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Pandoras Tochter

Pandoras Tochter

Titel: Pandoras Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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verlangt, wenn ich Sie bitte, mir zu glauben, dass ich Sie nicht tot sehen möchte? Edmund muss Sie gern gehabt haben. Er hat für Sie gebetet. Und er hat mich dazu gebracht, Sie zu mögen. Sie haben ihn gefoltert und fürchterliche Dinge mit ihm gemacht, ehe sie ihn in den Tod getrieben haben. Ich würde nicht zulassen, dass man ihm noch etwas nimmt. Er wollte, dass Sie leben, und, bei Gott, Sie werden leben. Wenn Sie weglaufen, werde ich Ihnen folgen. Wenn Sie sich verstecken, werde ich Sie finden.«
    Renata sah sie erstaunt an. »Ich wollte nicht … Oh, vielleicht wollte ich es doch.« Sie reckte trotzig ihr Kinn. »Ich habe Grund, an Ihnen zu zweifeln. Für mich sind Sie eine Fremde.«
    »Sie wissen nur das über mich, was Sie in der Chronik gelesen haben.«
    »Das waren sehr spärliche Informationen. Edmund konnte kein detailliertes Profil von allen erstellen. Wir sind zu viele.«
    »Dann fülle ich die Lücken. Weil Sie mich kennenlernen müssen. Sie müssen mir vertrauen.« Megan ging weiter. »Etwas anderes lasse ich nicht zu. Ich möchte nicht, dass Sie in Panik geraten und vor mir davonlaufen, wenn ein Verdacht bleibt. Was wissen Sie über Neal Grady?«
    »Er versucht schon Jahre, Familienmitglieder zu finden. Er war bei der CIA und hat ein Talent. Edmund hielt es für eine gute Idee, auf ihn zuzugehen, bevor er jemanden von uns aufspürt. Er glaubte, mit Grady reden zu können. Ihm gefiel, was er über ihn herausgefunden hatte.«
    »Aber er hat es nicht getan.«
    »Wir sind vorsichtig, handeln nicht spontan. Edmund wollte weitere sechs Monate warten, ehe er etwas unternahm.«
    Was für eine Tragödie, dachte Megan. Die beiden Männer waren langsam aufeinander zugegangen. Hätte Grady Edmund zwei Tage früher gefunden, und wäre Edmund nicht so vorsichtig gewesen, dann hätte das Grauen im Wohnwagen verhindert werden können. »Aber ihm sind diese sechs Monate nicht mehr geblieben«, sagte Megan. »Ich wünschte wirklich, er hätte Verbindung zu Grady aufgenommen.«
    »Er musste sichergehen. Grady war nicht der Einzige, der hinter ihm oder uns her war.« Sie presste die Lippen zusammen und fuhr dann fort: »Und schließlich ist Molino erst durch Ihre Mutter auf uns aufmerksam geworden. Dieses Tribunal-Protokoll wäre für ihn bedeutungslos gewesen, wenn es nichts mit Sarah zu tun gehabt hätte.«
    »Erwarten Sie, dass ich mich entschuldige?«, wollte Megan wissen. »Vergessen Sie’s. Meine Mutter hat nie etwas von der Familie Devanez gehört. Sie wollte nur überleben und dafür sorgen, dass Molino nicht noch mehr unschuldige Kinder in seine dreckigen Hände fallen. Dabei ist sie durch die Hölle gegangen. Versuchen Sie nicht, mir Schuldgefühle wegen Ihrer kostbaren Chronik einzureden.«
    Renata überlegte eine Weile, dann sagte sie nachdenklich und mit einem kleinen Lächeln: »Sie ist kostbar. Genau wie die Kinder. Und Sie haben recht – es kann sein, dass ich Ihnen Schuldgefühle einreden wollte. Ich fühle mich in die Defensive gedrängt.«
    »Niemand greift Sie an. Sie brauchen sich nicht zu verteidigen.«
    »O doch«, erwiderte sie. »Das gehört zu meinem Leben.«
    In letzter Zeit gehörte das auch zu Megans Leben. Allmählich spürte sie eine echte Verbundenheit mit Renata Wilger. Die junge Frau war impulsiv, misstrauisch und, nach allem, was Harley gesagt hatte, gewalttätig, aber sie hatte Edmund gern gehabt und war bereit, dafür zu kämpfen, dass die Chronik nicht gefunden würde. Die letzte Aussage barg eine Bitterkeit, die Megan ans Herz ging. »Dann seien Sie auf der Hut vor Molino. Sie sind hier unter Freunden.«
    »Bin ich das?« Renata wandte sich ab. »Vertrauen Sie Grady?«
    »Ja.«
    »Und Harley?«
    »Auch. Obwohl ich ihn nicht so gut kenne.«
    »Ich traue keinem von Ihnen. Also können Sie aufhören, mich zu bedrängen.«
    »So funktioniert das nicht. Sie werden mir vertrauen. Schön, wir beginnen mit Schritt eins. Sie können jemandem, den Sie nicht kennen, kein Vertrauen entgegenbringen. Sie sagten, Sie wüssten nur dürre Fakten über mich? Mir widerstrebt es, mich Fremden gegenüber zu öffnen. Das verletzt meine Privatsphäre. Aber Sie werden bald so viel über mich erfahren wie sonst nur eine Schwester.« Sie holte tief Luft. »Und ich werde mit meiner Mutter anfangen. Sie war lieb und witzig und gab mir immer das Gefühl, geborgen zu sein. Das war ihr wichtig, aber den Grund dafür erkannte ich erst, als …«
     
    »Gütiger Gott, die reden schon über eine Stunde.« Grady

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