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Panik: Thriller (German Edition)

Panik: Thriller (German Edition)

Titel: Panik: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Gordon Smith
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ebenfalls nicht angelegt hatte. » Sonst schimpft sie.«
    Das Mädchen sah erst ihn und dann das eingebaute Navigationssystem an, aus dem die Stimme kam. Sie streckte den Arm aus, zog den Gurt über ihre angezogenen Beine und steckte ihn in das Schloss. Nach einer halben Meile sagte sie wieder etwas. Ihre Stimme war so sanft und voller Trauer, dass Cal spürte, wie sich seine Kehle zusammenschnürte.
    » Alle hassen mich.«
    » Tun sie nicht«, sagte er, bevor er begriff, dass es die Wahrheit war. » Mit denen, na ja, irgendwas stimmt mit denen nicht. Dann machen sie Sachen, die sie gar nicht machen wollen. Wie Zombies, verstehst du?«
    Sie schwieg.
    » Mich haben sie auch alle angegriffen. Erst in der Schule. Meine Freunde wollten…« Er verstummte, als hätte er Angst, es laut auszusprechen. Dann zwang er sich weiterzureden. » Sie wollten mich umbringen. Auch die Leute auf der Straße. Ich hatte sie noch nie im Leben gesehen.« Er wischte sich eine Träne aus den Augen, noch bevor er überhaupt merkte, dass er weinte. » Sogar meine Mum.«
    Das Mädchen sah ihn mit offenem Mund an. Ein Adrenalinstoß durchfuhr Cal. Er rechnete damit, dass sie sich jeden Moment über den Sitz werfen und ihre Zähne in seinen Hals bohren würde.
    » Deine Mum wollte dir wehtun?«, fragte sie. Cal nickte. Sie starrte gedankenverloren ins Nichts. Es war ein Moment der Erleuchtung, der schrecklichen Erkenntnis. Sie ließ den Kopf auf die angewinkelten Knie sinken und fing an, mit bebenden Schluchzern zu weinen. Cal zögerte kurz, dann legte er ihr die Hand auf die Schulter. Sie zuckte bei der Berührung zusammen, wehrte sich aber nicht. Er streichelte sie sanft mit dem Daumen, genau wie ihn seine Mum gestreichelt hatte, wenn er traurig war.
    » Schon gut«, sagte er mit tiefer, tröstender Stimme. » Alles wird gut, versprochen. Wir werden rausfinden, was hier los ist, und dann werden wir dafür sorgen, dass es aufhört, und deiner Mum und meiner Mum wird’s wieder besser gehen, und sie werden nicht mehr böse auf uns sein. Versprochen.«
    Dafür, dass er keinen blassen Schimmer hatte, was hier vor sich ging, machte er ganz schön viele Versprechungen. Aber was sollte er denn sonst tun? Besonders erfolgreich war er damit sowieso nicht. Das Mädchen schien jetzt noch lauter zu weinen. Er legte die Hand zurück aufs Steuer. Ein großes grünes Schild verkündete, dass es noch fünfzehn Meilen bis Norwich und vierzig bis Yarmouth waren. Das Navi sagte, dass sie noch eine Stunde bis dorthin brauchen würden. Dann waren sie zu spät, aber Cal war sich sicher, dass Rick_B, wer auch immer das war, auf sie warten würde.
    Die nächsten Minuten fuhren sie schweigend dahin. Das Navi lotste ihn über mehrere Kreisverkehre. Etwas später hörte das Mädchen auf zu schluchzen und hob den Kopf von den Knien. Cal lächelte sie so freundlich an, wie er nur konnte. Dabei hielt er lieber den Mund, um sie nicht erneut aufzuregen, doch sie hatte sich anscheinend ausgeweint. Sie sah ihn an und wischte sich mit dem Handrücken über die Nase.
    » Glaubst du wirklich, dass alles wieder normal wird?«
    Plötzlich sah sie ihn so voller Hoffnung an, dass er nur eine einzige Antwort darauf geben konnte.
    » Klar«, nickte er. » Natürlich. Das kriegen wir schon hin. Versprochen.«
    Sie wischte sich wieder über die Nase und schniefte. Cal beugte sich vor, öffnete das Handschuhfach und deutete auf das halb leere Päckchen Taschentücher, das darin lag. Sie nahm eins, tupfte sich die Augen trocken, knüllte es zusammen und steckte es in ihren Ärmel. Dann holte sie so tief Luft, dass ihre Wangen wieder etwas Farbe annahmen.
    » Danke«, sagte sie, und der Hauch eines Lächelns spielte um ihre dünnen Lippen und blassen Augen. » Ich heiße Daisy.«

Brick
    Hemmingway, 18 : 48 Uhr
    Der Typ war spät dran.
    Oder tot. Wo kam er noch mal her? Aus London? Wenn es da so schlimm stand, wie Brick vermutete, war es ein Höllentrip. Zehn Millionen Psychos, die einen auf offener Straße ermorden wollten. Es wäre ein Wunder, wenn er es bis hierher schaffte. Sein Magen krampfte sich zusammen, als hätte er etwas Schlechtes gegessen. Auch wenn er es nicht gerne zugab: Er wollte nicht länger alleine sein.
    Er legte den Kopf in den warmen Sand und genoss die angenehmen Strahlen der Abendsonne– es war nicht zu heiß und noch nicht zu kalt. Er lag auf einer der Dünen, die am Strand entlang verlief. Die Düne war so groß, dass sie auch in die Sahara gepasst hätte, wäre

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