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Panik: Thriller (German Edition)

Panik: Thriller (German Edition)

Titel: Panik: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Gordon Smith
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lief zum Auto, ließ sich auf den Fahrersitz fallen und schloss die Tür in dem Augenblick, in dem der erste Supermarktkunde ihn erreichte.
    Der Motor war abgesoffen. Cal trat die Kupplung durch und drehte den Zündschlüssel, wie man es ihm in der Fahrstunde beigebracht hatte. Der Motor sprang an. Eine Frau schlug mit ihrem Einkaufskorb gegen das Fenster. Das Glas hatte schon Sprünge. Weitere Gestalten warfen sich gegen die Türen. Cal drückte die Zentralverriegelung gerade noch rechtzeitig herunter. Irgendjemand war auf die Motorhaube gestiegen und trat gegen die Windschutzscheibe.
    Cal versuchte, den Rückwärtsgang einzulegen. Es ging nicht. Er umklammerte den Schaltknüppel mit beiden Händen, ertastete einen Ring darauf, zog daran– endlich rastete der Gang ein. Er gab Gas und ließ die Kupplung kommen.
    Der Motor stotterte und starb ab. Das Beifahrerfenster explodierte, Hände griffen nach ihm. Jetzt befanden sich schon drei Personen auf der Motorhaube, und Cal saß beinahe im Dunklen. Das Dach wurde nach innen eingedrückt, Metall quietschte. Er drehte den Zündschlüssel noch einmal herum, vergaß dabei aber die Kupplung. Das Auto machte einen Satz, und die Leute auf dem Dach fielen in die Menge.
    Cal fluchte, trat auf die Kupplung, ließ den Motor erneut an und gab mit dem rechten Fuß Vollgas. Das Auto wurde hin und her geschüttelt. Die Menge versuchte, es umzuwerfen.
    Er ließ ganz langsam die Kupplung kommen. Mit einem Ächzen schoss das Auto nach hinten. Weit kam es nicht, dann blockierten die Körper die Weiterfahrt. Cal stieg aufs Gaspedal und schob sie zur Seite. Das Auto beschleunigte und machte alles platt, was ihm im Weg stand.
    Cal trat auf die Bremse, vergaß die Kupplung dabei nicht, legte den ersten Gang ein, drehte das Lenkrad einmal herum und fuhr los. Es war ihm egal, dass Körper von der Stoßstange abprallten, es war ihm egal, dass er direkt auf einen Schüler zufuhr, mit dem er gestern noch Fußball gespielt hatte, es war ihm egal, dass das Auto aufgrund der zahllosen zuckenden Körper unter den Reifen holperte.
    Er fuhr einfach den Hügel hinunter, so schnell er konnte, und schrie dabei stumm durch das sonnenbeschienene, mit rubinroten Spritzern bedeckte Glas der Windschutzscheibe.

Brick
    Fursville, 12 : 17 Uhr
    Die Taschenlampe lag direkt hinter der Tür. Brick schaltete sie ein. In ihrem schwachen Licht konnte er gerade das Nötigste erkennen.
    Zunächst den Computer, der mit dem Bildschirm nach unten auf dem Boden lag und von einem gespenstischen Lichtschein umgeben war. Er sah sich um, wartete auf den Schatten, der auf ihn zugesprungen kam, auf Zähne, die sich in seinem Gesicht oder seiner Kehle verbissen. Doch alles war seltsam ruhig, als wäre er in ein Stillleben getreten. Bis auf das leise Rauschen des Laptops und seinen hämmernden Herzschlag war nichts zu hören.
    Dann bewegte sich etwas in der Dunkelheit vor der gegenüberliegenden Wand. Es sah aus wie ein großer Wäschesack– bis der Sack plötzlich aufstöhnte, leise schluchzte und einige unverständliche Worte von sich gab.
    Steh nicht einfach nur da, schnapp dir den Laptop!, befahl sein Gehirn, doch der Anblick der verletzten, blutenden Lisa war zu viel. Er wollte zu ihr, wollte ihr helfen, wollte sie aus diesem Kellerloch tragen und ins Krankenhaus bringen. Er wollte, dass sie wieder so war wie gestern Abend, nervig und egoistisch und herrisch, aber auch witzig und nett und sexy, wenn sie wollte. Es war noch nicht zu spät.
    Der Sack bewegte sich nochmals, ein langer Arm fiel heraus und klatschte auf den Boden. Es hörte sich an wie ein Gummistiefel, der in eine Wasserpfütze tritt. Ein zweiter Arm folgte, und Brick dachte unwillkürlich an eine Spinne, die langsam ihre Beine ausstreckt, bevor sie davonkriecht. Nur dass dieses Ding– das ist kein Ding, das ist Lisa! – nirgendwohin kriechen würde. Sie kicherte, ein Lachen wie splitterndes Glas, das sich langsam in ein tiefes, ersticktes Stöhnen verwandelte.
    » Lisa?«, fragte er. Er konnte nicht anders.
    Sie hob den Kopf. Ihre Augen waren dunkle Flecke auf ihrem Gesicht. Ein blauer Fleck umgab ihre Nase, und ihr Mund war ein von verkrustetem Blut umgebenes, sich öffnendes und wieder schließendes Loch.
    Lisa beobachtete ihn, legte den Kopf erst auf die eine, dann auf die andere Seite. Sie versuchte, auf ihn zuzukriechen. Ihr linkes Handgelenk war so unmöglich verdreht, dass ihre Finger fast ihren Ellbogen berührten. Es hielt ihrem Gewicht nicht stand, und

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