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Pandoras Tochter

Pandoras Tochter

Titel: Pandoras Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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nicht bei der Sache. Er hat jetzt ein anderes Kind, und ich muss ihn ganz schnell finden. Später kümmere ich mich um dich, aber jetzt muss ich dich allein lassen.«
    Aber sie konnte sich nicht von der Kleinen lösen, solange sie dieses tragische Bild vor Augen hatte. Denk an Adia, wie sie war, bevor das alles passiert ist. Glücklich, geliebt von ihren Eltern, spielend in ihrem Dorf. Doch selbst dieses Szenario weckte die Wut auf den Hurensohn, der ein Kinderglück zerstören konnte.
    Versuch’s noch mal.
    Sie drückte das Kleid an ihre Brust.
    O lieber Gott. Übergib dich nicht. Steh das durch.
    Hilf mir, Adia.
6 Uhr 30
    Felsen.
    Steil abfallende Felsen.
    Ja.
    Renatas Hände umklammerten das rosafarbene Kleid. Nach Stunden war es ihr gelungen, Verbindung zu Molino aufzunehmen. Ja, noch mehr – sie empfing auch ein Bild, eine Ansicht. Ihre Hand krallte sich in den Stoff, während sie Gas gab.
    Nordwesten.
    Mehr, betete sie, gib mir mehr.
    Ein Haus auf einem Felsen. Zweistöckig, braunes Zedernholz und viel Glas. Sie sah Molino auf einem Pfad am Rande des Abgrundes; er überblickte das Tal tief unter sich. Auf dem Landeplatz hinter dem Haus stand ein blauweißer Helikopter. Ein Geräteschuppen befand sich etwas abseits von dem Platz. Wie war die Registriernummer des Helikopters? Verdammt, das Bild war zu verschwommen. Aber Molino sah in der Ferne glitzernden Stahl – eine Brücke, die Wasser überspannte.
    Dann war die Vision weg.
    Aber das Führungsseil war noch da. Folge ihm.
    Nordwesten.
    Renata legte Adias Kleid beiseite, um Gradys Nummer zu wählen. »Molino hat ein Haus auf einem Felsen. Im Nordwesten des Staates.«
    »Wie sicher sind Sie? Wir haben nicht mehr viel Zeit vor Megans Treffen mit Molino.«
    »Ich bin ganz sicher. Molino kann eine Brücke von einem Weg, der am Abgrund entlangführt, sehen.«
    »Was für eine Brücke?«
    »Das weiß ich nicht. Alles ist verschwommen. Stahl. Es ist nicht die Golden Gate, aber sie ist immerhin so groß, dass man sie von weitem sieht.«
    »Sonst noch etwas?«
    »Nein, ich habe das Bild verloren. Aber die Spur ist noch da. Ich folge ihr.«
    »Wo sind Sie?«
    »Die letzte Stadt, durch die ich kam, war Pulaski.«
    »Ich schicke Harley in einem Hubschrauber zu Ihnen.«
    »Ich brauche Harley nicht.«
    »Wenn Sie das Gebiet eingrenzen können, sieht er vielleicht die Brücke von der Luft aus und findet das Haus.«
    »Möglich.«
    »Mittags geht Megan auf dieses verdammte Feld. Ich kann Molino nicht angreifen, solange er Phillip und den Jungen in seiner Gewalt hat, aber ich muss wissen, wohin er sie bringt.«
    »Das alles ist mir bewusst. Harley könnte mir in die Quere kommen.«
    »Das riskiere ich. Er ruft Sie vom Hubschrauber aus an.«
    Renata legte auf. Sie wollte Harley nicht hier haben. Sie brauchte niemanden, der sie so schwach und zittrig sah. Sie nahm das Kleid wieder und drückte es mit der Hand ans Lenkrad, wie sie es die vergangenen Stunden gemacht hatte. Selbst nach all der Zeit zitterte sie immer noch und litt unter den Gefühlen.
    »Wir müssen das einfach hinnehmen, Adia«, flüsterte sie. »Möglicherweise kann er uns ja wirklich helfen.«
    Dann blendete sie alle Gedanken aus und konzentrierte sich auf die Spur, die sie zu Molino führte.
    Nordwesten.
     
    »Renata hat gerade angerufen«, sagte Grady, als er ins Wohnzimmer kam. »Sie glaubt zu wissen, wo Molinos Versteck ist.«
    Megan, die auf der Couch saß, richtete sich auf. »Gott sei Dank.«
    »Und sie empfängt ein Bild. Es ist im Nordwesten in der Nähe einer Brücke. Ich rufe Harley an.«
    »Gut. Ich fühle mich besser, wenn er bei ihr ist, falls sie Molino wirklich näher kommt. Sie mag es ein wenig zu sehr, die Dinge allein zu erledigen.«
    »Aber sie macht ihre Sache gut.«
    »Du verteidigst sie?« Sie brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Was für eine Überraschung.«
    »Das sollte es nicht sein. Sie hat bewiesen, dass sie auf deiner Seite ist. Mehr Qualifikation brauche ich zurzeit nicht. Wäre sie eine Hexe, würde ich ihr helfen, die Augen von Molchen für ihr Gebräu zu sammeln, wenn ich sicher sein könnte, dass sie Molino finden kann.«
    »Eine Hexe«, wiederholte Megan. »Ich nehme an, in der Vergangenheit hätte man sie für eine Hexe gehalten. Es ist so unfair.«
    »Heute ist das nicht anders.« Er tippte eine Nummer in sein Handy. »Aber jetzt muss ich Harley erreichen, damit er unserer Hexe helfen kann.«
    Megan stand auf und ging in die Küche. »Ich koche uns einen

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