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Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See

Titel: Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Unbe hagen im Bauch spürte. Was würde nun aus uns werden, dort in der neuen großen Stadt mit den klei nen Zimmern und den lauten Straßen? Zusätzlich befanden sich auch meine Schnurrhaare in heller Aufregung. Es lag wieder einmal etwas Bedeutsames in der Luft. Etwas sehr, sehr Bedeutsames, und da ich meinem Bart zu vertrauen gelernt hatte, drängte ich die Ängste in meinem Bauch zurück.
    An diesem Morgen waren auch die Passagiere früh aus den Betten und geschäftig dabei, Kleider zu falten, ihre Bündel zu schnü ren und Taschen zu packen. Heute Nachmittag würden wir den Hafen erreichen, das hatte der Kapitän Enrico gestern noch versprochen.
    Janed hatte sich ebenfalls angezogen und legte sorgfältig ihr schönes Sonntagsgewand zusammen. Ich beschnüffelte es noch mal gründlich. Es roch so gut nach Blumen und Kräutern. Und nach Zuhause.
    Ich maunzte sehnsüchtig, und sie strich mir über den Rücken.
    »Ja, Töffelchen, ich weiß. Oder besser, ich weiß nicht. Ich weiß überhaupt nichts mehr.«
    Richtig, da war ja noch Ron.

    Vielleicht...
    Also, unter Katzengesichtspunkten war Ron ein strammer Kater. Und Janed eine sehr hübsche Kätzin. Jetzt müssten eigentlich nur die Gelüste erwachen.
    Ich hatte wenig Ahnung davon, wie das bei den Menschen funktionierte. Als Kater würde ich jetzt um eine Kätzin herumstreichen und um sie werben. Sie würde mich necken, mir ihren Bauch zeigen, zarte Winke mit dem Schwanz geben und, wenn ich zu nahe kam, mir eine scheuern. Und irgendwann würde ich sie erwischen, sie in ih rem Nacken packen und das tun, was wir beide so unbedingt wollten.
    Hach.
    Nein, Menschen mach ten das vermutlich anders. Dieses Abschlecken, dieses Lippen an Lippen drücken, das musste etwas damit zu tun haben. War es nicht denkbar, dass Ron auf diese Weise schon seine Absichten kundgetan hatte?
    Ande rerseits, wenn ein Kater bei sei ner Kätzin ans Ziel gekommen war, bekam er anschließend mächtig eine gepfeffert, und das war’s dann. Das machten die Menschen auch anders. Die zogen nämlich anschließend ihren Wurf gemeinsam auf. Jedenfalls meistens.
    Also, wenn ich wollte, dass meine Janed und Ron zusammenblieben, dann musste ich nur se hen, dass sie so schnell wie möglich Nachwuchs zeugten.
    Wo war Ron?
    Ah, richtig, Hundswache hatte er gesagt. Das allerdings hieß, dass er jetzt in seinem Bett lag und schlief. Da konnte man wohl erst mal nichts machen.
    Ich streckte mich also auf der grauen Decke aus und
sah Janed zu, wie sie ihr Spitzenhäubchen verstaute, ihre Strümp fe zusammenrollte, die Schürze säuberlich in ihre Tasche legte und dabei leise sang.
    Pippin erschien an der Tür und sah sich suchend um. Ich reckte mich und maunzte einen Gruß. Janed drehte sich um, und ein erfreutes Lächeln glitt über ihr Gesicht.
    »Guten Morgen, Pippin!«
    Auch die an deren Auswanderer sahen zu ihm, ein Flüstern ging durch den Raum, dann begann einer zu klatschen. Die an de ren folgten, und Pip pin verbeugte sich mit Grandezza. Er sah ausgeruht und unternehmungslustig aus. Ich lief auf ihn zu, und als er sich niederbeugte und leise »Allez hop« sagte, sprang ich in seine Arme. Ich durfte mich an seine Schulter schmiegen, die jetzt nicht mehr mit schäbigem schwarzem Stoff bedeckt war, sondern mit einem grauen, grob gewebten, der leicht nach Schaf roch. Aber nur ganz leicht, der Rest war irgendwie Leder und Holz.
    »Was meinst du, Pantou fle, wird dei ne Janed mir beim Frühstück Gesellschaft leisten?«
    Wenn’s nach mir ginge, ganz bestimmt. Ich bin si cher, oben gibt es ein Näpfchen Sahne extra für mich.
    Janed hatte ihre Tasche geschlossen und war zu Pippin getreten.
    »Wenn es nach Pantoufle ginge, sollte ich das wohl tun, Pippin.«
    »Und wenn es nach Ihnen geht, Janed?«
    Sie grinste plötzlich.
    »Dann auch. Aber nur, wenn ich Himbeerkuchen mit Sahne bekomme.«

    O ja, o ja, die Himbeeren und den Kuchen für dich, die Sahne für mich.
    »Das werden wir sicher arrangiert bekommen. Beim Küchenchef haben Sie noch etwas gut, sollte man meinen.«
    »Dann wollen wir die oberen Gefilde erklimmen.«
    Ich erlaubte Pippin, mich durch die Gänge zu tragen, und ich muss gestehen, er machte das gut. So gut, dass ich mich gar nicht an seine Jacke klammern musste.
    »Einen feschen Anzug tragen Sie heute, Pippin«, bemerkte Janed und strich ihm leicht über den Ärmel.
    »Ich habe beschlossen, endgültig meine Maske fallen zu las sen, Janed. Weder dum mer August noch armer Schlucker – es ist nicht

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