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Panik: Thriller (German Edition)

Panik: Thriller (German Edition)

Titel: Panik: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Gordon Smith
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Sanitätsfahrzeug durch Gefechte und Minenfelder und feindliche Stützpunkte gefahren war und die Kugeln die Scheiben durchschlagen hatten. Er hatte gedacht, dass er alles gesehen hatte– jeden Schrecken, zu dem die Menschheit fähig war.
    Er hatte sich geirrt.
    Mick warf einen Blick auf die Trage, die im Krankenwagen lag, und an der weder Geräte noch Schläuche für Infusionen befestigt waren. Warum auch? Der Mann, der unter einer Decke auf der Trage lag, war tot. Er hatte keinen Puls, sein Blut zirkulierte nicht mehr, und er stank so, wie eine Leiche an einem heißen Sommertag eben stinkt.
    Die Decke reichte ihm bis zum Hals. Sein Mund stand viel zu weit offen– wie der einer Schlange, die kurz davor ist, ihre Beute zu verschlingen. Und er saugte noch immer Luft ein, ein unaufhörliches höllisches Keuchen, bei dem sich Mick heute Nachmittag schon einmal übergeben hatte; jetzt war er wieder kurz davor. Er trug einen Schutzanzug, daher musste er es wohl oder übel zurückhalten. Er schluckte einen Mund voll Galle hinunter und stöhnte unwillkürlich auf.
    Niemand wusste genau, was dieses Ding war, aber es kursierten Gerüchte. Ein Priester hatte es sich angesehen– kein Arzt, kein Chirurg, sondern ein Priester. Das machte Mick noch mehr Angst als die Leiche selbst. Das und die Tatsache, dass er ein paar Leute die Worte » Antichrist« und » unrein« hatte murmeln hören. Das war lächerlich, völlig absurd– bis er wieder die Leiche ansah und diesen grässlichen, pfeifenden Atem hörte.
    » Was meinst du?«, fragte er nach einer kurzen Pause. Sein Partner, der neben ihm im Heck des Krankenwagens saß, hieß Alik Garro. Sie arbeiteten nun schon mehrere Jahre für den MI -6, wobei ihre Hauptaufgabe darin bestand, die Leichen angeblicher Terroristen zu beseitigen, die man bei den Verhören etwas zu hart rangenommen hatte. Sie waren nicht gerade Freunde, kamen aber gut miteinander aus. Jedenfalls teilten sie die Überzeugung, dass sie zum Schutze ihres Landes handelten und gegen die Bösen kämpften.
    » Ich dachte…«, fing Alik an. Er starrte auf die Leiche. Selbst hinter dem Visier war zu erkennen, dass er kreidebleich war. Er schüttelte den Kopf und lehnte sich wieder zurück. » Ach, nichts. Das Ding macht mich noch ganz irre.«
    Der Krankenwagen ging so scharf in die Kurve, dass Mick gegen Alik geworfen wurde. Er fürchtete schon, mit dem Gesicht voraus auf die Leiche zu fallen. Dieses Mal schaffte es ein Brocken seines Mittagessens bis auf seine Zunge, und er schluckte wieder. Kalter Schweiß brach ihm aus.
    Nun fahrt schon, dachte er. Sie wollten doch nur nach Northwood, wieso dauerte das so lange? Er hätte alles dafür gegeben, endlich aus diesem Metallsarg steigen zu dürfen. Der Krankenwagen fuhr langsamer, bog nach links ab und beschleunigte dann. Machte der Fahrer das mit Absicht?
    » Mick! Da, schon wieder!«
    Alik war aufgesprungen und hatte den Türgriff gepackt. Er starrte die Leiche an wie ein Mann, der gerade mitansehen muss, wie sein Kind von einem Lastwagen überfahren wird. Micks Herz machte einen Satz und klopfte fast unnatürlich schnell. Er massierte sich die Brust, wobei er Alik nicht aus den Augen ließ. Er wollte auf keinen Fall sehen, was sein Partner sah.
    Irgendetwas zwang seinen Kopf herum und seinen Blick auf die Leiche, deren Augen gleichzeitig so tot und so lebendig waren. Genau wie Alik hatte er versucht, sie zu schließen, doch sie waren immer wieder aufgesprungen. In diesen milchigen, leblosen Pupillen lag eine Dunkelheit, eine schwarze Schwere, die hin und her pendelte, unsichtbar und dennoch ganz deutlich zu erkennen. Es war, als ob etwas aus diesem Körper herauswollte.
    » Wa…«, begann Mick, doch dann sah er es selbst.
    Der Mund der Leiche wurde größer. Er öffnete sich nicht, er weitete sich aus. Jetzt war Mick ebenfalls aufgesprungen und presste den Rücken gegen die Krankenwagentür. Mach sie auf, schrie ihm sein Verstand zu, mach sie auf und spring. Lieber überfahren werden als das noch länger anzusehen. Aber es gelang ihm ebenso wenig, den Griff zu ziehen wie einen Schrei durch seine zugeschnürte Kehle zu pressen.
    Ein Zahn fiel aus dem Zahnfleisch der Leiche und verschwand mit einem trockenen Klicken in ihrer Kehle. Ein weiterer folgte, wurde einfach so eingesaugt. Der Lärm, das unaufhörliche Atmen, wurde lauter und so schrill wie ein abhebender Düsenjet.
    » Nein«, sagte Mick und schüttelte den Kopf. Die Angst umgab ihn wie eine Haut aus

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