Paperboy
er eine Katze im Haus, die ihm nicht zwischen den Beinen davonschlüpfen sollte.
»Sagen Sie ihm, ich hätte es genauso gemacht«, sagte er noch einmal und genoss den Klang seiner Worte.
»Ich weiß nicht, was das bedeuten soll«, sagte Ward.
Hillary Van Wetter lächelte. »Wie wahr, wie wahr!« sagte er, steckte die Hände in die Taschen und starrte meinen Bruder an, als würde ihn etwas irritieren. »Sonst noch was?« fragte er.
»Die Nacht, in der Sie den Rasen gestohlen haben«, sagte Ward. »Wie haben Sie da gewusst, an wen Sie den Rasen verkaufen können?« Die Frage hing zwischen ihnen, und sie schauten sich an. Ich schlug mir eine Mücke aus dem Haar, die Sonne brannte.
»Man stiehlt doch keinen Golfrasen, fährt dann durch die Gegend und fragt nach, wer ihn kaufen will«, sagte Ward.
Hillary Van Wetter zuckte die Achseln und schien mit der Geschichte zufrieden, wie sie nun einmal war.
»Also haben Sie den Mann entweder vorher gekannt, oder es gab keinen Käufer«, sagte er.
Hillary setzte sich auf die Stufen, die zu seiner Haustür führten, beugte sich vor und spuckte zwischen die Füße.
»Sie glauben, Sie wären mit Ihren Freunden zu mir ins Gefängnis gekommen und hätten mich gerettet«, sagte er, stopfte sich einen Finger ins Ohr, bohrte darin herum, zog ihn wieder heraus und studierte die Fingerspitze. Mir fiel auf, dass es in den Bäumen keine Vögel gab. Vielleicht, dachte ich, werden sie vom Lärm des Generators verscheucht. Entweder das, oder irgendwas störte sie beim Anblick der Sümpfe.
»Lassen Sie mich Ihnen was sagen«, fuhr Hillary fort. »Das ist völliger Blödsinn.« Er wischte sich das Ohrenschmalz an der Hose ab, wo es einen Fleck hinterließ. Hillary merkte, dass ich ihn beobachtete, und sagte: »Ich sezerniere ein abnormes Maß an Cerumen.«
Ich nickte, hatte aber keine Ahnung, wovon er redete. »Ohrenschmalz«, sagte er und lächelte dann beinahe so, als würde er mich mögen. »Also wissen Zeitungsjungen doch nicht alles.«
Mein Bruder schien nicht zuzuhören.
Hillary sagte: »Das hat mir der Gefängnisarzt erzählt, die Sache mit der abnormen Sekretion.« Er schwieg einen Augenblick, dachte an den Gefängnisarzt und wandte sich dann wieder an mich. »Also, das war ein Mann, der brauchte ein bisschen Nervenkitzel in seinem Leben, genau wie ihr beide, und den haben sie aufgeschlitzt …«
Wieder spuckte er aus, seine Spucke hatte die Farbe von Kaffee.
»Er war da, als ein paar schwarze Jungs eingebrochen sind, um sich Morphium zu besorgen.« Er lächelte.
Mein Bruder setzte sich auf den nächsten, etwa einen Meter breiten Baumstumpf. Er sagte nichts. Er hatte seine Frage gestellt und wartete jetzt auf eine Antwort. Hillary wandte sich an ihn, und das Lächeln, das die Erinnerung an die schwarzen Jungs, die den Arzt aufschlitzten, hervorgerufen hatte, war verschwunden. »Lassen Sie mich Ihnen noch etwas erzählen, was Sie nicht wissen«, sagte er.
»Erzählen Sie mir von dem Mann, der den Rasen gekauft hat«, sagte Ward.
»Ich erzähl Ihnen was viel Besseres«, sagte er und beugte sich vor, sodass die Ellbogen auf seinen Knien ruhten und die Hände in der Luft baumelten. Er trug einen Ring, den er im Gefängnis nicht getragen hatte, einen dieser Ringe, wie man sie bekommt, wenn man von der Highschool abgeht. »Sie haben niemanden gerettet. Wenn ein Mann seinem eigenen Tod ins Auge sieht, wird es nie wieder so, wie es vorher einmal war.«
Er wies mit einem Kopfnicken zum Haus hinüber. »Wer von euch hat die Lady gevögelt, als ich im Knast war?« fragte er. »Davon stand nämlich nichts in der Zeitung, dass die
Miami Times
bei ihren Nachforschungen die Verlobte des unschuldigen Opfers flachgelegt hat.«
Ward schüttelte den Kopf und schien es abstreiten zu wollen, überlegte es sich dann aber anders: »Mich kümmert anderer Leute Geschlechtsverkehr nicht«, sagte er leise, aber Hillary verstand nicht, was er meinte.
»Vögeln«, erläuterte ich und fand, dass damit die Schlappe mit dem Cerumen ausgewetzt war.
»Ich kümmere mich nur um meine eigenen Dinge«, sagte Ward.
»Wenn Sie sich nur um Ihre eigenen Dinge kümmern würden, säßen Sie nicht auf meinem Baumstumpf«, sagte Hillary.
Ich schaute wieder hinüber zum kleinen Haus und wartete darauf, dass Charlotte herauskam. Er ertappte mich und schien meine Gedanken lesen zu können.
»Liebeskummer?« fragte er.
»Ich habe mich nur gefragt, wie es ihr geht«, sagte ich.
»Unpässlich«, sagte er.
»Sie
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