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Panik: Thriller (German Edition)

Panik: Thriller (German Edition)

Titel: Panik: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Gordon Smith
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Sommerflieders, der sie an ihre Mutter erinnerte. Ihre arme Mum. Sie war tatsächlich krank gewesen, im Gehirn, wie zuvor. Doch der Krebs hatte sie nur ein bisschen seltsam gemacht, sodass sie manchmal zuckte oder ein Wort undeutlich aussprach. Diesmal war es viel schlimmer gewesen– sie hatte Dad und sich selbst umgebracht.
    Es war nicht der Krebs, dachte Daisy und erinnerte sich an den Abschiedsbrief. Sie hat doch gesagt, dass sie nicht krank war. Das war etwas anderes. Sie wusste, was geschehen würde, wusste, dass sie dir wehtun wird.
    Es schmerzte, darüber nachzudenken. Daisy ließ das Gras los und kroch auf die Hintertür zu. Zwischen dem letzten Busch und dem Haus war eine große, freie Rasenfläche. Dort würde sie jeder, der im Haus war, unweigerlich bemerken. Zu ihrer Rechten, hinter den Beeten mit den dornigen Pflanzen, führte ein schmaler Gehweg am Haus vorbei. Zur Linken war Mrs. Bairds Garten. Die Äste der Apfelbäume warfen ihre Schatten über den niedrigen Zaun.
    Daisy schlich darauf zu und ließ sich erleichtert in den Schatten fallen. Sie hörte ein Geräusch von der anderen Seite des Zauns. Wahrscheinlich Pudding und Wolfie, Mrs. Braids Katzen. Sie robbte weiter.
    Zehn Meter von dem Busch entfernt, in dem sie nach dem Fall aus der Abstellkammer gelandet war, sah sie die erste Glasscherbe im Gras liegen. Sie hatte ungefähr die Größe und Form eines der Steakmesser aus der Küche und war auf einer Seite mit Blut beschmiert. Die Sonne schien durch sie hindurch und warf einen tiefroten Schimmer auf den Rasen. Daisy dachte an Kirchenfenster, und am liebsten hätte sie die Scheibe aufgehoben und behalten– bis ihr einfiel, dass ihr eigenes Blut daran klebte.
    Daisy richtete sich auf, damit sie sich nicht die Knie und Ellbogen an den glitzernden Glasskalpellen aufschnitt, die zwischen ihr und dem Haus verstreut lagen, und ging so weit in die Hocke, dass sie unterhalb des Zauns blieb. Sich so fortzubewegen war ziemlich anstrengend, aber es war ja nicht weit. Die Geräusche zu ihrer Linken wurden immer lauter. Jetzt war eindeutig das vertraute Miauen der Katzen zu hören. So schnurrten sie immer, wenn ihnen Daisy ein paar Garnelen oder etwas Thunfisch vom Abendessen zusteckte. So schnurrten sie, wenn sie fraßen.
    Aber wenn sie ihnen nichts zu fressen gegeben hatte…
    Daisy sah sich um. Eine Gestalt stand halb versteckt hinter dem knorrigen Stamm eines Apfelbaums. Sie trug einen uralten braunen Schlafrock. Weiße Haarbüschel standen von der rosa Kopfhaut ab. Ein kleines, schwarzes Auge spähte aus dem Schatten und war direkt auf sie gerichtet.
    » Mrs. Baird?«, fragte Daisy und blieb in gebückter Haltung stehen. » Alles in Ordnung?«
    Die nette alte Dame atmete schwer. Sie grunzte fast. Holz klapperte, und eine der Katzen– Daisy konnte sie nicht auseinanderhalten, weil sie beide schwarz waren– sprang auf den Zaun. Das Tier balancierte unsicher auf den Holzlatten, dann rieb es den Kopf an Mrs. Bairds Ärmel, das vertraute Ich-hab-Hunger-Signal. Mrs. Baird ignorierte die Katze und starrte Daisy unverwandt mit ihrem toten Auge an.
    Daisy stellte sich gerade hin und ging ein paar Schritte auf die Hintertür zu. Als sie die Hand auf die Klinke legte, warf die alte Frau den Kopf zurück und schrie. Es war ein grässliches Geräusch, als hätte sie einen Herzanfall oder so. Daisy wäre fast zu ihr hinübergelaufen, um ihr zu helfen.
    Mit einem gurgelnden Brüllen warf sich Mrs. Baird gegen den Zaun. Die Holzlatten bogen sich unter ihrem Gewicht. Sie verlor das Gleichgewicht und verschwand mit einem grässlichen Knacken außer Sichtweite. Sie hat sich etwas gebrochen, dachte Daisy. Dann erschien die Nachbarin wieder. Sie zitterte am ganzen Körper, Speichel tropfte von ihren blassen Lippen. Sie grunzte immer noch wie ein Schwein. Daisy drückte die Klinke hinunter und wäre fast mit dem Kopf gegen die Tür gestoßen, weil sie verschlossen war. Sie versuchte es noch einmal mit beiden Händen.
    Die Tür war abgesperrt.
    Wieder ein ekliges Geräusch, dann fiel etwas auf den Boden. Daisy drehte sich um. Mrs. Baird war über den Zaun gestiegen und lag nun wie ein Käfer auf dem Boden und zappelte mit den Armen und Beinen in der Luft herum. Ihr Bademantel hatte sich geöffnet, sodass der Trainingsanzug darunter zum Vorschein kam. Sie hatte einen Hausschuh verloren, und mit ihrem nackten Fußknöchel stimmte etwas nicht. Er zeigte in die falsche Richtung.
    Daisy rüttelte am Türgriff und trat dagegen, bis

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