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Papa

Papa

Titel: Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven I. Hüsken
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über ihn erkundigt. Michelle wusste nicht, ob es je zu diesem Treffen gekommen war.
    Ohne ihn zusammenzufalten, warf sie ihn in die Kiste zurück, die vor dem Bett stand.
    Das Nächste war ein ausgedruckter Chatverlauf. Tom hatte dem Schreibstil nach Kontakt zu einem jugendlichen Mädchen. Er hatte sich als Tommi_17 angemeldet. Sie nannte sich CuTee.
    Im Grunde wusste Michelle, was sie hier finden würde, aber es direkt vor sich zu haben, ließ sie die Fassung verlieren.
    Als wären die Buchstaben mit Gift getränkt, hielt sie die Zettel mit spitzen Fingern vor sich. Tränen liefen über ihr Gesicht und tropften auf die Wörter, die aus dem Text in ihr Bewusstsein sprangen, um dort wie ein Haufen Hooligans zu randalieren.
    Wieder war alles wie damals, in dem Moment, in dem ihr klar wurde, was ihr Mann wirklich war.
    Na, was war er denn, Michelle? Ein Ehemann, nicht wahr? Und was warst du? Eine Ehefrau? Wohl kaum. Er wusste, was du getan hast. Er hat doch nur darauf reagiert, oder nicht?
    Sie ließ die Zettel fallen und rieb sich die Augen. Nein, so war es nicht. Sie trug keine Schuld an dem, was passiert ist. Und selbst wenn, das gab ihm nicht das Recht, Lilly zu bestrafen.
    Nicht Lilly.
    Einen kurzen Moment lang hatte Michelle das unbändige Verlangen, den Haufen vor sich zu zerreißen und anzuzünden. Den Wunsch, die Welt durch ein Meer aus Flammen zu sehen, die süß über ihre Haut leckten, um ihr die Erinnerung zu nehmen – und das Leben, das keines war.
    Doch so schnell es gekommen war, so schnell schlug das Verlangen um in Zorn. Büßen würde er. Ihr Leben, das er ihr gestohlen hatte, würde sie sich zurückholen. Es ihm aus seiner dreckigen Brust reißen.
    Die Polizei und das Gesetz mochten gnädig gewesen sein. Sie wäre es nicht. Doch dazu musste sie erst einmal wissen, wo er war.
    Zettel für Zettel und Notiz für Notiz ging sie durch, doch es gab keine Hinweise auf seine Aktivitäten oder auf seine Opfer.
    CuTee war das Außergewöhnlichste, das im Moment auf ihrem Bett lag. Sie wollte schon aufgeben, als ihr Blick auf einen roten Kartonumschlag fiel. Es war das kleine Notizbuch, in dem er die Diensttermine festgehalten hatte.
    Ihr Herz schlug höher. Sie spürte, dass sie da etwas hatte. Wie ein Angler, kurz bevor ein Fisch anbiss. Sie klappte den Buchdeckel auf und suchte das passende Datum. August 2010. In dieser Zeit war Tom viel unterwegs. Verschiedene Städte, verschiedene Firmen. Jeden Tag war er woanders.
    Ihre Finger verkrampften. Nirgends ein Hinweis. Keine privaten Treffen. Sein Terminplan war strikt durchorganisiert. Er war schon immer sehr akribisch.
    Michelle spürte, wie der letzte Strohhalm in ihrer Hand zerbröselte. Sie hatte das Gefühl, in eine endlose Tiefe zu fallen. Ihre Finger umschlossen das Buch, als wäre es Toms Hals, und pressten es mit aller Kraft. Doch es war unnachgiebig. Schließlich zerrte sie daran, riss Seiten heraus, während aus ihrem Mund so etwas wie ein Schluchzen drang.
    Immer mehr Seiten flatterten um sie herum, bis nur noch der Buchdeckel übrig war. Sie stutzte. Jemand hatte sorgfältig die Innenseiten überklebt. Durch ihr Reißen hatte sich der Kleber an einer Ecke gelöst, und jetzt hing dort ein Blatt herunter. Mit einem Ruck riss sie es ab, und zum Vorschein kam die echte Innenseite, auf der jemand mit einem Kugelschreiber etwas notiert hatte. Michelle kannte die Schrift nur zu gut.
    Tom hatte dort ein paar Koordinaten notiert.

[home]
    Kapitel 13
    D ie Stimmen aus den anderen Büroräumen des Präsidiums verschmolzen zu einem unverständlichen Summen. Kaum ein Beamter hatte die Tür zum Flur geschlossen.
    Robert ging von der kleinen Küchennische mit einer Thermoskanne Kaffee zurück zu seinem Büro, das er sich mit Maik und dem Rest einer einst prächtigen Palme teilte. Ihre Schreibtische standen vor einem Flipchart, an das unzählige Zettelchen geklebt waren. Nachdem Thomas Ried nun der Hauptverdächtige war, hatte Zellinger Maik offiziell den »Polaroidfall« entzogen und Robert übertragen.
    »Ich bringe ihn um.« Maik ging mit eiserner Miene im Büro auf und ab.
    »Beruhig dich mal! Zellinger hat recht. Du bist zu nah dran. Ich werde deine Tochter finden. Das ist ein Versprechen.«
    Maik blieb stehen und drehte sich ruckartig um. »Du erwartest von mir, dass ich untätig zusehe, wie um mich herum falsche Entscheidungen getroffen werden, während es um meine Tochter geht?«
    »Gar nichts erwarte ich. Hör zu. Offiziell machst du die Schreibarbeit

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