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Panik: Thriller (German Edition)

Panik: Thriller (German Edition)

Titel: Panik: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Gordon Smith
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ihn auf dem Sportplatz. Offensichtlich scherten sie sich nicht um die schwarzen Rauchwolken, die aus dem Motor drangen. Sie rissen und zogen und zerrten, traten gegen das Metall, bissen sogar hinein– wie ausgehungerte Ratten, die an ein Stück Fleisch in einer Mülltonne gelangen wollten.
    Als er auf der Höhe des verunglückten Wagens war, ging er unwillkürlich vom Gas. Ein Fehler– schon entdeckten ihn ein paar der Menschen, die das rauchende Wrack umringten, lösten sich aus der Menge und rannten die Böschung hinauf. Schließlich setzte sich die ganze Meute in Bewegung. Eine Flutwelle aus Körpern füllte den Rückspiegel aus.
    Und dann hörte er es. Nein, hören war nicht ganz das richtige Wort: Eine Stimme ertönte in seinem Kopf, die nicht ihm gehörte. Sie schien die Zeit anhalten zu können. Die Menschen liefen nun wie in Zeitlupe auf ihn zu– wie bei der Fernsehübertragung eines Fußballspiels. Die Stimme war das Gegenteil des Lärms– eine tiefe Stille, die die Welt in Watte packte und trotzdem zu ihm sprach. In diesem Augenblick wusste Cal genau, wer da in diesem Auto saß.
    Ein Mensch, der genau wie er war.
    Und der Hilfe brauchte.
    Die Welt setzte sich wieder in Bewegung wie ein Spielzeug, dessen Feder man bis zum Anschlag aufgezogen hat. Mit grellen Schreien schlug die Menge auf den Freelander ein. Durch die hassverzerrten Gesichter hindurch konnte Cal das Auto ausmachen, das jetzt fast vollständig von menschlichen Körpern bedeckt war. Er gab Vollgas, fuhr nach links über Fleisch und Knochen auf die Lücke in der Leitplanke zu. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte, wenn er das Wrack erreichte, aber er musste etwas tun.
    Der Blitz kam vor dem Donner. Das Auto auf dem Acker explodierte in einem sengenden Ball aus weißer Glut. Verkohlte Körper wurden in alle Richtungen geschleudert. Cal sah, wie eine Rauchwolke in den Himmel aufstieg– und in dieser Wolke formte sich eine Gestalt aus blauen Flammen, die den Mund öffnete und heulte. Dann erreichte die Schockwelle den Freelander, trug die Menschen, die sich daran klammerten, mit sich und zerdrückte die linken Seitenfenster. Cal hielt sich die Hände vors Gesicht. Abgase drangen in seine Lunge, und der Geländewagen wurde so schwer durchgerüttelt, dass er fast umgekippt wäre.
    Als Cal den Kopf wieder hob, war das Schlimmste vorüber. Immer noch quoll Rauch wie eine schwarze Flüssigkeit aus dem brennenden Wagen und stieg in den Himmel. Doch nun war in der Wolke nichts als Dunkelheit. Der Motor des Freelander war abgestorben. Cal drehte den Zündschlüssel, um ihn erneut zu starten, schlug das Lenkrad ganz nach rechts ein und ließ diesen schrecklichen Anblick hinter sich, fuhr den brennenden Gestalten davon, die heulend im Rückspiegel zusammenbrachen.
    Ein weiterer Streifenwagen parkte auf der Standspur, dem er jedoch mit Leichtigkeit ausweichen konnte. Der Stau zog sich dahin, Gesichter spähten aus Autofenstern in den rauchverhangenen Himmel. Der Weg vor ihm war frei.
    » Bitte auf dieser Straße bleiben«, sagte das Navi. Cal wischte sich Asche aus den brennenden Augen und versuchte, nicht an die zwanzig, dreißig Leute zu denken, die um das Auto gestanden hatten und nun tot waren. Er wollte auch nicht an den Insassen denken, an die wortlose Stimme, die ihn um Hilfe gerufen hatte und mit der Explosion verstummt war, als hätte man ein Radio ausgeschaltet. Er versuchte auch, nicht an die blaue Flammengestalt zu denken, die mit einem Schrei in den Himmel aufgefahren war.
    Er holte tief Luft und fuhr weiter.

Daisy
    Boxwood St. Mary, 18 : 58 Uhr
    Daisy kroch durch den Garten wie eine der Löwinnen, die sie sich so gerne im Fernsehen ansah. Es waren so elegante, ruhige Tiere, und als sie auf allen vieren vorwärtsschlich, versuchte sie, sie so gut wie möglich zu imitieren, wobei sie darauf achtete, immer im Schutz der wild wuchernden Büsche zu bleiben.
    Im Haus war jetzt schon ewig niemand zu sehen gewesen. Der gruselige Sanitäter war schon vor einer halben Stunde verschwunden. Vielleicht war es auch nicht ganz so lange her. Er hatte noch eine Zigarette geraucht und war dann wieder ins Haus gegangen. Seitdem hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Was nicht hieß, dass sie nicht noch dort auf sie lauerten…
    Beim Gedanken an das kreischende Pferdegesicht des Sanitäters, an die groben Hände, die sie aus dem Fenster schubsten, hielt sie inne. Sie griff nach dem hohen Gras, umklammerte es fest, roch den Duft des Rhododendron und des

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