Paperboy
Beutel gestopft hatte. Yardley Acheman griff zum Telefon und wählte eine Nummer. Ich blieb stumm sitzen.
Unmittelbar nach dem Ringkampf im Büro meines Bruders, als ich mich noch fragte, ob ich hier tatsächlich eines Tages mit einer Schrotflinte auftauchen würde, stellte ich mir plötzlich vor, wie ihr Hintern sich in einen Satinbeutel presste, einen grünen Beutel mit einem Band zum Zuziehen, ungefähr so groß wie eine Hosentasche oder ein Hodensack, und wie ich mir das ausmalte, das schiere Gewicht dieses derart vollgestopften Beutels, verspürte ich eine vertraute Regung und nahm dies als Anzeichen dafür, dass ich wieder ganz der Alte war.
»Ich rufe in Miami an«, sagte Yardley.
SIE KAM INS BÜRO , gerade als Yardley seinem Redakteur erzählte, was passiert war. »Verdammt, er wollte mich tatsächlich umbringen«, sagte er.
Sie setzte sich auf den Stuhl neben dem Tisch meines Bruders und betrachtete ihr Gesicht in einem Schminkspiegel. Erst die eine, dann die andere Seite. Sie strich sich übers Haar, fuhr mit dem Finger eine Kurve am Auge lang. Am Nachmittag wollten wir uns erneut mit Hillary treffen, und sie sorgte sich um ihr Aussehen. Sie klappte den Spiegel zu und sah sich unglücklich und Hilfe suchend nach mir um.
»Sie sehen gut aus«, sagte ich, und sie musterte einen Augenblick lang mein noch immer geschwollenes Äußeres und überlegte, wie viel Gewicht meine Aussage besaß.
»Könnte jemand mal bitte dafür sorgen, dass er von einer Frau flachgelegt wird?« sagte sie.
»Nein, direkt hier im Büro«, erwiderte Yardley am Telefon. »Unter solchen Umständen kann ich unmöglich schreiben, schließlich könnte er jederzeit wieder durchdrehen und auf mich losgehen.«
Charlotte hörte sich das an, bemerkte die Schürfwunde auf Yardleys Stirn und suchte in ihrer Handtasche erneut nach der Puderdose. Sie öffnete sie und schaute sich noch einmal im Spiegel an. »Wollten Sie ihn erwürgen?« fragte sie und suchte ihre Stirn nach Kratzern ab.
»Nein«, sagte ich, »wir haben nur ein bisschen miteinander gerungen.«
»Stimmt ganz genau«, sagte Yardley am Telefon. »Mit so einem Scheiß muss ich mich nicht abgeben. Nicht, wenn er von so einem Arschloch kommt, und auch sonst nicht.«
Einen Moment blieb es still im Zimmer, während Yardley dem Redakteur am anderen Ende der Leitung zuhörte. Ich konnte seine Stimme hören, verstand aber kein Wort. Als sie verstummte, nahm Yardley den Hörer vom Ohr und sagte zu meinem Bruder: »Er will mit dir reden.«
»Wer?« fragte mein Bruder.
»Miami«, sagte er. Es schien ihn zu ärgern, dass mein Bruder ihm nicht zugehört hatte. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich Miami anrufe.«
Ward stand auf, trennte sich widerwillig von den Papieren, ging hinüber zu Yardleys Tisch und griff nach dem Hörer.
»Hier ist Ward James«, sagte er. Er blieb völlig regungslos stehen und hörte zu. Ebenso gut hätte er auf die Zeitansage warten können. Charlotte steckte den Spiegel wieder ein und musterte Yardley Acheman, während mein Bruder den Hörer am Ohr hatte.
»Der braucht eine Frau, das ist alles«, sagte sie schließlich.
»Der braucht eine verdammte Zwangsjacke«, sagte Yardley, dem der Moment, in dem er hilflos am Boden gelegen hatte, mit jedem Augenblick unwirklicher vorkam.
»Er leidet an sexuellem Notstand«, sagte sie.
Yardley Acheman schien darüber nachzudenken und wandte sich dann direkt an sie. »Eine Vierzigjährige, die sich anzieht, als wäre sie achtzehn – die leidet an sexuellem Notstand«, sagte er, und im Zimmer war es plötzlich so still, dass ich fast die Worte verstehen konnte, die durch den Hörer ans Ohr meines Bruders drangen.
Er brach das Schweigen, sagte »Nein« in den Hörer und legte auf. Dann ging er an seinen Platz, starrte auf den Tisch und versuchte sich zu erinnern, wo er aufgehört hatte.
»Und?« sagte Yardley Acheman.
Mein Bruder setzte sich und schien etwas zu suchen.
»Er oder ich«, sagte Yardley.
Mein Bruder schaute ihn lange an und sagte dann noch einmal: »Nein.«
Ich weiß zwar nicht, wie er es geschafft hatte, aber damit war die Sache erledigt.
»Wenn der mich noch einmal anrührt …«, begann Yardley, aber mein Bruder hörte nicht zu. Charlotte drehte sich um und blinzelte mir zu.
AM NACHMITTAG SASSEN WIR wieder im Besuchszimmer vor Hillary Van Wetter, und mein Bruder wollte, dass er sich daran erinnerte, wo er in der Nacht, in der Sheriff Call ermordet worden war, den Rasen geklaut hatte.
»In welcher
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