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Paperboy

Paperboy

Titel: Paperboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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Stadt?« fragte er. »Können Sie sich an die Stadt erinnern?«
    Hillary lächelte angesichts dieser Frage, und er antwortete, ohne seine Augen von Charlotte Bless abzuwenden. »Könnte an tausend verschiedenen Orten gewesen sein«, sagte er. Und dann, als hätte es für ihn und Charlotte eine geheime Bedeutung, fügte er hinzu: »Überall auf der Welt kann man Rasen klauen oder eine Nummer schieben.« Er lächelte ihr zu, und sie lächelte zurück.
    Yardley Acheman lehnte sich an die Wand und schloss die Augen, als wäre er zu müde, um weiterzumachen.
    »Könnte es Orlando gewesen sein?« fragte mein Bruder. Er hatte sämtliche Polizeireviere in der nördlichen Hälfte des Bundesstaates angerufen und sich nach Rasendiebstählen erkundigt, von denen gab es mehr, als er erwartet hatte, vor allem in der Gegend um Orlando.
    Hillary Van Wetter dachte darüber nach. »Das ist ziemlich weit für ein bisschen Rasen«, sagte er schließlich. Und dann, an sie gewandt: »Andererseits: Je größer die Mühe, umso süßer ist manchmal das Gras«, woraufhin er laut lachte.
    Sie rutschte auf ihrem Stuhl hin und her, dann schlug sie ihre Beine übereinander. Hillary beugte sich ein wenig vor, um ihr so tief wie möglich unter den Rock schauen zu können. Charlotte schien das nichts auszumachen.
    »Passen die Jungs gut auf dich auf?« fragte er sie.
    Sie nickte und wollte ihm wohl gerade erzählen, was am Strand passiert war, wer hier auf wen aufpasste, aber dann änderte sie ihre Meinung.
    »Sie geben mir alles, was ich brauche«, sagte sie.
    Er wandte plötzlich den Kopf und starrte mich an, etwas Klares, Kaltes lag in seinem Blick. Da wusste ich, selbst wenn er Sheriff Call nicht getötet hatte, wäre er dazu in der Lage gewesen. »Nicht alles, will ich hoffen«, sagte er.
    Ich hielt seinem Blick stand, fühlte mich selbst klar und kalt. Aber entweder konnte man es mir nicht anmerken, oder es war ihm egal. Er schaute erst zu meinem Bruder und dann zu Yardley Acheman. »Sie ist vergeben«, sagte er.
    »Haben Sie denn überhaupt keine Ahnung?« fragte mein Bruder. »Erinnern Sie sich wenigstens an die Richtung, in die Sie gefahren sind?«
    »Auf dem Hinweg oder auf dem Rückweg?« fragte Hillary und klang interessiert.
    »Mir egal«, sagte mein Bruder.
    Er dachte einen Augenblick nach und schüttelte dann den Kopf. »Nein«, sagte er. Wieder war es still, während er Charlotte anstarrte und sie ihn. »Es gab da einen Abend, da haben wir den Rasen von einem Golfplatz mitgenommen«, sagte er.
    »Wo?« fragte mein Bruder.
    »Das muss unten in Daytona gewesen sein, glaube ich«, sagte er. »Vielleicht kann sich mein Onkel daran erinnern.« Er lächelte, dachte an was Lustiges. »Hat er selbst mal gespielt, Golf, meine ich.« Das Bild in Hillary Van Wetters Erinnerung nahm Gestalt an. Er fasste sich an die Nase, schüttelte sich und lachte, offenbar bei dem Gedanken an seinen Onkel auf einem Golfplatz.
    »Sind Sie sicher, dass es in Daytona war?« fragte mein Bruder. Die Frage erstickte Hillarys Lachen, und er starrte Ward an, als wäre er gerade unaufgefordert ins Zimmer geplatzt.
    »Ich habe über Golf geredet«, sagte er schließlich.
    Mein Bruder nickte.
    »Ich sagte, mein Onkel hat einmal Golf gespielt.« Er war wütend, schwer zu sagen, warum. »Ich hatte da dieses Bild im Kopf«, sagte er, »mein Onkel mit einer grünen Hose, und dann mischt der sich ein und bringt mich aus dem Konzept.«
    Er sah sich im Raum um, als würde er ihn zum ersten Mal sehen. »Und was hab ich jetzt davon?«
    Mein Bruder gab keine Antwort.
    »Ihr Zeitungsjungen seid so verdammt schlau.«
    »Seit unserer Ankunft hat sich nichts verändert«, sagte Ward.
    »Ganz genau«, sagte Hillary Van Wetter und nickte langsam. »Ganz genau.« Er schloss die Augen und versuchte, sich wieder zu erinnern. »Wisst ihr, es ist gar nicht so einfach, sich einen Mann vorzustellen, der Golf spielt«, sagte er und schien nicht mehr ganz so wütend wie noch einen Augenblick zuvor.
    »Entschuldigung«, sagte mein Bruder.
    »Sich zu entschuldigen ist die sinnloseste Sache auf der Welt«, sagte er. »Ein Mann entschuldigt sich bei mir und macht damit alles nur noch schlimmer.«
    Ich stellte mir vor, wie Thurmond Call sich bei Hillary Van Wetter dafür entschuldigte, dass er seinen Vetter zu Tode getrampelt hatte. Ich überlegte, ob der Sheriff sich entschuldigt hatte oder ob er am Ende gestorben war, ohne überhaupt irgendwas zu erklären.
    Ich fragte mich, wie sehr er um sein

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