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Panik: Thriller (German Edition)

Panik: Thriller (German Edition)

Titel: Panik: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Gordon Smith
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deshalb hatte Daisy sich so vor der Kellertreppe gefürchtet. Die Eiswürfel in ihrem Kopf klirrten gegeneinander. Sie konnte sie sehen– ein hübsches Mädchen mit ein bisschen zu viel Make-up, das viel fluchte und nicht besonders helle war. Wieso das so war, wusste Daisy nicht, aber so sah und fühlte sie es nun einmal in diesen kleinen durchsichtigen Filmen. Trotzdem hatte Brick sie geliebt. Mit jeder Faser seines Körpers. Und jetzt war sie tot. Er konnte ihr nicht mehr helfen. Nie mehr.
    Die Eiswürfel schmolzen, und der Zorn wuchs– nicht ihr Zorn, sondern seiner. Sie ging einen Schritt auf Brick und Cal zu, überlegte es sich anders und rannte Rilke hinterher.
    » Daisy! Warte!«, rief Cal ihr nach. Sie beachtete ihn nicht und wäre beinahe auf der Treppe gestolpert. Rilke war gerade auf dem Weg ins Restaurant, als sie Daisys Schritte hörte und sich umdrehte. Ein seltsames falsches Lächeln lag auf ihren Lippen. Die Waffe baumelte an ihrer Seite. Ein dünner Rauchfaden stieg noch aus der Mündung. Daisy öffnete den Mund, um sie anzuschreien, um zu fluchen, wenn es sein musste, aber sie brachte keinen Ton heraus.
    » Wir haben keine Wahl«, sagte Rilke. » All dies geschieht aus einem bestimmten Grund.«
    » Welcher Grund sollte… könnte… du kannst sie doch nicht einfach umbringen.«
    » Hier geht es um weitaus wichtigere Dinge«, sagte Rilke. » Begreifst du das nicht? Wir müssen überleben. Wir müssen. Andernfalls…«
    Endlich verschwand das Grinsen aus Rilkes Gesicht. Es war, als würde jemand anderes durch sie sprechen– oder etwas anderes. Sie war wie eine Bauchrednerpuppe. Rilke betrachtete die Waffe in ihrer Hand und schluckte schwer. Als sie wieder zu Daisy aufsah, war das Grinsen zurück– nur unsicher auf den Lippen, aber hell und unbeugsam in ihren Augen.
    » Du musst mir vertrauen«, sagte sie. » Ich sage die Wahrheit. Die beiden da unten, sie hätten uns ohne Zögern umgebracht. Verstehst du nicht? Wir gegen sie, aber es geht um viel mehr, es…« Wieder schien sie dagegen anzukämpfen. Ihre Augen schossen hin und her. » Vertrau mir einfach«, sagte sie wie in Trance. » Bald wirst du es verstehen.«
    Weitere Eiswürfel, diesmal mit Feuer gefüllt. Daisy sah eine Menschenmenge, eine Horde Irrer, die auf einer Woge aus Blut in den Park geschwappt kam. Die Welle brach sich an etwas Wunderschönem, das in Flammen stand. Das ergab überhaupt keinen Sinn. Die unzusammenhängenden Bilder drangen so schnell auf sie ein, dass ihr übel wurde.
    » Du musst ihnen vertrauen«, sagte Rilke. » Sie werden dich nicht belügen.«
    » Wem?«
    » Ihnen«, wiederholte Rilke. Ihr Blick bohrte sich direkt in Daisys Stirn, als könnte sie tatsächlich in ihren Kopf sehen. » Vertrau dem Eis. Vertrau dem Feuer.«
    Daisy hörte das Knarren der » Nur für Personal«-Tür, dann trampelnde Schritte auf der Treppe. Rilke zog sich in die Dunkelheit des Restaurants zurück, bis nur noch ihre Augen, ihre Zähne und der glänzende Lauf des Revolvers zu sehen waren. Cal erschien an Daisys Seite. Seine Augen waren gerötet, Tränenspuren liefen über seine schmutzigen Wangen.
    » Das hättest du nicht tun sollen«, krächzte er. » Sie war seine Freundin. Jetzt wird er dich umbringen.«
    » Nein«, sagte der Schatten im Türrahmen. » Wird er nicht. Er wird genau das tun, was ich sage.«
    » Was?«, platzte Cal heraus. » Was redest du denn da?«
    » Und zwar ganz genau das, was ich ihm sage«, sagte sie und versank noch tiefer in der teerschwarzen Finsternis. Das klang nicht mehr nach Rilke, es klang viel, viel älter. » Er hat keine Wahl.«
    Cal sah Daisy an. Er hatte Angst, sie strömte aus jeder Pore seines Körpers. Daisy nahm seine Hand, und er drückte sie so hart, dass einer ihrer Finger knackte. Rilke ging durch die Tür und ließ sie hinter sich zufallen.
    » Ihr werdet zu mir kommen, wenn ihr bereit seid«, sagte sie mit gedämpfter Stimme. » Ihr alle.«
    Ein Klicken ertönte, dann ein schweres Poltern. Daisy brauchte einen Augenblick, bis sie begriffen hatte, dass Rilke die Tür zugesperrt hatte. Rilke lachte leise, wobei Daisy die Haare zu Berge standen.
    » Sonst werdet ihr alle sterben.«

Der Andere: Dritter Teil
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    1. Petrus 5,8

Murdoch
    Autobahn M 1 , London, 19 : 16 Uhr
    Der Konvoi bestand aus neunzehn Fahrzeugen. Vier Polizeimotorräder führten die Kolonne an,

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