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Pandoras Tochter

Pandoras Tochter

Titel: Pandoras Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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für diese Nacht in die Stadt fährt. Er müsste die Tür unverschlossen gelassen haben.«
    »Gott sei Dank, dann wird man uns nicht wegen Einbruchs verhaften.« Sie folgte Grady über den Rummelplatz. Es war unheimlich, durch die Gasse zu gehen, die tagsüber so umtriebig und heiter wirkte und jetzt finster und menschenleer war.
    Auch der Wohnwagen, zu dem sie gingen, war verlassen. Dies war der Ort, an dem sich ein Mann auf schreckliche Weise umgebracht hatte.
    »Das wäre unproduktiv«, sagte Grady. »Du hast sowieso genug zu überstehen, auch ohne dass du mit den französischen Gendarmen zu tun bekommst.«
    »Vielleicht.« Sie sah den kleinen silbernen Wohnwagen schon von weitem. Ihre Hände waren kalt und feucht. »Was, wenn Edmund nicht zu der Party kommt?«
    »Dann wirst du erleichtert aufatmen, und ich muss einen anderen Weg finden.« Auch sein Blick war auf den schimmernden Wohnwagen gerichtet. »Du kannst die Sache aufschieben bis morgen.«
    »Ich habe Zauderer schon immer gehasst. Ich bin keiner, Grady.« Sie kamen vor der Tür des Wohnwagens an. »Lass mich einfach reingehen.«
    »Sofort.« Er öffnete die Tür, trat beiseite und drückte Megan eine kleine Taschenlampe in die Hand. »Schalt die Lichter nicht ein. Bist du sicher, dass du mich nicht dabeihaben willst?«
    »Im Moment würde ich jeden in diesem Wohnwagen willkommen heißen, sogar Dracula.« Sie stieg die drei Stufen hoch in den dunklen Wagen und wurde von dem scharfen Geruch nach Zitronenpolitur und Schweiß empfangen. »Ich bin okay.« Sie machte die Tür hinter sich zu.
    Finsternis.
    Einsamkeit.
    Gegen das Gefühl der Einsamkeit konnte sie nichts tun, aber gegen die Dunkelheit. Sie knipste die Taschenlampe an.
    Sie stand in einem winzigen Raum mit bequem aussehendem Bettsofa und einem Fernseher. Eine noch winzigere Küche führte aus dem Zimmer. Ein schwarzes Sweatshirt lag auf der Couch.
    Edmunds Sweatshirt?
    Nein. Es musste dem neuen Bewohner gehören – Pierre … wie war sein Nachname noch mal? Es schien ihr, als würde im Augenblick alles, was sie betraf, mit Edmund Gillem zusammenhängen und sich auf ihn fokussieren.
    Einbildung.
    Oder auch nicht.
    Was sollte sie jetzt tun? Auf die Couch wollte sie sich nicht setzen. Und auch nichts berühren, was einmal Edmund gehört hatte. Sie kauerte sich neben der Tür auf den Boden und schwenkte den Lichtstrahl der Taschenlampe durch den Raum. Ein Druck von einem Mohnfeld hing über dem Fernseher. Die Möbel waren billig und abgenutzt, aber der graue Teppich sah ganz neu aus. Sie leuchtete die Wände ab. Sie waren mit Holz vertäfelt, das mit den Jahren nachgedunkelt zu sein schien. Nur ein Rechteck neben den Vorhängen war heller als der Rest der Wand. Dort musste ein Foto oder ein Bild gehangen haben.
    Oder ein Spiegel.
    Er hat sich die Kehle mit einer gezackten Spiegelscherbe aufgeschnitten.
    Ein neuer Teppich.
    Weil die Blutflecken nicht aus dem alten rausgegangen waren?
    Gott, war ihr schlecht!
    Armer Kerl.
    Er war ein guter Mann. Ich glaube, ich hätte ihn gemocht.
    Warst du ein guter Mann, Edmund?
    Was hat dich dazu gebracht, dir das Leben zu nehmen?
    Eine überwältigende Traurigkeit umgab sie. Das Leben war kostbar, und Edmunds mentale Qualen mussten extrem gewesen sein, wenn sie ihn dazu gebracht hatten, seinem Leben ein Ende zu setzen.
    Gut, es war höchste Zeit, sich nicht mehr den Kopf zu zerbrechen und zu sehen, ob ihre sogenannte Gabe nur Firlefanz war oder ob sie ihr Antworten liefern konnte.
    Sie atmete tief durch und knipste die Taschenlampe aus. Es war stockfinster, aber vor ihrem geistigen Auge sah sie das helle Rechteck an der Wand, wo einst der Spiegel gehangen hatte.
    Edmund …
    Sie nahm ihren Mut zusammen und öffnete sich den Stimmen.
    Nichts. Nicht einmal ein Flüstern. Kein Brüllen. Gar nichts.
    Erleichterung durchströmte sie. Sie hatte es versucht. Sie hatte getan, was sie versprochen hatte. Es war nicht ihre Schuld, dass sie nichts hören konnte. Vielleicht war das alles doch nur Humbug.
    Und dann kamen sie.
    Ein eindringlicher Schrei, der Megan durch Mark und Bein fuhr.
    »Sagen Sie es. Seien Sie kein Narr, Gillem. Wo ist die Chronik?«
    »Nein. « Er ächzte. »Das werde ich Ihnen nie sagen, Molino. Sie würden mich sowieso töten. «
    »Vielleicht nicht. Versuchen Sie’s. «
    »Nein. «
    »Sienna, überrede ihn. «
    Ein weiterer langgezogener Schmerzensschrei.
    »Wir wissen, dass Sie sie nicht hier haben. Wo haben Sie sie versteckt?«
    »Ich hatte … die

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