Pandoras Tochter
Sie wieder auf die Straße und rufe Sie an, um Ihnen die Gegend um diese Brücken zu beschreiben. Oder wollen Sie mit mir in den Helikopter steigen?«
Sie lehnte ab. »Beim Fliegen spüre ich die Verbindung nicht so stark wie auf dem Boden.«
»Wie Sie wollen.« Er nahm das Kleid und hielt es einen Augenblick fest, bevor er es ihr überreichte. »Der Gedanke daran macht mich sehr, sehr wütend.« Er schlug die Autotür zu und ging zurück zu dem Hubschrauber.
10 Uhr 50
»Sind Sie bereit?«, fragte Molino, als Megan den Anruf entgegennahm. »Ich bin es und kann es kaum erwarten, Sie zu treffen.«
»Und Sie bringen Phillip und Davy mit?«
»Das hab ich Ihnen doch gesagt.«
»Wie geht es ihnen? Haben Sie ihnen etwas angetan?«
»Das können Sie sich selbst ansehen. Ich weiß«, fügte er hinzu, »dass Grady und seine CIA-Freunde in der Nähe herumlungern, und ich lege die Regeln fest. Nachdem der Helikopter mit Phillip und dem Jungen abgehoben hat, bleiben Sie auf dem Feld, bis meine Maschine Sie abholt. Verlieren Sie nicht die Geduld – es wird ein paar Minuten dauern. Falls jemand verhindern sollte, dass Sie mit mir kommen, werde ich den Befehl geben, den Hubschrauber mit Ihrem Freund Phillip und dem Kind abzuschießen. Und sollte Ihnen jemand folgen, nachdem Sie an Bord gegangen sind, werden sie beobachten können, wie Sie aus mehreren Hundert Metern auf die Erde fallen. Da Sie keins von den irren Talenten Ihrer Mutter geerbt zu haben scheinen, bezweifle ich, dass Sie fliegen können.«
»Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Haben Sie ihnen etwas angetan?«
Doch er hatte die Verbindung bereits unterbrochen.
11 Uhr 35
Renata registrierte voller Entsetzen, dass sie das Führungsseil verloren hatte.
In der einen Minute war es stark und straff gewesen, in der nächsten spürte sie gar nichts mehr.
Bitte, nicht jetzt. Sie hatte gedacht, dass sie dem Ziel ganz nahe war.
Ihre Hand zitterte, als sie Harleys Nummer in das Telefon tippte. »Es ist weg. Das Führungsseil ist nicht mehr da.«
»Beruhigen Sie sich«, sagte Harley beschwichtigend. »Ich weiß, dass es für Sie schlimm sein muss, aber ich begreife es nicht.«
»Verdammt, ich habe ihn gefühlt. Es wurde stärker und stärker, und dann habe ich ihn verloren.«
»Dann lassen Sie uns nachdenken.« Er schwieg eine Weile. »Wie spät ist es?« Er antwortete selbst: »Viertel vor zwölf, Renata. Er soll Megan um Mittag treffen. Wenn er abhebt und nach Süden in Richtung Redwing fliegt, würden Sie dann die Verbindung zu ihm verlieren?«
»Mist.« Sie kam sich idiotisch vor. »Ja. Ich habe mich auf ihn in dieser Gegend konzentriert. Es ist so, als hätte mir jemand den Teppich unter den Füßen weggezogen. Wieso bin ich nicht drauf gekommen?«
»Ich habe gehört, dass Genies manchmal Schwierigkeiten haben, sich die Turnschuhe zuzubinden.«
»Was soll das heißen?«
»Worte des Trostes? Sehen Sie zu, dass Sie Ihr Führungsseil zu fassen bekommen, und rufen Sie mich wieder an. Ich bin über der ersten Brücke und möchte etwas tiefer gehen.« Er beendete das Gespräch.
Renata schloss die Augen und legte die Hände auf das Kleid.
Wo bist du, Mistkerl?
Nichts.
Nein, da war ein schwaches Ziehen – federleicht in Richtung Osten.
Sie wartete einen Moment, aber das Ziehen wurde mit jeder Sekunde schwächer.
Sie rief Harley an. »Er fliegt nach Südosten.«
»Redwing«, sagte Harley. »Er will Megan abholen.«
»Wie lange haben wir Zeit, bis er sie herbringt?«
»Zwei Stunden Maximum, würde ich sagen.«
Zwei Stunden.
Wieder keimte Panik auf. Verdammt, was war nur los mit ihr? Sie hatte gelernt, immer ruhig zu bleiben und einen kühlen Kopf zu bewahren.
Die Antwort war nicht schwer zu finden. Diese Sache bedeutete ihr zu viel. Jetzt verstand sie, warum Mark sie immer davor gewarnt hatte, sich emotional auf etwas einzulassen.
Nun, jetzt war es zu spät. Sie hatte Gefühle entwickelt.
»Ich habe keine Spur mehr«, sagte sie. »Ich werde versuchen, den Platz nach Ihrer Beschreibung zu identifizieren. Wir müssen Molinos Versteck schnell finden, bevor er zurückkommt. Grady wird einen Mann im Haus postieren wollen. Zur Hölle, Megan braucht jede Hilfe, die sie kriegen kann. Sind Sie über der Brücke?«
»Ein Stück östlich davon.«
»Was sehen Sie? Irgendwelche Felsen?«
»Noch nicht. Ich fliege noch einmal …«
Mein Gott, ich fühle mich entsetzlich allein, dachte Megan, als sie die Augen abschirmte und in den Himmel schaute. Das Feld
Weitere Kostenlose Bücher