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Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Titel: Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Voosen
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Ende nehmen. Und in fünfzig Jahren findet dann die Feuerwehr unsere verfetteten Leichen, weil sich ein Nachbar über den üblen Geruch aus der Wohnung beschwert hat.«
    »Hör auf damit! Das ist doch bloß eine Phase!«
    »Das habe ich auch mal behauptet.« Lydia starrt düster vor sich hin. »Und schwupps ist es sechs Jahre später und ich sitze noch immer ohne Mann hier.«
    »Aber ich bin doch eigentlich in der Rekonvaleszenz«, gebe ich zu bedenken. »Ich bin sicher, jeder Therapeut würde mir raten, mit der nächsten Beziehung noch eine Weile zu warten, damit ich die Trennung von Fabian in Ruhe verarbeiten kann.«
    »Du hast aber keine Zeit.« Streng sieht Lydia mich an. »Die Hochzeit deiner Schwester ist in sechs Wochen. An deinem Geburtstag. Willst du da wirklich am Katzentisch sitzen?«
    »Nein, will ich nicht.«
    »Ich sag dir was: Wenn ich richtig gezählt habe, sind doch drei Kandidaten übrig, richtig?« Ich nicke. »Gut. Dann würde ich vorschlagen, mit denen triffst du dich noch. Wenn der Traummann nicht dabei ist, sehen wir weiter.«
    »Okay«, gebe ich mich geschlagen, denn die Erwähnung von Emmas Hochzeit zeigt Wirkung. Vielleicht finde ich wenigstens jemanden, der mich dorthin begleitet. Es muss ja gar nicht die große Liebe sein. Alternativ würde mir nur noch einfallen, mir einen Mann von einem Eskortservice zu buchen, und so weit unten bin ich nun doch noch nicht. Hoffe ich zumindest.
    »Super!« Lydia freut sich offensichtlich schon auf mein nächstes Date. Wenigstens eine. »Dann zeig mal her, die Kandidaten.« Seufzend fahre ich meinen Laptop hoch und zeige ihr Ludwig, Kai und Nils. »Der ist ja süß.« Mit einem fettigen Zeigefinger tatscht sie auf Nils’ Gesicht und meinen Bildschirm.
    »Der ist gerade in Neuseeland.«
    »Der Glückliche.«
    »Ich weiß. Und dabei hab ich mit ihm die höchste Quote. 93 Prozent.«
    »Na, der hier ist doch auch ganz niedlich. Wie heißt er? Kai?«
    »Findest du?« Mit einem Taschentuch wische ich notdürftig den Monitor sauber und betrachte den dunkelhaarigen Mann genauer. Schokobraune Augen und ein niedliches Grübchen im Kinn. Na schön. Warum eigentlich nicht?
    Am folgenden Freitag um kurz nach sieben und damit für meine Verhältnisse geradezu überpünktlich betrete ich das Abaton-Café, das dem gleichnamigen Kino angeschlossen ist und sich praktischerweise ganz in der Nähe meiner Wohnung befindet. Sollte das Treffen mit Kai sich ebenfalls als Reinfall entpuppen, muss ich wenigstens nur ein paar Meter die Straße rauf. Noch mal will ich jedenfalls nicht eine Viertelstunde Fußmarsch in die Schanze auf mich nehmen, um dann nach zweieinhalb Minuten abserviert zu werden. Bei dem Gedanken an Lars kommt mir schon wieder die Galle hoch, aber ich reiße mich zusammen. Immerhin könnte es ja sein, dass Kai ein ganz toller Typ ist. Ich sollte ihm eine Chance geben und nicht so schrecklich voreingenommen sein. Schlimm genug, dass ich Lydia beauftragt habe, mich um viertel nach sieben mit einem angeblichen Notfall auf dem Handy anzurufen, sodass ich, falls der Mann ein Totalausfall ist – zum Beispiel noch nicht volljährig oder Rentner oder Borderliner –, das Weite suchen kann. Jemandem meine Ablehnung nämlich einfach so um die Ohren zu hauen, wie Lars es mit mir gemacht hat, nein, das liegt mir nicht. Warum jemanden unnötig verletzen, wenn es eine kleine Notlüge auch tut? Und danach kann ich ihn ja blockieren. O ja, so langsam kapiere ich das Spiel! Aber jetzt lasse ich erst mal alle Vorurteile los und hoffe das Beste. Mit einem breiten Lächeln stoße ich die Tür des Abaton auf, erklimme die kurze Treppe, die in den Gastraum führt, und lasse meinen Blick über die Tischreihen gleiten. Ganz hinten in der Ecke sitzt ein einzelner Mann mit dunkelbraunem Lockenkopf. Unsere Blicke treffen sich, und auf sein Gesicht tritt ein so breites Grinsen, dass ich selbst auch lächeln muss. Er hebt die Hand und winkt mir ein bisschen ungelenk zu. Ich gehe hin, und als ich nur noch zwei Meter von ihm entfernt bin, erhebt er sich von seinem Platz.
    »Franzi?«, erkundigt er sich erfreut.
    »Kai?«, frage ich ebenso erfreut zurück. Er nickt, und ich bin plötzlich sehr froh, dass Lydia mich überredet hat, zu diesem Date zu gehen. Kai ist mir auf Anhieb total sympathisch. Außerdem sieht er wirklich gut aus. Noch viel besser als auf dem Foto. Unter seinem blauen Langarm-Shirt zeichnet sich sehr schön, aber nicht zu üppig, die Brustmuskulatur ab. Und noch immer

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