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Pandoras Kuss

Pandoras Kuss

Titel: Pandoras Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Polo
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abzuhalten, und wandte mich grimmig der eigentümlichen Zusammenstellung von Kleidern, Schuhen, Hüten und Schmuck in den Regalen zu.
    Im Stillen schwor ich mir zum x-ten Mal hoch und heilig, dass die dunkle Fee so einfach mit ihrer bescheuerten Arroganz nicht davon kommen würde.
    Aufgeschoben , war noch längst nicht aufgehoben. Mein Tag würde kommen – und dann war ich dran meine Krallen an ihr zu wetzen.
    Dafür , dass sie sich selbst kleidete wie eine Punkerin vor einem Bahnhofsimbiss, bewies das üppige Mädchen außerordentliche Sensibilität und Geschmack bei den Vorschlägen, die sie mir für mein Opernoutfit machte. 
    Weder Kleines Schwarzes (Persephones Chanel-Teil!), noch irgendein Blau (Die Vorhänge in dem Spielzimmer!) oder gar etwas Graues (der Lederrock!) kamen heute für mich in Frage. Ich bestand auf Teilen entweder in Türkis, Grün oder Rot.
    Das Mädchen musterte mich als hätte sie mich nie zuvor gesehen (und kein Wort meines Schlagabtauschs mit der dunklen Fee gehört), dann ging sie nach hinten (wohl in irgendein Lager) und kehrte mit einer Handvoll Kleider zurück, die sie nacheinander über den Sesseln, Stühlen und der Reihe altmodischer Kleiderpuppen ausbreitete. 
    Liebe auf den ersten Blick existierte. Vielleicht nicht unbedingt zwischen Männern und Frauen. Aber definitiv zwischen Frauen und ganz bestimmten Klamotten. Ich sah es auf den ersten Blick – dieses Kleid und ich, wir waren füreinander geschaffen.
    Es war rot, gerade geschnitten, etwas über knielang und aus einem weichfallenden Seidenstoff, der dem Schnitt seine Strenge nahm.  Aber den eigentlichen Clou bildete das Oberkleid aus schwarzer Spitze, das dazugehörte.
    Ich griff außerdem nach einem Paar grober sc hwarzer Armeestiefel, das wie vergessen in einem der Regale stand.
    Auf dem Weg zur Umkleide konnte ich Persephones entsetzte Blicke in meinem Nacken spüren. Möglich, das s sie dem Kleid zustimmte. Aber niemals diesen Stiefeln.
    Ihr Problem.
    Die Umkleide war aus demselben weißen , abgenutzten Holz gefertigt wie der Dielenboden. Sie enthielt einen Spiegel in einem silbernen Gipsrahmen und einen gepolsterten Drehstuhl. Fröhlich blaue Blumen waren neben der Reihe verschnörkelter Haken auf das weiße abgewetzte Holz der Trennwände gemalt.
    Heilige Marie Magdalena, Schutzpatronin aller gefallenen (und noch zu fallenden Mädchen) betete ich inbrünstig – bitte, bitte mach, dass mir das Teil auch passte .
    Meine Gebete wurden erhört. O bwohl es ein ganz klein wenig eng zuging, schmiegten sich Unter- und Oberkleid ohne einzureißen um meine Rundungen.
    Ich sah mich im Spiegel an.
    Perfekt. Die kleine Hexe klatschte uns beiden Beifall.
    Hinter mir Schritte, der Vorhang der Umkleide wurde zur Seite geschoben. Das üppige Mädchen lächelte meinem Spiegelbild zu. Ich lächelte zurück.
    „Das da hast du vergessen “, sagte sie und reichte mir ein Paar schwarze Nylons mit Naht.
    Ich streifte sie über und schlüpfte zuletzt noch in die Stiefel, die ein wenig zu groß waren.
    Selbstverständlich hätte die dunkle Fee meinem eigenen Kleiderschrank nie getraut, zumindest nicht, wenn es darum ging, zusammen mit ihr bei einer öffentlichen Veranstaltung aufzutauchen.
    Aber keine Kontrolle, keine Form von Überwachung oder Macht war je perfekt ,   und es musste ja nicht immer die ganz große Geste sein, in der frau ihren Widerstand zum Ausdruck brachte.
    Egal, was die dunkle Fee auch sagen oder unternehmen würde, wollte sie mich in diese Oper schleppen, dann entweder in diesem Outfit oder gar nicht.
    Dabei hätte ich es eigentlich besser wissen sollen. Persephone tat nichts – GAR NICHTS – ohne Grund, und vor allem nicht, ohne es zuvor drei bis fünfzehn Mal in vier bis sechs Dimensionen durchdacht gehabt zu haben. (Wie oft hatte ich mir das eigentlich schon eingehämmert, aber es dann trotzdem immer wieder verdrängt?) Um mich für den Auftritt in der Oper vorzubereiten, hätte sie mir auch eines ihrer üblichen Gabenpäckchen schicken können und dabei sogar noch ein höheres Maß an Kontrolle über mich bewiesen. Stattdessen ließ sie mich von ihrem Chauffeur Schrägstrich Sklaven, Schrägstrich Was –wusste- ich –nicht- sonst- noch – was – er –eigentlich – war, hierher karren. Das musste einfach einen Haken haben und zwar einen, an dem ich mich womöglich böse verschluckte.   
    Ich trat aus der Umkleide .
    „Da sieh an …“ , sagte die dunkle Fee. „Nicht übel! Gar nicht übel,

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