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Pandoras Tochter

Pandoras Tochter

Titel: Pandoras Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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hervorziehen, bevor ich wach wurde. Gewöhnlich bin ich nicht so angreifbar.« Sie starrte ihm in die Augen. »Ich habe gehört, dass Sie gut sind, aber ich bin darauf trainiert, Kontrolleure abzuwehren.«
    »Wer hat Sie ausgebildet?«
    Sie blieb ihm die Antwort schuldig.
    »Wenn es Sie tröstet – ich kann keinerlei Einfluss auf Sie ausüben, solange Sie wach sind. Sie sind sehr, sehr gut. Ich musste warten, bis Sie schlafen.«
    »Wenn Sie mit mir reden wollen, hätten Sie anrufen können.«
    Er verzog den Mund. »Für meine Eier wäre das sicher besser gewesen. Wie auch immer – ich muss herausfinden, wer Sie sind und wie sehr ich Sie lenken kann.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Gar nicht.«
    »Einen Versuch war es wert.« Er setzte sich bequemer hin. »Und jetzt kenne ich Sie ein bisschen besser.«
    Sie schwang die Beine aus dem Bett. »Aber nicht so gut wie Megan. Sagen Sie, war es nötig, sie zu vögeln, um sie zu kontrollieren?«
    Der Angriff brachte ihn nicht aus der Ruhe. »Nein, das war reines Vergnügen. Und ich werde sehr böse, wenn andere versuchen, Megan zu manipulieren.«
    Sie richtete sich wachsam auf. »Soll das für mich gelten?«
    Er nickte. »Sie üben jedes Mal, wenn Sie zusammen sind, starken Einfluss auf Megan aus.«
    »Ich bin keine Kontrolleurin.«
    »Ich weiß. Aber Sie sind bemerkenswert intelligent. Und Ihr Talent hat Ihnen beigebracht, Ursache und Wirkung zu studieren.«
    »Nicht bei Menschen, sondern nur in verschiedenen Situationen.«
    »Ich glaube kaum, dass Sie das auseinanderhalten können.«
    »Glauben Sie, was Sie wollen.«
    »Oh, das tue ich«, entgegnete er leise. »Beispielsweise glaube ich, Sie haben sofort erkannt, dass sich Megan gegen den Gedanken, Sie könnten den Lockvogel für Molino spielen, sträuben würde. Sie sind sehr clever und wissen, dass ihre Empfindungen sehr tief gehen, dass sie einen ausgeprägten Beschützerinstinkt hat und jede Möglichkeit nutzt, um das zu verhindern.« Er holte Luft. »Lieber würde sie selbst als Köder fungieren.«
    Sie sah ihn ausdruckslos an. »Ich habe das nicht vorgeschlagen.«
    »Weil Sie, wie ich bereits erwähnte, sehr clever sind.«
    »Was hat sie gesagt, als Sie ihr eröffneten, dass Sie mich in Verdacht haben?«
    »So dumm bin ich nicht. Ich würde nie auch nur andeuten, dass Sie heimlich ein Komplott schmieden. Sie mag Sie. Sie haben sie sogar so weit gebracht, sich der Familie zugehörig zu fühlen. Sie denkt, dass sie Sie kennt und dass Sie nie versuchen würden, sie zu manipulieren.«
    Sie schwieg ein paar Sekunden. »Ich mag sie auch.«
    »Aber das hält Sie nicht davon ab, sie zu beeinflussen.«
    »Das ist Ihre Ansicht, die sich auf jämmerlich dürftige Beweise gründet. Sie kennen mich nicht lange genug, um mich zu beurteilen.«
    »Ich konnte Sie nicht kontrollieren, aber ich spüre genug, um Ihren Charakter ziemlich genau einzuschätzen. Ich weiß über Obsessionen Bescheid, und Sie sind eindeutig besessen. Das strahlen Sie aus. Ich glaube, Sie würden alles tun, um die Chronik vor Molino zu beschützen.«
    »Das habe ich nie abgestritten.«
    »Aber dazu müssen Sie Molino vernichten. Und genau darin liegt die Gefahr. Würden Sie sich selbst opfern, müssten Sie die Chronik in die Obhut eines anderen geben. Besessene hassen es, das Objekt ihrer Obsession aufzugeben.« Er musterte sie. »Und ich sehe Sie nicht als Märtyrer, wie Gillem einer war.«
    »Sie wären blind, wenn Sie es täten. Ich bin nicht Edmund.«
    »Megan denkt aber, dass Sie dieselbe Entscheidung wie er treffen würden, falls es zum Äußersten kommt.«
    Renata schüttelte den Kopf.
    »Megan hat gewöhnlich exzellente Instinkte. Vielleicht erleben Sie eine Überraschung.«
    »Gerade haben Sie gesagt, dass sie mich nicht durchschauen kann. Beides geht nicht.«
    »Aber natürlich. Sie sind eine komplizierte Frau, und Megan hat einen ganz anderen Blickwinkel als ich.« Er stand auf und legte Renatas Revolver auf den Nachttisch. »Jetzt lasse ich Sie wieder schlafen. Wir sehen uns morgen früh.«
    »Warten Sie. Warum, zum Teufel, sind Sie hergekommen? Ist das eine Art Drohung?«
    Er lächelte. »Vielleicht wollte ich Ihnen nur begreiflich machen, dass Sie nicht ganz so unangreifbar sind, wie Sie denken.«
    Das ist ihm gelungen, dachte sie bitter. Seit sie die Ausbildung bei Mark begonnen hatte, war ihr nicht mehr so mulmig zumute gewesen wie jetzt. »Sie haben gar nichts bewiesen. Ich habe mir nie eingebildet, unangreifbar zu sein. Und immerhin konnte ich

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