Panik: Thriller (German Edition)
und versuchte, sich durch das zerbrochene Beifahrerfenster zu quetschen. Cal streckte die Hand nach seiner Tasche aus, konnte sie nicht erreichen. Schon schlossen sich die Finger der Frau um seine Kehle. Er spürte ihren warmen Atem. Cal packte den ersten Gegenstand, der ihm in die Hände fiel: eine Zweiliterflasche Dr. Pepper, mit der er ihre Hände wegschlug. Dann öffnete er die Tür und rollte auf die Straße hinaus.
Was zum Teufel mache ich hier?
Eine andere Frau griff mit blutigen Fingern nach Cal. Er holte mit der Flasche wie mit einem Baseball aus. Sie knallte mit einem lächerlichen Boing gegen den Kopf der Angreiferin, sodass sie auf dem Asphalt zusammenbrach. Die erste Frau wollte gerade wieder aus dem Auto klettern. Cal schlug ihr die Tür ins Gesicht, einmal, dann noch mal, dann rannte er um das Heck des Freelander herum.
Einer der Erwachsenen im Garten ging auf Cal los, fiel jedoch über eine niedrige Mauer, sodass Cal genug Zeit hatte sich umzusehen. Die anderen standen vor einem schmalen Gehweg, der zwischen dem Haus und einem Zaun in den Garten dahinter führte. Hinter den Stangen des Gartentors erkannte er ein Mädchen, nicht älter als elf oder zwölf. Sie schrie, was sich aber anders anhörte als die Rufe der anderen– sie schrie nicht aus Hass, sondern vor Furcht.
Er hob die Flasche, wartete, bis der Mann ihn fast erreicht hatte, dann schlug er zu. Mit einem lauten Krachen, das durch die Straße hallte, brach seine Nase. Der Mann schien es gar nicht zu bemerken. Er legte die Hände um Cals Hals und drückte zu. Mit jedem schnaufenden Atemzug spritzte Blut aus seinem Gesicht.
Cal rammte die Flasche in den weichen Hals unter dem Kinn des Mannes und drückte solange, bis sich die Hände von seiner Kehle lösten. Dann holte er noch einmal aus. Treffer– allerdings zerbrach die Flasche dabei, und die Limonade spritzte mit einem Druck heraus, als hätte er Mentos hineingesteckt. Der Mann schnappte danach, und Cal schlug ihm ins Gesicht.
Etwas biss in sein Bein. Er sah an sich herab und erkannte den kleinen Jungen. Cal schlug ihn so sanft wie möglich beiseite und trat der Frau dahinter ins Gesicht. Der letzte Angreifer war ein großer Mann. Glücklicherweise fielen Cal rechtzeitig seine Choy-Li-Fut-Lektionen ein. Er trat hinter den Mann, schlang das rechte Bein um sein Knie und brachte ihn so zu Fall. Der Mann ging wie ein gefällter Baum zu Boden, sein Kopf prallte gegen den Asphalt.
Cal schaute die Straße entlang. Weitere Menschen kamen auf ihn zu. Ihm blieben noch etwa dreißig Sekunden, dann würden sie ihn überrennen. Er lief zum Gartentor, wobei er seine brennende Lunge und schmerzenden Muskeln nicht weiter beachtete. Im Garten waren sogar zwei Personen– eine weißhaarige alte Frau hatte ihre Finger in die Beine des Mädchens gekrallt. Das Mädchen trat nach ihr, Cal konnte ihr ängstliches Gesicht im Schatten der Bäume erkennen. Er rüttelte am Tor, doch die Klinke gab nicht nach.
» Hey!«, rief er. » Mach auf!«
Das Mädchen kreischte noch lauter, als die alte Frau ihre Zähne in ihre Wade schlug. Cal sah sich abermals um. Fünfzehn Sekunden. Er fluchte, trat einen Schritt zurück und trat gegen das Gartentor. Bohrender Schmerz durchzuckte sein Bein und sein Rückgrat, doch das Tor gab nicht nach. Er hielt inne, atmete tief durch die Nase, nahm die Verteidigungsposition ein und trat noch einmal mit aller Kraft zu.
Das verrostete Schloss zerbrach, ein Stück Metall flog durch die Gegend, dann sprang das Tor auf. Cal rannte hindurch und trat gegen die alte Frau, als würde er einen Strafstoß ausführen. Er packte das zappelnde, um sich schlagende Mädchen unter den Armen.
» Keine Angst, vertrau mir. Ich tu dir nichts«, keuchte er atemlos. Er drückte sie fest an sich, rannte durch den Garten, wich einem Angreifer aus, der sich wieder aufgerappelt hatte, und riss die Tür des Freelander auf. Die Frau, die in das Auto gestiegen war, lag immer noch bewusstlos– oder tot– auf den Sitzen. Er packte sie am Haar und versuchte, sie aus dem Wagen zu ziehen. Ihre Gliedmaßen hatten sich im Innenraum verkeilt. Die näher kommenden Schritte wurden immer lauter, Cal hörte ganz deutlich jedes keuchende Grunzen.
» Bleib hier«, sagte er, stellte das Mädchen ab und packte die Frau mit beiden Händen. Ihr Körper glitt auf den Boden. Das Mädchen trat ein paar Schritte zurück, blieb jedoch stehen, als sie die heranstürmende Meute sah– insgesamt inzwischen über zwanzig heulende
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