Panik: Thriller (German Edition)
Verbinden«.
Die kleine blaue Leuchte auf dem USB -Stick blitzte geschäftig auf. Warte auf das Netzwerk … verbinde … Anmeldung … Sie sind online!, stand auf dem Bildschirm. Dann verschwand das kleine Fenster, und der Browser öffnete sich. Er gab die Adresse der BBC -News in die Suchleiste ein. Die Seite lud schneller als unten im Keller, aber immer noch entnervend langsam.
» Mach schon«, sagte er. » Machschonmachschonmachschon.«
Er beugte sich vor, bis sein Gesicht nur noch Zentimeter vom Bildschirm entfernt war. Was würde er wohl vorfinden? Eine Schlagzeile: » Zombie-Epidemie erschüttert das Land: Menschen töten sich gegenseitig«, gefolgt von ein paar Tipps, wie man mit der Situation umzugehen habe? Bleiben Sie im Haus, gehen Sie NICHT auf die Straße, unbekannte Personen werden versuchen, Sie zu TÖTEN . Werden Sie auf keinen Fall mit ihrer Freundin intim, sie könnte Ihnen ins Gesicht beißen. Vielleicht kam auch gar nichts. Vielleicht gab es die BBC -Seite schon lange nicht mehr. Vielleicht gab es das Internet nicht mehr.
Das Logo erschien, dann baute sich die Seite auf. Brick las fieberhaft die Meldungen: » UN verurteilt nordkoreanische Nukleartests«. » Scheidung in königlicher Familie unabwendbar«. Und noch jede Menge über die Olympischen Spiele, aber kein einziges Wort über wild gewordene Menschenmassen oder rätselhafte Gewaltausbrüche. Brick runzelte die Stirn. In den Lokalnachrichten? Er googelte die Eastern Daily Press und landete auf einer Seite mit Informationen über verschuldete Gemeinden und einem Artikel über einen Typen, der Briefkästen sammelte. Der letzte Beitrag war vor genau acht Minuten online gestellt worden. Der Vorfall an der Tankstelle dagegen lag nun schon– wie lange?– drei Stunden zurück. Da waren tumultartige Szenen in einer ruhigen Stadt in Norfolk doch wohl wichtiger als die Tatsache, dass irgendein Spinner einen südafrikanischen Briefkasten sein Eigen nannte.
Das ergab alles keinen Sinn. Brick lehnte den Kopf gegen die Wand und dachte nach. Jede alte Oma, die auf der Straße angerempelt wurde, war der EDP einen sechsseitigen Bericht wert. Wie zum Teufel konnte ihnen das entgangen sein? Die Tankstelle musste den Morgen über vor Cops und Sanitätern nur so gewimmelt haben. Reißerische Fotos von Blut auf dem Asphalt und eingeschlagenen Windschutzscheiben waren doch für jeden Reporter ein gefundenes Fressen. Er gab » Tankstelle Hemmingway« in Google ein, erhielt jedoch nicht mehr als ihre Adresse und massenweise Links über den Schriftsteller, obwohl man den doch anders schrieb.
Plötzlich krachte etwas mit solcher Wucht gegen die Vordertür, dass die Ketten rasselten. Ein weißer Schemen prallte vom schmutzigen Glas ab, ein weiterer folgte. Zwei Möwen. Etwas Gelbes blitzte auf. Die Vögel kämpften. Der eine flog davon, der andere folgte ihm. Brick versuchte, sein klopfendes Herz wieder unter Kontrolle zu bringen, und wartete, bis das Zittern nachließ, bevor er weitertippte.
» Warum hassen mich alle?«, gab er ein und las die Ergebnisse durch, die ihm Google lieferte– fast alle stammten von Frage- und Selbsthilfeseiten. Er klickte auf die erste– Yahoo Answers– und las ein paar Zeilen, die ein Kind ohne Freunde geschrieben hatte.
» Tut mir ja leid«, sagte Brick und klickte auf den » Zurück«-Button, » aber meine Probleme sind schlimmer als deine.«
Er löschte die letzte Suchanfrage und gab stattdessen » Warum versuchen mich alle umzubringen?« ein. Ein paar Treffer weiter unten sah er es: » Alle wollen mich umbringen!« Er klickte darauf, und eine Videospielseite erschien. » Alle in Thieves Landing wollen mich umbringen, was hab’ ich falsch gemacht?«
» Gottverdammt«, sagte er und las hundert weitere Treffer durch, bis er irgendwann einsah, dass es sinnlos war. Vom ständigen Stirnrunzeln hatte er schon Schmerzen im Gesicht. Die Wunde an der Augenbraue pulsierte. Er hätte sie auswaschen sollen oder so– wenn er eine Infektion bekam, saß er so richtig in der Scheiße. Er öffnete eine frische Flasche Wasser, spritzte sich etwas auf die Handfläche und klatschte es sich auf den Riss, der brannte, als steckte ein glühendes Kohlenstück in seiner Haut.
Brick wischte sich die Hände an der Jeans ab, ließ die Finger über die Tastatur gleiten und überlegte. Nach ein paar Minuten ging er zurück auf Yahoo Answers und loggte sich mit seinem Benutzernamen ein. Er klickte auf » Frage« und tippte » Warum versuchen mich
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