Papa To Go
der Hand gehen. In diesem Kapitel kannst du dich ausheulen, deinen Emotionen das Tor öffnen und einmal kurz alles zusammenbrüllen, was sich nicht wehren kann, denn hier gibt es keine Ungerechtigkeit, nein, hier halte ich einen vollen Kübel Motivation für dich parat, den du dir bei Bedarf gerne über den Kopf schütten kannst. Daneben geht es um deine neue Positionierung innerhalb des Familienkonglomerats und wie du durch pfiffiges Augenaufhalten und Beobachten der Lage mit rigorosen Schritten und Unterstützung durch Dritte den optimalen Nutzen für dich und Frau und Kind ziehen kannst.
Hol dir dein Kind!
Es besteht, selbst wenn du es jetzt noch nicht für möglich hältst, die große Wahrscheinlichkeit, dass auch in deiner Partnerin ein echtes Muttertier schlummert. Keine Sorge, ein wahrlich gängiges Symptom unter Erstgebärenden. Selbst aus der eigenständigsten, selbstbewusstesten und resolutesten Macher-Frau kann eine empathische, fürsorgliche und für dich vielleicht schwierig wiederzuerkennende Über-Mama werden, die vor inbrünstiger Liebe für ihr Kind nur so brodelt. Nicht despektierlich gemeint, und außerdem ist das ja eben alles auch eine Typfrage.
Zwischen der stillenden Mutter und dem stets durstigen, müden oder gelangweilten Kind erwächst im Lauf der Wochen ein zunächst vorsichtig beschnupperndes, später dann sehr inniges, intensives Verhältnis, das nur schwer zu durchschauen ist. Geheime Absprachen, dämliches Getuschelgekicher, dich ausschließende Insiderwitze oder Präsentationen einstudierter Kunststückchen lassen bitteren Neid und abgrundtiefen Argwohn in dir zu einem ekligen, dich zersetzenden Gebräu namens Eifersucht aufbrodeln. Trink nicht aus diesem bauchigen Kelch!
Damit du als Vater also nicht nur zum Zusehen verdonnert am Spielfeldrand sitzt und zum völlig selbstlosen Dienstleister auf Lebenszeit avancierst, ist es deine männliche Pflicht, sich in dieses verschwörerische Verhältnis zwischen Mama und Sohn oder Tochter positiv einzuschalten: Hol dir dein Kind! Genieße das Größte in deinem Leben, solange es noch nicht laufen und sprechen kann und allmählich zu einem verdammt ernst zu nehmenden Fress- und Fragegegner am Tisch wird! Versuche einerseits, deine Partnerin zu entlasten (siehe Abschnitt »Zeit für euch«, Seite 235), und andererseits eine vertraute Beziehung zu deinem Nachfahren auf- und auszubauen. An deine Stimme kann sich dein Baby zum Beispiel noch aus der Bauchzeit sofort erinnern. Später verbindet es den Klang deiner Stimme, deinen Geruch, nach kurzer Zeit auch dein Aussehen zu dem abstrakten Konstrukt »Papa«. Der Punchline zufolge: »Das ist ja der Typ, der immer morgens und abends da ist, aber was macht der bloß am Tag?!«
Ja, das bist du: der Vater. Ich habe versucht, so viel Zeit wie möglich für meine Tochter abzuzwacken, und tue es logischerweise immer noch. Gerade als Selbstständiger ist es gut möglich, sich Freiräume zu schaffen und diese wertvollen Momente dann
mit dem eigenen Kind zu verbringen. Anders gestaltet es sich für einen Festangestellten, der seinen Job zeitlich nicht frei einteilen kann und die Zeit am Platz abzuarbeiten hat. Da bleibt dann entweder der Morgen oder der Abend oder beides und schließlich das Wochenende. Der Augenblick der Zweisamkeit mit deinem Kind ist von dessen Rhythmus abhängig. Feste Still- oder Esszeiten sowie Schlafzeiten geben die Zeitspanne vor, in der du an deinem Verhältnis zu deinem Kind feilen kannst. Ein Spaziergang, während es schläft, und nach dem Aufwachen ein bisschen spielen, das ist absolut drin, wenn die Intervalle zwischen den Mahlzeiten beides zulassen.
Neben den Frei-Zeiten für dich sei, wenn du zu Hause bist, ebenso präsent für deinen Sprössling wie die Mutter. Übernimm den lütten Schieter am Wickeltisch, verabreiche bereits Breis und Prä-Milch, füttere du es, geh mit dem kleinen Wurm baden, bring dein Baby zu Bett. Du wirst sehen, das macht unendlich viel Spaß, und wenn du dich wirklich darauf einlässt, wird es dich erfüllen. Deiner Partnerin solltest du unterdessen nicht mit einem unbremsbaren Übereifer begegnen, sondern ihr deinen Standpunkt klar zu verstehen geben. Es gibt keine Frau, die sich nicht darüber freuen würde.
Langweilig: Spielen mit einem Säugling
In den ersten Wochen im Zusammenleben mit dem Neuankömmling ist in Sachen gemeinsames Spielen überhaupt kein Blumentopf zu gewinnen. Hier hält Langeweile pur Einzug. Zum einen können die kleinen
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