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Pandoras Tochter

Pandoras Tochter

Titel: Pandoras Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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mich von Ihnen losreißen und aufwachen, obwohl Sie versucht haben, mich im Schlafzustand zu halten.«
    »Haben Sie sich losgerissen?«
    Plötzlich kamen ihr Zweifel. Hatte er aus freien Stücken von ihr abgelassen? Sie sah ihm forschend ins Gesicht. »Sie bluffen. Verdammt, natürlich hab ich das getan.«
    Er lachte leise. »Sie haben recht. Letzten Endes sind Sie mir entwischt.«
    Mit diesem Bekenntnis hätte sie nicht gerechnet. »Dann hätten Sie sich den Weg hierher sparen können.«
    Sein Lächeln verblasste. »Ich wollte Ihnen klarmachen, dass ich keineswegs erfreut wäre, wenn Sie Megan auf irgendeine Art verletzen. Genau genommen würde mich das so wütend machen, dass Sie in kleinen blutigen Stücken enden könnten.« Sein Ton war sanft, dennoch war die tödliche Drohung nicht misszuverstehen.
    Verdammt, er kann einem wirklich Angst einjagen, dachte Renata. Sie war es nicht gewöhnt, eingeschüchtert zu werden, dennoch fürchtete sie sich in diesem Augenblick vor Neal Grady. Aber das durfte sie ihm nicht zeigen. »Verschwinden Sie, Grady.«
    »Bin schon auf dem Weg.« Er nickte. »Gute Nacht.«
    Und dann war er weg.
    Renata atmete erleichtert auf. Sie wünschte, Mark wäre hier, um ihr den Kopf zurechtzurücken, weil sie sich lächerlich benahm. Er hatte ihr eingeschärft, dass Angst der schlimmste aller Feinde sei. Und sie hatte stets gelacht und ihn darauf hingewiesen, dass dieses Zitat nicht gerade originell war. Frei nach Winston Churchill. Es war idiotisch, Angst vor Grady zu haben, wenn sie nicht mal Molino fürchtete.
    Schlechtes Gewissen?
    Möglich. Sie fühlte sich bei ihrem Vorhaben nicht gut. Aber was spielte es schon für eine Rolle, wie sie sich fühlte? Edmund hatte sich auch nicht gut gefühlt, als er sich die Kehle durchgeschnitten hatte. Sie würde tun, was nötig war, um die Chronik zu beschützen. Grady hatte recht – es war für sie nicht eine heilige Aufgabe wie für Edmund, aber es war ihre Pflicht und eine Obsession.
    Sie durfte sich von Grady nicht aufhalten lassen. Sie hatte gezögert und gewartet, bis sie alle Bedenken ausgeräumt hatte und so effizient funktionierte, wie sie es gelernt hatte. Aber Grady zögerte nicht, und deshalb musste sie schnell handeln.
    Sie griff nach ihrem Telefon und wählte die Nummer, die ihr Mark in der letzten Nacht gegeben hatte.
     
    Wo treibt er sich rum?, fragte sich Megan frustriert. Nachdem sie mit Grady von ihrem Spaziergang zurückgekommen war, hatte sie sich sofort ins Schlafzimmer zurückgezogen. Und einige Zeit später hatte sie gehört, wie Grady das Haus verließ – das war schon Stunden her.
    Wo war er?
    Egal. Grady konnte selbst auf sich aufpassen. Es hatte keinen Sinn, in Panik zu geraten, weil der Dummkopf es nicht für nötig gehalten hatte, ihr zu sagen, dass er wegging, obwohl Molino hinter ihnen her war.
    Sie bemühte sich, die Angst zu verdrängen, einzuschlafen und später an ihren Patientenakten am Laptop zu arbeiten. Unmöglich.
    Schließlich setzte sie sich ins Wohnzimmer wie eine Ehefrau, die auf ihren streunenden Gatten wartete. Es war schon fast Morgen, als sie den Schlüssel im Schloss hörte.
    Erleichterung durchströmte sie, dann loderte Zorn in ihr auf.
    Er hob die Augenbrauen, als er sie sah. »Hallo, bist du so ärgerlich, wie ich glaube?«
    »Du hättest mir sagen sollen, dass du noch mal das Haus verlassen willst.«
    »Warum? Du wolltest mich nicht in deiner Nähe haben. Du bist vor mir davongelaufen wie ein Hase vor dem Jäger, als wir ins Haus zurückkamen.«
    »Und du bist weggegangen, obwohl du wusstest, dass ich mir Sorgen mache? Wolltest du mich bestrafen?«
    »Unsinn. Ich bin kein dummer Junge, der zu solchen Mitteln greift, wenn man ihm Privilegien im Bett verweigert. Ich wusste, dass du in mir eine Bedrohung siehst. Dass du Panik haben und dich quälen würdest. Ich mag derzeit nicht hoch in deiner Gunst stehen, aber ich liege dir am Herzen. Ich würde dir das niemals zumuten, wenn ich anders könnte.«
    Sie war wirklich dumm gewesen. Wäre sie nicht so überreizt, hätte sie so was niemals gesagt. Grady war nicht engstirnig, sondern ein intelligenter, reifer Mann. »Wieso hast du mir dann nicht gesagt, dass du aus dem Haus gehst?«
    »Ich hatte gehofft, dass du schläfst. Du hast gelernt, mich so wirksam zu blockieren, dass ich das nicht erkennen konnte. Ich habe extra eine Stunde gewartet. Ich hatte ein paar Dinge zu erledigen.«
    »Was für Dinge?«
    »Ich habe die Polizei in Atlanta angerufen und mich

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