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Papa

Papa

Titel: Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven I. Hüsken
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wegen Ried?«
    »Herr Graf, wir werden Thomas Ried finden.«
    »Auch wenn ich Ihnen nicht geholfen habe?«
    »Auch dann, ja.«
    »Sehen Sie, ich kann wegen meiner Ängste kaum noch arbeiten. Meine Kunst leidet darunter. Ein Psychopath in unserer Stadt? Das muss man sich mal vorstellen. Solange er in der Klinik unter Kontrolle steht, kein Problem, aber so? Ich gehe seitdem nicht mehr aus dem Haus.« Er lachte trocken. »Aber irgendwann muss man ja einkaufen, nicht wahr?«
    Robert hatte das Gefühl, seine Zeit zu verplempern. »Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass er noch in dieser Stadt ist. Die Polizei ist mit Hundertschaften hinter ihm her. Wäre er noch hier, hätten wir ihn bereits gefasst. Außerdem sind Sie wahrscheinlich nicht sein Typ.« Das sagte er zwar, glaubte aber selbst nicht daran. Ried hatte sein Beuteschema geändert, und niemand konnte sagen, wer nun im Kreis der Begehrten aufgenommen wurde.
    Beruhige den Bürger
. Noch etwas, das ihm sein Ausbilder damals eintrichterte.
    Sebastian nickte. »Ich hätte Ihnen wirklich gern geholfen.«
    Robert stand auf. »Danke dennoch. Ich will Sie auch nicht weiter aufhalten.«
    »Rufen Sie mich an, wenn Sie noch einmal meine Hilfe benötigen. Ich schlafe nicht sonderlich gut zurzeit. Und ich brauche doch meinen Schlaf.«
    Den hatte auch Robert nötig. Er verabschiedete sich und fuhr nach Hause. Dieser Fall war großer stinkender Mist.
    Er brauchte dringend eine Spur, der er nachgehen konnte. Warum sah im Fernsehen immer alles so einfach aus?

[home]
    Kapitel 25
    M ichelle blickte in die starren Augen eines Drachen, und das Herz schlug ihr bis zum Hals.
    Ya-Long nahm die Zigarette aus dem Mund. »Was soll denn
das
? Glauben Sie, Sie könnten einfach eine Waffe ziehen?« Sie lachte.
    Michelles Arm kribbelte, als hätte sie den Taser schon betätigt. »Nein, natürlich nicht, ich …«
    Ya-Long grinste und beugte sich zu ihr hinüber. »Sie können sie nicht sehen, aber hier überall, für blinde Augen unsichtbar, lauern meine Söldner. Jeder Einzelne wartet nur darauf, endlich für das Geld, das ich ihnen gebe, etwas zu tun. Egal, was Sie veranlasst hat, diese Hand«, sie deutete auf Michelle, »in Ihre Tasche zu stecken, Sie sollten sie dort ruhen lassen.« Sie hob abwehrend ihre Arme. »Es ist nicht so, dass ich Ihnen misstrauen würde, Michelle, aber chinesische Söldner sind äußerst loyal, wenn sie bezahlt wurden, und die Ehre gebietet es ihnen, sich – um es in Ihrem Slang zu sagen – voll ins Zeug zu legen. Ihrem Ehrenkodex gemäß wird Versagen mit dem Tod bestraft und, das sehen Sie sicher ein, diese Söldner hängen unglaublich stark an ihrem Leben. Ja, selbst diejenigen, deren Leben ein Konglomerat aus Enttäuschungen, Verschmähungen und Entbehrungen ist.
    Wenn es nach mir ginge, würde ich ihnen ja erlauben, nach meinem Tod weiterzuleben, aber«, sie zuckte mit den Achseln, »Chinesen sind da eigen. Ich muss es wissen.« Sie grinste. »Wenn ich Sie jetzt also bitten dürfte, mit der Hand in der Tasche zur Bühne zu gehen und sie dort abzustellen?« Sie deutete ihr mit einer ausladenden Geste den Weg. »Es ist bedauerlich, dass Sie mein Angebot nicht annehmen wollen.«
    »Ach, scheiß drauf!« In einer fließenden Bewegung, die sie nie für möglich gehalten hätte, zog Michelle den Taser aus der Tasche, drückte auf den Knopf und presste der verdutzten Chinesin den knisternden Blitz ins Gesicht.
    Ya-Long zuckte wild mit weit aufgerissenen Augen, die Zigarette fiel ihr aus der Hand, und mit einem röchelnden Gurgeln kippte sie nach hinten um. Sie krachte ungebremst zwischen die Stühle und blieb, von ein paar Zuckungen abgesehen, reglos liegen.
    Einen Moment lang stand Michelle einfach nur da.
    Dann schien die Luft zu explodieren, als Pistolenkugeln in Wände und Türen schlugen. Holzspäne und Putz stoben in alle Richtungen. Sechs oder sieben Männer tauchten auf der Bühne auf und schrien in einer beängstigenden, brutalen Sprache.
    Ohne zu überlegen, tauchte Michelle in das Kellerlabyrinth ein.
    In dem chaotischen System aus Räumen und Gängen versuchte sie, einen Ausgang zu finden und dabei ihren Häschern zu entkommen. Doch ihre Stimmen hallten permanent durch die Katakomben. Schließlich gelangte Michelle in eine geräumige Kammer, die über und über mit Spiegeln behangen war.
    Sie stürzte hinein, und mit einem Mal standen unzählige Michelles vor ihr, blickten sie gehetzt an, mit Schweißperlen auf der Stirn. Die Haare klebten strähnig in

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