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Papa

Papa

Titel: Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven I. Hüsken
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und inoffiziell schaust du mir ein bisschen über die Schultern. Zellinger braucht davon nichts zu erfahren. Ich würde mich auch nicht abhalten lassen.«
    »Hm«, grunzte Maik und nickte. »Verdammt Robert, der Mistkerl hat meine Tochter. Ich konnte mich damals schon nicht damit abfinden, dass der Kerl Lilly um sich hatte, während ich sie nur alle zwei Wochenenden sehen durfte. Aber das hier …«, er massierte sich die Augen, als sei er müde.
    »Ich tu mein Bestes. Versprochen.« Damit war für Robert die Sache beschlossen. Die Abteilung »Zentrale kriminalpolizeiliche Dienste« würde noch eine Weile brauchen, bis die Tatortspuren aus der Anstalt und dem Gasometer ausgewertet waren. Die Gutachten aus dem kriminaltechnischen Institut dauerten in der Regel selbst bei Prioritätsfällen ein paar Tage. Leider kannte Robert keinen der Laboranten persönlich, was die Sache nicht gerade beschleunigte.
    »Kaffee?« Er hielt seinem Partner einen Becher vor die Nase, den er aus der Thermoskanne abgezapft hatte.
    Maik schaute auf. »Hmm«, murmelte er zustimmend, fasste ihn mit beiden Händen und nahm einen Schluck.
    Robert ging zu seinem Schreibtisch und setzte sich. Sein Magen war wieder der alte und inzwischen gefüllt mit einem Burrito vom Mexikaner gegenüber. Das bedeutete aber auch, dass ihn die Mittagsmüdigkeit mit voller Wucht getroffen hatte. Seine Augen waren schwer, und die Buchstaben auf dem Monitor verschwammen in regelmäßigen Abständen.
    Er stellte die Tasse ab und rieb sich die Augen. Zellinger steckte den Kopf durch die Tür. Mit seinem Schnäuzer wirkte er wie eine Bulldogge, und seine Augen schrien nach einem Leckerchen. Als sein Blick auf Maik fiel, verwandelte er sich in einen mitleiderregenden Welpen. »Warum nimmst du dir nicht einfach ein paar Tage frei? Wir tun alles, um deine Tochter zu finden, Maik. Sobald sich etwas tut, bist du der Erste, den ich informieren werde. Thomas Ried ist jetzt zur Fahndung ausgeschrieben. In der Anstalt wurden keine weiteren Spuren gefunden. Da ist alles sauber. Alle Fingerabdrücke konnten problemlos zugeordnet werden. Wie es aussieht, ist Ried einfach verschwunden.«
    »Ohne Alarm auszulösen?«, fragte Robert.
    Zellinger nickte. »So sieht es aus.« Er betrat das Büro.
    Maik drehte den Kopf zu ihm. »Hat sich die Kramme dazu geäußert, warum sie sein Verschwinden so spät gemeldet hat? Ihr sollte am ehesten bewusst sein, was passieren kann, wenn ein Geistesgestörter auf freiem Fuß ist.«
    »Du bearbeitest den Fall nicht, Maik. Ich dachte, ich hätte mich in dieser Beziehung klar ausgedrückt? Staatsanwältin Schreyer wird uns allen die Hosen ausziehen, wenn sie auch nur ahnt, dass wir die Vorschriften verletzen.« Dann wandte er sich an Robert:
    »Sie hat ausgesagt, dass Ried in letzter Zeit verängstigt wirkte. Seine Therapie ist wohl gut angesprungen, so dass sie seine Gefährlichkeit heruntergestuft hat. Sie dachte, dass seine Angstzustände schlimmer geworden sind und er sich deshalb versteckt hat.«
    »Pff«, Maik schaute wieder auf seinen Monitor, »blödes Affenhuhn. Ihretwegen hat sich der kranke Scheißer mein Mädchen geschnappt. Der Kerl sollte verdammt stark sein, denn wenn ich ihn in die Finger bekomme, werde ich ihm die stinkenden …«
    »Gar nichts wirst du«, fuhr ihm Zellinger über den Mund. »Ich habe dir eine Aufgabe gegeben. Entweder du erledigst sie, oder du nimmst ein paar Tage Urlaub. Sei doch nicht so verdammt stur.« Zellingers Gesicht verformte sich wie ein zerknautschtes Sofakissen. Er griff in seine Hemdstasche und zog ein rechteckiges Foto heraus, das in einer Plastiktüte steckte. »Dies hier hat die Spurensicherung in der Wohnung von Tom Rieds Mutter gefunden.« Er warf es vor Robert auf den Schreibtisch.
    »Hm, ein weiteres Polaroid?«
    Robert beugte sich zu ihm hinüber. Zu sehen war ein vollständig gehäuteter Mensch.
    Zellinger schickte sich an, zu gehen, verharrte aber noch einmal. »Der Chefredakteur der Westfalenpresse hat übrigens gegen die Nachrichtensperre protestiert. Ich möchte, dass du das klärst. Ich habe keine Lust auf eine Schlammschlacht mit der Zeitung. Außerdem habe ich noch immer nicht den Bericht der Obduktion. Ich möchte alle Informationen rechtzeitig auf meinem Schreibtisch, falls der Fall größer werden sollte. Und noch etwas. Noch ist nicht raus, ob Lillian wirklich von Ried entführt wurde. Wir sollten für alle Möglichkeiten offen bleiben.« Dann wurde seine Stimme sanft wie das Schnurren

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