Paperboy
hat.«
»Wie hast du ihn gefunden?« fragte Ward.
»Auf die mühsame Tour«, sagte er. »Wir sind alle Baugenehmigungen durchgegangen.«
Ward dachte darüber nach.
Yardley Acheman zuckte die Achseln. »Eine Frage des Vertrauens«, sagte er. »Ich kann ihn nicht enttäuschen.«
Charlotte wandte sich plötzlich vom Fenster ab, ging wortlos aus dem Büro und die Treppe hinunter, als hätte sie gerade begriffen, dass sie in diesem Zimmer nichts mehr zu suchen hatte.
EIN WEITERER BESUCH bei Hillary Van Wetter war notwendig, ehe die Story geschrieben werden konnte. Aus nicht ganz einsichtigen Gründen sprachen Charlotte und Yardley Acheman kein Wort mehr miteinander, und auf dem Weg ins Gefängnis saß Charlotte neben mir, während Yardley und mein Bruder auf dem Rücksitz saßen. Sie trug ein blaues Kleid und schien sich längst nicht mehr so um ihr Aussehen zu sorgen wie bei unseren ersten Besuchen. Nur einmal, nachdem wir auf den Parkplatz gefahren waren, sah sie in den Spiegel.
Was immer auch in Daytona Beach geschehen war, es hatte ihr den Spaß an der Sache verdorben, und sie sah sich nun mit einer Situation konfrontiert, für die sie zwar selbst verantwortlich war, die aber keine Ähnlichkeit mehr mit dem aufwies, was sie sich vorgestellt hatte.
IN HANDSCHELLEN UND FUSSKETTEN wurde Hillary Van Wetter in das Verhörzimmer geführt und zu seinem Stuhl gestoßen. Seit unserem letzten Besuch waren die blauen Flecken unter seinen Augen verschwunden.
Die Vorschriften waren uns mittlerweile vertraut, sie klangen nichtssagend und eintönig. Der Geruch, die Art, wie sich Worte in diesem Raum anhörten – nichts hatte sich geändert. Charlotte schlug ihre Beine übereinander, zeigte ihm ihre Schenkel und zündete sich eine Zigarette an. Irgendwie hatte sich auch daran nichts geändert. Hillary musterte sie einen Moment und schaute dann Yardley Acheman direkt in die Augen.
Er wusste Bescheid.
Sie lächelte ihn unsicher an.
»Du bist aber hübsch heute«, sagte er, aber es klang zu höflich, fast, als würde er mit einer Touristin sprechen.
»Danke«, sagte sie und schlug die Beine andersherum übereinander. Sie spürte seine Blicke und versuchte, sich vor ihnen zu verbergen. Doch je mehr sie sich verbergen wollte, desto größer war das Vergnügen, das sie ihm bereitete.
»Wir haben den Mann in Ormond Beach gefunden«, sagte Yardley Acheman, und Hillary schaute ihn an und nickte, als interessiere ihn das.
»Den, dem Sie den Rasen verkauft haben«, sagte er.
»Das ist eine gute Nachricht«, sagte Hillary, und alle lächelten.
»Er hatte sich den Tag und die Kaufsumme notiert«, sagte Yardley. »Und er hat Sie auf einem Foto wiedererkannt.«
Hillary sah Charlotte und dann wieder Yardley Acheman an.
»Sehr gute Nachrichten«, sagte er wieder, ohne Ward anzuschauen, und richtete dann seinen Blick erneut auf Charlotte. »Diese Zeitungsjungen haben mir einen großen Gefallen getan, meinst du nicht?« Sie nickte und versuchte zu erkennen, was sich an ihm verändert hatte.
»Noch haben wir es nicht geschafft«, sagte Ward.
»Sie werden mich bald freilassen«, sagte er.
Charlotte hatte wieder zu nicken begonnen, als mein Bruder sagte: »Das können nicht wir entscheiden.«
Für einen Moment verschwand das Lächeln auf Hillarys Gesicht, aber seine Mimik war nur gespielt. »Das weiß ich«, sagte er, und das Lächeln kehrte zurück, wenn auch ein wenig verkniffener als zuvor. Er schaute Charlotte direkt in die Augen und sagte zu meinem Bruder: »Ich kenne Ihre Grenzen«, und Charlotte errötete.
»Mach deinen Mund auf«, sagte er zu ihr.
Sie schaute uns an, dann wieder ihn, schüttelte den Kopf. »Wenn wir allein sind«, sagte sie beinahe flüsternd.
Mein Bruder sagte: »Wir brauchen noch etwas.«
»Was wäre das?« Er schaute sie immer noch unverwandt an.
Ward gab zuerst keine Antwort. Hillary fragte: »Also was?« und klang verärgert. Er wandte den Blick nicht von ihr ab.
»Wir müssen noch einmal mit Ihrem Onkel reden«, sagte Ward.
Hillary wandte sich langsam zu meinem Bruder um. »Ich schätze, das ist allein seine Entscheidung«, sagte er.
»Es würde helfen, wenn Sie uns einen Brief an ihn mitgeben würden«, sagte mein Bruder.
»Einen Brief?« fragte er.
»Eine kurze Notiz, irgendwas, damit er uns vertraut.«
Bei diesem Wort drehte sich Hillary um und starrte Yardley Acheman an. »Was halten Sie davon?« fragte er. »Meinen Sie, ich sollte meinem Onkel sagen, dass er Ihnen vertrauen
Weitere Kostenlose Bücher