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Paperboy

Paperboy

Titel: Paperboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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hingen noch lange zwischen uns.
    OBWOHL MAN YARDLEY ACHEMAN nicht erreichen konnte, um sich bei ihm über mich zu erkundigen, wurde ich als Laufbursche in der Nachrichtenredaktion der
Times
eingestellt und bekam bereits zu Anfang mehr Geld als irgendein Reporter bei der Zeitung meines Vaters.
    Yardley blieb noch eine weitere Woche in New York, sprach sowohl bei der
Times
als auch bei der
Daily News
wegen eines Jobs vor und trieb sich mit berühmten Schriftstellern und Journalisten bei
Elaine’s
herum.
    Er war gern mit berühmten Schriftstellern zusammen und gab sich nach seiner Rückkehr Mühe, ihre Namen ins Gespräch einfließen zu lassen.
    Während Yardley sich in New York aufhielt, blieb mein Bruder an seinem Schreibtisch, acht Stunden am Tag, und ging immer wieder die Kartons mit jenen Papieren durch, die er in Moat County gesammelt hatte. In keinem dieser Kartons gab es irgendwas Neues, er konnte inzwischen den Tathergang und alle Namen auswendig aufsagen. Doch er wurde das Gefühl nicht los, dass es in alldem verborgene Zusammenhänge gab, die ihm entgangen waren.
    Inzwischen war er davon überzeugt, dass der Van-Wetter-Clan jene Geschichte inszeniert hatte, die man schließlich unter seinem Namen gedruckt hatte.
    Ward sorgte dafür, dass ich eingestellt wurde, und dann sorgte er dafür, dass meine Arbeitszeit mit seiner zusammenfiel, eine Gefälligkeit, die andere Laufburschen, die schon länger in der Nachrichtenredaktion arbeiteten, gegen mich aufbrachte. Einer oder zwei von ihnen waren so weit gegangen, sich bei der Gewerkschaft zu beschweren.
    Doch falls mein Bruder in den üblichen Beförderungsablauf eingegriffen hatte, dann war das keine Vetternwirtschaft. Er wollte mich in seiner Nähe haben, weil ich mit ihm in Moat County gewesen war. Ich hatte gesehen, was er gesehen hatte.
    Er ging jetzt der Vermutung nach, dass Tyree Van Wetter einen Mann dafür bezahlt hatte, sich als Bauunternehmer auszugeben und zu behaupten, dass er den Rasen gekauft hatte, denn dies schien ihm die einzig triftige Alternative zu der Annahme, dass Yardley die ganze Sache erfunden hatte.
    Er verbrachte lange Nachmittage damit, sich ehrenwerte Erklärungen für Yardley Acheman auszudenken.
    »Aber wie sollen sie ihn gefunden haben?« fragte ich eines Nachmittags, als wir die
Times
verließen. »Falls er in der Stadt war, als Yardley dort war, dann war er auch dort, als wir da waren. Wenn Yardley ihn finden konnte, hättest du ihn auch finden können.«
    Er vertraute mir auf eine Weise, die ich weder verstand noch verdient hatte. Trotzdem kämpfte er gegen das an, was deutlich vor seinen Augen lag. Ich wusste, es war noch nicht überstanden.
    Ich fragte ihn, ob wir beide wieder nach Daytona Beach fahren sollten.
    »Ich glaube, es wäre besser, wenn wir noch einmal mit dem Van-Wetter-Clan reden würden«, sagte er.
    Ich dachte an die schwarze Mokassinschlange, die aus dem toten Baum ins Wasser gefallen war.
    »Ohne mich.«
    »Manchmal«, sagte er, »muss man Menschen lange beobachten, wenn man herausfinden will, wer sie sind.«
    Ich blieb auf dem Bürgersteig stehen und sah ihn an. »Willst du damit behaupten, du machst dir Sorgen, sie hätten sich uns vielleicht von ihrer Sonnenseite gezeigt?«
    Darüber musste er ein wenig lächeln, sodass seine Lippe sich gegen die Zähne presste. Im selben Moment wusste ich, dass wir noch einmal hinfahren würden, und ich wusste auch, dass ich mit ihm kommen würde. Sollte er noch einmal verletzt werden, würde ich es nicht ertragen können, es sei denn, ich wurde ebenfalls verletzt. Um es mit einem geliehenen Wort zu sagen: Nur unter dieser Bedingung würde es
erträglich
sein.
    YARDLEY KEHRTE IN DER DARAUFFOLGENDEN WOCHE mit der Nachricht zurück, dass er sich mit einer New Yorker Journalistin verlobt hatte. Der anderen in Palm Beach hatte er noch nicht erzählt, dass es zwischen ihnen aus war, und er überlegte laut, wie er das anstellen sollte.
    In dieser Woche war ein Artikel über Van Wetter im
Time Magazin
erschienen, der Yardley als wichtige neue Stimme in der Medienwelt pries, als einen der »neuen Journalisten«. Mein Bruder wurde kaum erwähnt, allerdings hatte er auch den Anruf des Reporters des
Time Magazins
nicht entgegengenommen.
    Man schnitt die Story und das dazugehörige Bild aus der Zeitschrift aus und heftete es mit dem handschriftlichen Zusatz
Was fehlt auf diesem Bild?
ans Schwarze Brett der Nachrichtenredaktion.
    Yardley Acheman wurde längst von sämtlichen Leuten in

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