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Pandoras Tochter

Pandoras Tochter

Titel: Pandoras Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Moment. »Er lebt nicht mehr.«
    Ihre Stimme klang gefasst, aber Megan war erschüttert, wie viel Schmerz in diesen Worten lag. Am liebsten hätte sie die Arme nach Renata ausgestreckt, aber das wäre, als würde man versuchen, ein wildes Tier zu trösten. »Nein, er ist nicht mehr am Leben; er starb in seinem Wohnwagen in Rom. Er war sehr tapfer.«
    »Er war ein Narr. Ich habe ihm gesagt, er soll fliehen.« Renata holte bebend Luft. »Wie ich es jetzt tun werde.«
    »Zu viele Menschen haben schon vor Molino die Flucht ergriffen.«
    »Glauben Sie, mir wäre es nicht lieber, wenn ich bleiben und versuchen könnte, dem Hurensohn den Garaus zu machen? Aber das geht nicht. Nicht jetzt.«
    »Weil Sie die Chronik haben«, warf Grady ein.
    »Das hab ich nicht gesagt.«
    »Nein, das stimmt«, gab ihr Megan recht, »aber Edmund hat es gesagt.«
    Renata erstarrte. »Sie lügen. Edmund hätte das niemals jemandem erzählt. Lieber wäre er gestorben.«
    »Sie haben recht; er ist gestorben, um das Geheimnis zu bewahren und Sie nicht zu verraten.« Und leise fuhr Megan fort: »Und als er starb, hat er für Sie gebetet, Renata.«
    Renata starrte sie lange an. »O Scheiße.« Sie wirbelte herum. »Kommen Sie, Megan, lassen Sie uns ein Stückchen gehen.«
    »Verstehe ich das richtig – Grady und ich sind nicht eingeladen?«, fragte Harley. »Dann bleiben Sie wenigstens auf dem Weg, dass wir Sie im Auge behalten können.«
    Renata gab keine Antwort, und Megan musste sich beeilen, um sie einzuholen.
    Renata hatte die Hände in den Taschen vergraben und schaute starr vor sich hin. Ein paar Minuten sagte sie gar nichts, und als sie das Wort ergriff, klang ihre Stimme unsicher. »Sie sind eine Lauscherin?«
    »Ja.«
    »In der Chronik stand, dass Sie eine werden könnten, aber wir waren nicht sicher.« Sie blinzelte, um die Tränen zurückzuhalten. »Edmund hat darauf gewettet, dass Sie das Talent im Laufe der Jahre entwickeln.« Sie schluckte. »Ich habe ihn für verrückt erklärt und dagegengehalten, dass Sie bis jetzt keinerlei Anzeichen gezeigt haben und die Fähigkeit eine Generation überspringen kann.«
    »Ich wünschte, es wäre so.«
    »Aber dann könnten Sie mir jetzt nicht von Edmund erzählen, stimmt’s? Wann war es?«
    »Vor drei Tagen. In seinem Wohnwagen außerhalb von Paris.«
    Wieder schwieg Renata, dann fragte sie zaghaft: »War es … schlimm für ihn?«
    Megan wollte nicht lügen. »Schrecklich.«
    »Mein Gott.« Renata blieb stehen und schloss die Augen. »Ich wusste es. Aber ich musste es hören.«
    »Er war sehr tapfer und fest entschlossen zu verhindern, dass Molino noch jemandem etwas antun kann.«
    »Er war ein solcher Narr. Er war mit mir übereingekommen, dass er schon beim kleinsten Hinweis darauf, dass jemand hinter ihm her ist, fliehen würde. Das hat er nicht getan. Als er vor drei Monaten hier war, sagte er, er hätte nur so ein Gefühl, und er hatte nicht die Gabe, in die Zukunft zu sehen. Er hat darüber gelacht.«
    »Aber er hat sich immerhin so unwohl gefühlt, dass er die Chronik an Sie weitergegeben hat.«
    »Ja.«
    »Werden Sie sie mir geben? Ich verspreche, dass Molino sie nicht in die Hände bekommt.«
    Renata starrte sie erstaunt an. »Guter Gott, nein! Edmund ist für diese Chronik gestorben, und er hat sie mir zur Aufbewahrung gegeben. Ich werde sie nie aus der Hand geben.« In ihrer Stimme schwangen Entschlossenheit und Leidenschaft mit. »Was glauben Sie, wer Sie sind? Sie wissen gar nichts.«
    »Ich bemühe mich zu lernen, Renata. Unterrichten Sie mich.«
    »Ich habe keine Zeit. Bleiben Sie einfach weg von mir. Sie ziehen das Unglück an.«
    »Das kann ich nicht. Ich muss Molino ein für alle Mal aufhalten – er ist auf die Chronik aus. Grady sagte, dass Molino immer im Verborgenen bleibt, und wir müssen ihn aus seinem Versteck locken. Die Chronik bietet uns vielleicht die einzige Möglichkeit, ihn zu stoppen.«
    »Dann sollten Sie lieber über eine andere nachdenken. Ich setze die Chronik nicht aufs Spiel.«
    »Es besteht keine Gefahr. Wir würden Sie niemals …«
    »Nein«, wehrte Renata ab. »Hören Sie auf damit.«
    Megan fügte sich kopfschüttelnd. »Okay, dann behalten Sie die Chronik. Aber laufen Sie nicht vor uns davon. Wir werden Sie beschützen. Wir wollen weiß Gott nicht, dass Ihnen etwas zustößt.«
    »Weil Sie Angst haben, dass dann die Chronik für immer in der Versenkung verschwinden könnte.«
    Ärger loderte in Megan auf. »Zum Teufel mit Ihnen. Ist es zu viel

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