schwarze Pumps.“
Ich trug schwarze Pumps. Keine neuen oder besonders guten, aber sie waren schwarz.
Die große Blonde erschien in der Tür.
Sie trug dieselbe venezianische Halbmaske wie im Maison Athène . Kein Kleid dazu diesmal, sondern ein Kostüm aus einem nachtblauen Stoff. Der Rock war so kurz, er bedeckte gerade so ihren Po. Das Jäckchen war im Gegensatz dazu bis zu seinem kleinen Stehkragen hinauf züchtig hochgeschlossen.
Aber sie hatte auch eine Leine aus Leder dabei, die in einem silbernen Verschluss auslief.
Ich leistete keinen Widerstand als sie mir wortlos die Jacke abstreifte und den Verschluss in die silberne Öse von Persephones Halsband einhakte.
Sie lächelte dabei zutraulich und warm.
Dann führte si e mich mit stolz erhobenem Kopf durch die Tür in den Flur.
Ich folgte ihr brav.
Schwester Marie-Claire wedelte ihren erhobenen Schamzeigefinger entrüstet vor mir her, während sie entsetzt im Dreieck sprang.
Weshalb wehrte ich mich nicht?
Ich weiß es nicht.
Ode r vielleicht wusste ich es doch aber traute mir einfach nicht, es mir auch einzugestehen.
Da stand der große Sc hwarze und sah mich an.
Seine Blicke blieben einen Moment zu lange auf mir hängen. Den n die Blonde wandte sich ihm zu und griff ihm wie nebenbei hart ins Gemächt.
Wirklich hart.
Dennoch verzog er kaum eine Mine, obwohl ihm ihre Krallen selbst durch den Stoff von Hose und Shorts hindurch wirklich wehgetan haben mussten.
„Auf die Knie!“ , zischte die Blonde.
Der Schwarze fiel gehorsam auf die Knie und legte seine Stirn auf die Spitzen der Lackpumps der Blonden.
Sie gestattete es eine Sekunde – dann stieß sie ihn mit einem Fußtritt von sich und befahl: „In die Ecke!“
Und dieses muskulöse, nahezu zwei Meter große Prachtexemplar von einem Mann erhob sich , murmelte: „Sehr wohl, Herrin!“ und stellte sich dann wie ein gemaßregelter Schuljunge mit dem Gesicht zur Wand in eine Flurecke.
Wow.
Natürlich war es ein Spiel. Und ein Teil von mir wusste auch, dass er nur hierher gekommen war um sich herumkommandieren und demütigen zu lassen.
Trotzdem starrte ich ihm mit geröteten Wangen und plötzlich trockenem Mund ungläubig nach.
Dieses Spiel zwischen der Blonden und dem Schwarzen hatte etwas sehr intimes und ein bisschen kam ich mir (trotz der Leine an meinem Hals) vor wie eine Voyeurin.
Sicher es war Scham, was mir die Röte auf die Wangen getrieben hatte. Aber Scham war nicht alles, was ich empfand, denn zwecklos es zu leugnen, es war einfach auch sexy zu sehen, wie dieser Typ sich von der Blonden hatte derart herumkommandieren lassen. Sobald ich begriff, dass es mich auf eine schräge Art anturnte, schoss mir erneut die Schamröte ins Gesicht. (Verdammt derzeit schien Schwester Marie-Claires Schamzeigefinger eindeutig nach Punkten vorn zu liegen. Wo war diese faule innere Hexe, wenn frau sie mal wirklich brauchte?)
Erst jetzt fiel mir auf, dass sowohl der A nzug des Schwarzen, als auch das Kostüm der Blonden und die Farbe der Vorhänge in den leeren Zimmern aufeinander abgestimmt waren.
Das war kein Zufall.
Das konnte gar kein Zufall sein.
Dann – der verschlossene Raum.
Und Persephone.
22 .
Die dunkle Fee trug heute rot. Dasselbe Rot wie die Vorhänge an den Fenstern in diesem Raum. Ihr Lippenstift hatte beinah die Farbe getrockneten Bluts. So , dass ihr Mund aus ihrem blassen Gesicht heraus stach, wie eine frische Wunde. Ihre schwarzen Haare hatte sie streng nach hinten gebunden.
In dem Raum befanden sich: ein Spiegel in einem übertrieben verzierten goldenen Rahmen, ein Kleiderständer, der wirk te wie aus einer alten Boutique und ein mächtiger antiker Tisch. Er war bedeckt von einem
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