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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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hatte. Seltsamerweise fühlte er sich jedoch wach und erfrischt.
    Vier Krieger betraten den Raum. Sariel sah noch vier weitere draußen stehen. Er wurde wieder gefesselt, diesmal jedoch am ganzen Körper, dass er kaum noch Luft bekam und weder Arme noch Beine bewegen konnte. Sariel wehrte sich nicht, trotz der Todesangst, die ihn augenblicklich befiel.
    »Wohin werde ich gebracht?«
    Aber keiner der Krieger antwortete. Sie zogen ihm einen Sack über den Kopf und trugen ihn wie ein Paket hinaus.
    Sariel versuchte, sich anhand der Geräusche, des Aufs und Abs der Bewegungen zu merken, welchen Weg sie nahmen, aber schon nach wenigen Schritten verlor er jegliche Orientierung. Er wusste nur, dass es weit war.
    Als sie ihn endlich wieder auf die Beine stellten und ihm den Sack vom Kopf zogen, befand er sich in einem geräumigen Zimmer mit Fenster zu einem Innenhof. Vor ihm, an einem langen Tisch, saßen drei Männer. Auf einen Wink des Mannes in der Mitte entfernten sich die Krieger, die ihn hergebracht hatten.
    »Ich bin Chuang Shi«, stellte sich der Mann vor. »Liyas Vater. Weißt du, warum du hier bist?«
    Sariel zögerte einen Moment. Er überlegte, was die klügste Antwort sei, und entschied dann, dass er ohnehin nichts mehr zu verlieren hatte.
    »Ich schätze mal, das wird hier eine Art Gerichtsverhandlung.«
    Chuang Shi nickte.
    »Und vermutlich ...«, fuhr Sariel fort, »... steht das Urteil bereits fest.«
    Die beiden Männer neben Chuang Shi schienen erstaunt. Chuang Shi nicht. »Du hast Mut. Dabei hast du die ganze Zeit in deinem Verlies geflennt wie ein Kind.«
    Man musste kein Genie sein, um zu wissen, dass er ihn provozieren wollte. »Wenn das Urteil feststeht, würde ich es gern erfahren. Es ist überflüssig, lange auf schlechte Nachrichten zu warten. Falls ich hier aber noch eine Chance kriege, dann würde ich gerne ein paar Dinge erklären.«
    Chuang Shi lehnte sich zurück und Sariel glaubte nun so etwas wie Wohlwollen in seinem harten Blick zu entdecken. »Gut. Wir hören.«
    »Die kurze oder die lange Fassung?«
    »Die lange. Lass nichts aus.«
    So erzählte Sariel seine Geschichte. Von Anfang an. Er versuchte, nichts auszulassen, auch wenn es Zeit kostete. Versuchte, sich an alles zu erinnern, versuchte, genau zu sein. Ehrlich. Ruhig. Verständlich. Schließlich ging es hier um sein Leben.
    Die ganze Zeit über ließen sie ihn stehen. Die ganze Zeit über sagte keiner der Männer ein Wort, räusperte oder kratzte sich oder tat sonst irgendetwas, das ihn unterbrach. Chuang Shi reichte ihm zwischendurch Wasser aus einem Gefäß, das aus einer Art Kunststoff zu bestehen schien, und hörte weiter zu. Sein Gesicht zeigte die ganze Zeit über keinerlei Regung. Sariel bekam nicht heraus, ob Liyas Vater ihm glaubte oder nicht.
    »Bist du fertig?«, fragte Chuang Shi bloß, als Sariel schließlich seinen Bericht beendete.
    »Ja.«
    »Ich danke dir.« Auf einen Wink öffnete sich erneut die Tür und die Krieger traten ein.
    »Und was wird jetzt aus mir?«, fragte Sariel hastig.
    »Wir werden bald eine Entscheidung treffen.«
    Sariels Verzweiflung kehrte zurück. »Hören Sie!«, presste er hervor. »Ich will nicht wieder in dieses Loch! Bringen Sie mich irgendwie zu den Sari zurück, ich komme dann schon klar.«
    »Wir werden bald eine Entscheidung treffen.«
    Die Krieger packten ihn, zogen ihm den Sack über den Kopf und schleppten ihn wortlos zurück in sein Verlies. Sa-riel war wieder allein.
    Allerdings nicht lange. Nach kurzer Zeit wurde die Tür erneut geöffnet und Liya trat ein. Sie wirkte gehetzt und fast ein bisschen ängstlich.
    »Liya!« Sariel sprang auf und stürzte aus seiner Ecke auf sie zu. Doch Liya wehrte ab.
    »Ich hab nicht viel Zeit. Es war schwierig genug, die Wachen zu überreden, mich reinzulassen. Ich hab gesagt, ich hätte den Auftrag von meinem Vater, dich noch einmal zu verhören.«
    »Sehr witzig.« Sariel ließ sich auf das Lager fallen und blickte sie düster an.
    Liya deutete an die Decke des Raumes. »Keine Sorge, wir können reden. Ich hab die Überwachung vorübergehend lahmgelegt.« Sie kicherte stolz.
    »Und was willst du?«, fragte Sariel
    Sie setzte sich neben ihn, hielt allerdings Abstand. Ganz anders als noch vor wenigen Tagen am Lagerfeuer.
    »Ich dachte, du freust dich über Besuch.«
    Sariel sagte nichts dazu.
    »Was hat mein Vater dich alles gefragt?«
    Auch dazu schwieg er. Liya stieß einen ärgerlichen Laut aus. »Mein Vater verdächtigt mich. Er glaubt, ich

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