Pandoras Tochter
nach dem Stand der Ermittlungen über den Schuss auf Phillip erkundigt. Sie haben herausgefunden, dass die Reifen, deren Spur sie gefunden hatten, zu einem Chevrolet-Truck passt, der zwischen 1995 und 1998 gebaut wurde.«
»Und wie viele tausend Trucks wurden in diesen Jahren verkauft?«
»Unter Umständen können sie das eingrenzen. Die Reifen waren neu, sie wurden nicht mehr als zwei Monate gefahren. Die Polizei hört sich bei den Reifenhändlern um.«
»Das könnte lange dauern.«
Er nickte. »Oder sie haben Glück und schon am ersten Tag ein verwertbares Ergebnis.«
»Weshalb hast du nicht von hier aus angerufen?« Sie sah ihn direkt an »Ein solches Telefonat dauert höchstens ein paar Minuten, keine Stunden. Das ist nicht das Einzige, was du gemacht hast, oder?«
»Nein.«
»Aber du hast nicht vor, mir mehr zu erzählen.«
»Stimmt. Es war nichts, was dir schaden oder unseren gemeinsamen Zielen zuwiderlaufen könnte.« Er wandte sich ab. »Und jetzt lege ich mich auf diese Couch, es sei denn, du änderst deine Meinung. Du brauchst nur ein Wort zu sagen, und ich liege in zwei Minuten bei dir im Bett.« Er lächelte. »Ich habe keinen Stolz, wenn es um Sex geht.«
Sie auch nicht. In der letzten Nacht hatte sie den Stolz weit hinter sich gelassen. Sie wünschte sich nichts mehr als seine Berührung. Lieber Gott, hatte sie deshalb hier gesessen und auf ihn gewartet? Sie hatte sich gesorgt – das ja. Aber Verlangen war auch da gewesen. Das Verlangen, ihn zu sehen, ihn zu spüren.
»Ein Wort«, wiederholte er leise und schaute ihr in die Augen. »Du wirst es nicht bereuen.«
Heute Nacht würde sie es bestimmt nicht bereuen, andererseits hatte er sie ausgeschlossen und weigerte sich, sie ins Vertrauen zu ziehen. Allmählich erhielten seine Handlungen eine zu große Bedeutung. Sie hingegen konnte nicht sagen, ob sie sich zurückhalten könnte, alles zu geben, und sie wollte nicht betrogen werden.
Sie machte auf dem Absatz kehrt. »Gute Nacht, Grady.«
»Schlaf gut, Megan.«
Sein Tonfall war nicht höhnisch, aber wahrscheinlich wusste er, dass sie nicht gut schlafen würde.
Sie knipste die Nachttischlampe aus und starrte in die Dunkelheit. Wenn sie schon keinen Schlaf finden konnte, so konnte sie wenigstens Pläne schmieden.
Denk an Molino. Denk an die Chronik.
Und stell dir Grady nicht vor, wie er nur wenige Meter von der Schlafzimmertür entfernt auf der Couch liegt.
Sie hatte immer noch kein Auge zugemacht, als vier Stunden später das Telefon auf dem Nachttisch klingelte.
»Verlasst das Haus«, sagte Renata, sobald Megan abgenommen hatte. Ihre Stimme klang eindringlich. »Sofort. Ich weiß nicht, wie viel Zeit euch noch bleibt. Verdammt, ich weiß nicht mal, wie viel Zeit ich habe. Molino hat bestimmt nicht nur einen Mann geschickt. Nicht nach dem, was Falbon widerfahren ist.«
Megan schnellte in die Höhe. »Was ist passiert? Warum …«
»Was denken Sie? Molino. Er hat mich aufgespürt. Wenn er mich gefunden hat, dann weiß er sicher auch, dass Sie praktisch vor meiner Haustür campieren. Ich kann nicht länger mit Ihnen reden. Ich muss los.«
»Warten Sie. Ich rufe Grady, und …«
Renata hatte bereits aufgelegt.
Megan schlug die Bettdecke zurück und sprang auf die Füße. »Grady!« Sie schnappte sich ihre Klamotten und begann, sich anzuziehen. »Verdammt, Grady, wo bist du?«
»Hier.« Er stand in der Tür. »Was ist los? Wer hat angerufen?«
»Renata.« Megan setzte sich und schlüpfte in ihre Schuhe. »Zieh dich an. Sie sagt, dass Molino auf dem Weg hierher sein könnte. Er hat ihren Aufenthaltsort ausfindig gemacht, und sie wollte uns warnen.«
»Woher weiß sie das?«
»Keine Ahnung. Sie hat aufgelegt, bevor ich Fragen stellen konnte. Molino würde nicht nur einen Mann schicken, sagte sie noch. Sie war sehr in Eile.« Megan nahm ihre Jacke. »Wir müssen zu ihr und uns vergewissern, dass ihr nichts zugestoßen ist.«
»Warte. Ich bin in ein paar Minuten angezogen. Wir rufen Harley an und schicken ihn zu ihr.«
»Ich gehe voraus – ich will nicht warten.«
»Das wirst du müssen, wenn du nicht willst, dass ich dir nackt hinterherlaufe.« Er streifte seine Klamotten über. »Ich möchte nicht, dass du das Haus ohne mich verlässt. Zur Hölle, ich will überhaupt nicht, dass du durch die Haustür gehst. Wir klettern aus dem Schlafzimmerfenster, für den Fall, dass Molino jemanden da draußen postiert hat.« Er warf ihr sein Handy zu. »Ruf Harley an. Seine Nummer ist
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