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Papa ante Palma

Papa ante Palma

Titel: Papa ante Palma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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lokalen
Fernsehsender als Nachrichtensprecher und ist auf Mallorca richtig berühmt. Vor
ein paar Tagen war ein Bericht über ihn in einer großen Zeitung vom Festland.«
Marta gerät ins Schwärmen.
    Mit einem Auge beobachte ich, wie der Mann den
Kaffee abstellt und auf uns zukommt. »Marta«, ruft er, »wie geht’s?«
    Meine Vermieterin erhebt sich. Küsschen rechts,
Küsschen links. Ein herber Schweißgeruch breitet sich am Tisch aus, und ich
halte mir instinktiv die Kaffeetasse vor die Nase, um den unangenehmen Geruch
mit dem Kaffeearoma zu überlagern.
    »Hast du irgendwas mit deinen Haaren
gemacht?«
    »Si.« Marta errötet
leicht.
    » Der neue Haarschnitt
steht dir sehr gut«, sagt Jaume. Dann wendet er sich mir zu.
    »Das ist Steve, er ist mit seiner Familie in
Rosas Haus eingezogen.«
    »Encantat.« Jaume
drückt mir so fest die Hand, dass ich vor Schmerzen fast einen Knicks mache.
Dabei treten allerorten Adern aus seinem Unterarm hervor, wie Wurzeln aus einem
Waldboden. »Inglés?« , fragt er.
    »Nein, kein Engländer, sondern Deutscher«, sage
ich mit schmerzverzerrtem Lächeln.
    Jaume lässt schlagartig meine Hand los und widmet
sich wieder Marta, indem er seine Handflächen seitlich auf ihre Schultern legt.
»Sehen wir uns bei der Fiesta de Sant Roc?«
    »Natürlich«, antwortet sie voller Vorfreude.
    »Gut.« Er lächelt, dann küsst er Marta zweimal,
nickt den Alten zu und verlässt in langsamen Trab das Café.
    Die Spanierin starrt ihm lange nach. Die Art, wie
sie Jaume ansieht, und meine pulsierende, angeschwollene Hand sind mehr als
eindeutige Indizien: Mit dem Mann kann es noch sehr lustig werden. So lustig,
dass mir das Lachen im Hals stecken bleibt.
    »Und, was hat sie gesagt?«, fragt Lucia, als
ich nur wenig später den Innenhof betrete. Sie schaukelt mit den Kindern in der
Hängematte, die ich im Garten zwischen den Bäumen gespannt habe.
    »Och«, sage ich und schaue beiläufig zu Teresas
Fenster hinüber, aus dem ohrenbetäubend laute Kirchenmusik schallt, »es war
keine böse Absicht. Sie dachten, es spiele keine Rolle. Ich glaube ihr,
allerdings spielt es für mich doch eine Rolle.«
    »Komm erst mal her«, sagt Lucia. »Wann hast du
jemals mit uns dreien in einer Hängematte gekuschelt?«
    »Noooch nie«, sage ich mit verstellter
Monsterstimme und stampfe die kleine Treppe zum Garten hoch.
    Die Kinder fangen vergnügt an zu kreischen.

Elf
    »Das ist es!«, frohlocke ich am nächsten Morgen
und strecke die Glieder in den azurblauen Himmel. »Frühstücken im eigenen Patio
mit Blick auf die hauseigenen Orangenbäume – da weiß ich doch gleich
wieder, warum wir nach Mallorca gezogen sind.«
    »Mal sehen, wie die Strecke morgens so zu fahren
ist«, nuschelt Lucia in ihre Müslischale. Sie ist bereits bürofertig gestylt und
frisch wie der Morgentau auf einem Minzeblatt.
    »Arbeit? Palma? Auto?«, fragt Luna, die riesigen
grünbraunen Augen unverwandt auf ihre Mutter gerichtet.
    »Ja, mein Schatz«, sagt Lucia. »Und ihr geht
heute zum ersten Mal in den neuen Hort. Das wird sicher spannend. So, jetzt muss
ich auch schon los.«
    Beim Wort »los« flackert schlagartig Panik in
Sophies Augen auf. »Nicht geeehen!«, schreit sie und steigert sich langsam, aber
sicher in eine Schreischleife hinein.
    »Na prima, das war es dann wohl mit dem Idyll.«
Ich werfe demonstrativ meine Nutellastulle zurück auf den Teller.
    »Mama kommt ja bald wieder, mein Hase, und dann
gehen wir alle zusammen ein tolles Eis essen.«
    Immer dieses »und dann« denke ich. Wieso reicht
nicht ein »Mama kommt ja heute Abend wieder«? Nein, es muss jedes Mal ein »und
dann« folgen, meist verbunden mit dem Versprechen auf Süßigkeiten oder
kostspieligen Fahr- und Hüpfspaß. Als ob es nicht genug wäre, nach der Arbeit
gesund und munter wieder hier aufzuschlagen und sich das Gemaule anzuhören. Ist
doch auch etwas. So ein Nachhausekommen. Schließlich kann alles Mögliche
passieren. Lucia verliebt sich in den Getränkemann im Büro. Oder ein Unfall auf
der Autobahn. Oder ein Tsunami, der die Straßen hochspült.
    Es kommt, was kommen muss.
    »Nein, jäääzzz Eiiis«, jault Sophie, als ginge es
um Leben und Tod.
    »Gut, ich geh dann mal. Sorry, Schatz«, sagt
Lucia und verschwindet.
    Ihre Schritte hallen so laut durch den Flur, als
würde sie mit Stahlsohlen durch ein altes Gerichtsgebäude tanzen.
    »Na gut, Kinder. Dann wollen wir uns mal langsam
auf den Weg zum Hort machen.«
    Da öffnet sich die Tür des Schuppens

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