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Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See

Titel: Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Janed. So wie diese Madame Robichon. Aber ich glaube, jetzt verstehe ich dich sehr gut. Nein, du hättest ihn nicht dort lassen können.«
    Nein, nicht? Ich wäre wahr scheinlich auch an gebrochenem Herzen gestorben, Janed. Einfach so. Es war
schon schwer, damit zu leben, dass du verloren warst, aber wenn du mich verlassen hättest … Ich schnurrte, was das Zeug hielt, und rieb mei nen Kopf an ih rem Arm. Sie streichelte mich ganz fest und knetete mir die Ohren, genau so, wie ich es liebte.
    »Ronronronron.«
    »Tja, also ich saß da und grübelte, und da fing Pan toufle an, im Sand zu scharren. Und dann zerrte er plötzlich die Kette hervor, die du in der Hand hältst.«
    Ron sah das Medaillon wieder an.
    »Sie muss es bei dem Sturz verloren haben.«
    »Sehr wahrscheinlich. Die Kette war zerrissen. Ich machte mir wenig Gedanken darum, Ron. Für mich war es eine Art Zeichen. Ich hat te alles verloren – und nun, an diesem Strand, in diesem Moment, war mir mein Katerchen zurückgegeben und ein goldenes Schmuckstück noch als Draufgabe geschenkt worden. Ich dachte, dass ich nun die tiefste Stelle des Tals durchschritten hätte. Ein Wendepunkt, Ron, vielleicht eine Bestätigung, dass ich mich auf dem richtigen Weg be fand. Ich knüpfte Pantoufle in mein Umschlagtuch, suchte den Korbmacher auf und kaufte einen Deckelkorb von ihm. In Auray ließ ich das Kettchen richten, und auf der Fahrt von dort nach Brest traf ich dann zu meiner Überraschung im Zug die drei Matelots, und die überredeten mich, mit ihnen nach Amerika auszuwandern.«
    »Und dann musstest du ausgerechnet mir begegnen, Janed?«
    »Was ist schlimm daran, Ron?«
    »Weil du und dieser Kater so viele alte Wunden wieder aufgerissen habt. Und nun zeigt sich, dass du nicht
nur meinen vollständigen Namen kennst, sondern auch noch im Besitz dieser Kette bist.«
    »Und mehr als das, Ronan Kercado – ich bin auch Zeugin des Un falls an den Klippen, da mals vor zehn Jahren.«
    Das Kettchen entglitt Rons Fingern und fiel abermals zu Boden. Er beugte sich rasch vor und hob es auf, damit es nicht zur Reling rutschte. Dann brachte er fassungslos hervor: »Du …?«
    Janed erzählte ihm die Geschichte, die sie auch Pippin schon berichtet hatte, und Ron hielt die Hände vor das Gesicht gedrückt. Aber er lauschte. Er lauschte ganz furchtbar aufmerksam.
    Und schließlich nahm er die Hände wieder nach unten und stand auf. Er lehnte sich an die Reling und sah in den Nachthim mel, der mit un zäh li gen Sternen bestickt war. Das Wasser unter uns rauschte eintönig, in den Tauen sang der Wind, leise nur war hier das Stampfen der Maschinen zu spüren.
    Janed kraulte meinen Nacken, und ich wäre da rüber beinahe eingeschlafen. Ich war müde, sehr müde von all diesen Aufregungen heute.
    »Janed!«
    Meine Freundin zuckte zusammen, ich ebenfalls.
    Ron kniete neben uns und flüsterte nur.
    »Janed, verzeih, ich habe euch beide geweckt. Ich muss gleich auf die Brücke, und ihr geht besser nach unten. Aber trotzdem, Janed – solltest du wissen, dass du mir ein unschätzbares Geschenk gemacht hast.«
    »Habe ich das?«
    »Ja, meine Schöne.«

    Ich sprang von ih rem Schoß, und sie erhob sich. Ganz nahe standen die beiden voreinander.
    »Morgen erzähle ich dir, warum. Aber noch muss ich eine Weile darüber nachdenken.«
    »Dann will ich dich jetzt in Ruhe lassen, Ronan Kercado.«
    Er lächelte ein sehr seltsames Lächeln.
    »Ruhe, Janed Kernevé, werde ich gewiss nicht finden. Aus vielerlei Gründen nicht. Der hier ist einer davon.«
    Und dann legte er ihr den Arm um die Taille und zog sie noch näher an sich.
    Nein, es war kein Abschlecken. Es war etwas viel Hübscheres, das konnte sogar ich erkennen. Es war das, was wir Katzen ein Nasenküsschen nennen, nur dass sie es mit den Lippen machten. Und Janed sah ganz verklärt drein, als er seinen Mund wieder von dem ihren löste.
    Dann bückte er sich ganz schnell, sodass ich nicht ausweichen konnte, und hob mich hoch an seine Schulter.
    »Zu Bett, kleiner Pantoffel.«
    Er trug mich bis nach unten an die Tür, dort ließ er mich auf den Boden und strich Janed noch einmal über die Wange.
    »Morgen, meine Hübsche.«

Lilis Tortur
    Ich war so müde, und eigentlich hätte ich schlafen müssen wie ein Stein, aber Janed wälzte sich die gan ze Nacht unruhig hin und her. Na ja, ein paar Runden Schlaf bekam ich dennoch, und als der Morgen anbrach, fühlte ich mich gewappnet, den letzten Tag der Reise anzutreten. Obwohl ich ein gewisses

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