Papa To Go
ohne Familien feiern wollten, und hatten den ganzen Tag de facto nichts zu tun. Wir haben uns dann in einer Buchhandlung in Westerland ein »Buch der 10 000 000 Namen« gekauft und von da an täglich darin geblättert. Die Namen für ein Mädchen standen recht schnell fest, bei den Jungs ging das hingegen arg weit auseinander.
Nachdem die Welt von unserer bevorstehenden Elternschaft erfahren hatte, wagten die einen oder anderen den Vorstoß: »Und? Habt ihr schon einen Namen?«
Wie gehst du nun mit dieser Frage um? Es gibt die Möglichkeit, den Namen zu verraten, nur dann musst du dir Kommentare dazu gefallen lassen wie: »Was? Lilly? So heißt doch mittlerweile jedes zweite Mädchen«, oder: »Ich kannte mal eine Lilly, die war so vulgär, laut und hat gestunken.«
Eine andere Möglichkeit wäre das Verneinen oder darauf hinzuweisen,
noch auf der Suche zu sein. Dann folgt jedoch ungeahnt Erste Hilfe durch den Fragenden: »Wie wäre es denn mit Antonia oder Luisa? Ich könnte mir gut vorstellen, dass euch der Name gefällt.«
Die DJ-Lösung ist meiner Meinung nach das Verschweigen der Namenswahl mit einer charmanten, entwaffnenden Antwort auf die Frage. Diese beinhaltet nämlich den Namen des Fragenden höchstselbst. Fragt mich also meine Freundin Jana nach dem Namen, so antworte ich: »Also, wir haben lange überlegt und werden sie wohl jetzt doch Jana nennen.« Was soll sie dazu sagen? Übel nimmt einem das niemand, und jeder weiß, okay, hier ist nichts zu holen.
Neben eurem diesbezüglichen Verhalten ist die korrekte Namenswahl in der Tat ein sehr bedeutsamer Brainstormingprozess, dessen Ergebnis für immer an eurem »Erzeugnis« kleben bleibt. Akkurat und kleinlich ist diese verantwortungsvolle Aufgabe daher von euch durchzuführen, denn ihr wollt ja nicht wirklich, dass euer Kind ein Leben lang gehänselt wird oder psychisch seinen eigenen Namen nicht mehr ertragen kann. Drama, Baby!
Wie bereits nahegelegt, kauft euch so ein Namensbuch, es macht riesigen Spaß, darin zu blättern und sich die Namen auf der Zunge zergehen zu lassen. Ein anderer Recherche-Weg ist das Internet. »Beliebte Vornamen« gegoogelt, und ihr könnt euch vor Seiten mit Namensvorschlägen altdeutschen über japanischen bis hin zu zentralafrikanischen Ursprungs nicht mehr retten. So haben wir völlig unromantisch den Namen unserer Tochter ausgegraben. Persönlicher wird es tendenziell, entspringt der Name der Familienhistorie eines der beiden Elternteile. Hier bietet sich ein kleiner Schnupperkurs in Sachen »Ahnenforschung« an, oder aber du greifst dir, soweit vorhanden, deine Großeltern und quetschst sie hinsichtlich ihres geheimen Wissens über die blutlinientreuen Generationen vor dir aus. Vielleicht fällt dabei ja ein ungeahnt vortrefflicher
Name ab. Wenn ihr einen Namen gefunden habt, gibt es ein paar Tests, die er bestehen sollte.
Lasst ihn erst einmal klingen, auch im Duett mit dem Nachnamen. Passt das? Kein Bruch? Gut.
Wie klingt er ermahnend ausgesprochen und wie liebevoll? Und wie wäre eine mögliche Koseform? Alles klar.
Ist der Vorname auch international verwendbar oder klingt er urdeutsch?
Rein spekulativ: Gefällt euch der Name auch noch in ein paar Jahren?
Und passt er überhaupt zu unserem Kulturkreis?
Stellt euch lieber ein paar Fragen mehr als zu wenige, denn der Name ist das ewige Etikett eures Kindes, und er ist für den Träger ein Medium zur Selbstwerdung, ein Tor zur eigenen Identität. Bei einigen Namen könnte man allerdings, was ebendiesen Prozess anbetrifft, jetzt schon mal Mitgefühl in sich aufkeimen lassen. Allen voran sind es die exotischen Versionen der internationalen Promis, die mit Vorliebe schrille Benennungsexempel statuieren und damit mal wieder dem Ärmelaufkrempel-Slogan »Geht nicht, gibt’s nicht« neues Leben einhauchen.
Eine kleine, delikate Auswahl an Namen von Promis, bei der die Selbstfindung mitunter ein wenig kompliziert werden könnte:
Brooklyn (Victoria und David Beckham)
San Diego (Verona und Franjo Pooth)
Apple Blythe Alison (Gwyneth Paltrow und Chris Martin »Coldplay«)
Bluebell Madonna (Geri Halliwell)
Don Hugo (Franziska van Almsick)
Sunday Rose (Nicole Kidman und Keith Urban)
Jimi Blue und Wilson Gonzales (Natascha und Uwe Ochsenknecht)
Prince Michael I (Michael Jackson)
Fifi Trixibelle, Peaches Honeyblossom und Little Pixie (Bob Geldof)
So humorvoll die Deutschen auch sind, amtliche Belange werden stets humorlos und restriktiv behandelt. Selbst bei
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