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Paperboy

Paperboy

Titel: Paperboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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hätte sich nach keinem Mädchen gesehnt, das er nur kurz mit einem anderen Mann am Strand gesehen hatte. Ward war kein Mensch, der sich leichthin mit einem anderen Menschen zusammentat. Und dann war mir plötzlich kalt, als wären meine Gedanken daran schuld. Ich hörte auf – in dieser Nacht musste ich nichts beweisen – und drehte mich auf den Rücken, damit ich auf dem Weg zurück zum Strand den Mond sehen konnte.
    Warum hatte er sich überhaupt mit Yardley Acheman zusammengetan?
    ALS ICH AUS DEM WASSER KAM , zitterte ich wie ein Mann mit einem Finger in der Steckdose und konnte nicht einmal damit aufhören, als ich wieder im Hotel unter meiner Bettdecke lag. Schließlich stand ich auf und stellte mich unter die heiße Dusche.
    Als ich aus dem Bad kam, waren seine Augen offen, und er konnte nicht wieder einschlafen. Seit meiner frühesten Kindheit hatte Ward einen leichten Schlaf gehabt.
    WARD VERBRACHTE den nächsten Tag mit der Suche nach dem Bauunternehmer. Ich fuhr ihn von Ämtern zu Baustellen und klapperte mit ihm der Reihe nach alle Bauunternehmer ab, die im August 1965 Eigentumswohnungen errichtet hatten.
    Am Ende des Tages hatte er den Bauunternehmer nicht gefunden. Es war zwar denkbar, dass der mittlerweile unter einem anderen Namen firmierte – von den Namen der behördlich verzeichneten Bauunternehmer kamen einige von vornherein nicht infrage – oder dass er aus dem Geschäft ausgeschieden war. Doch warf eine solche Möglichkeit die Frage auf, wie Yardley Acheman, der kein Interesse an Fakten hatte und kein Talent für Recherchearbeit besaß, ihn gefunden haben sollte, mein Bruder aber nicht.
    Charlotte war keine große Hilfe. Sie wusste nur noch, dass sie damals andere Dinge im Kopf gehabt hatte. »Hübsche Männer sind die schlimmsten«, sagte sie.
    SPÄT AM NACHMITTAG stellten wir unsere Suche ein und kehrten ins Hotel zurück. An der Rezeption zahlte Ward für ein drittes Zimmer und gab mir den Schlüssel, sagte aber kein Wort darüber, dass ich ihn die Nacht zuvor wach gehalten hatte.
    Am Abend spielte in der Hotelbar eine Band, und während wir aßen, füllte sich das neben der Bar gelegene Restaurant mit Rauch, Musik, Lärm und Leuten aus dem Nachbarraum. Ich musterte die Mädchen aufmerksam, suchte nach dem Gesicht vom Strand.
    Daytona Beach und die Zeitungsangelegenheiten ödeten Charlotte an, sie wollte zurück nach Lately. »Was nützt ihm das schon?« fragte sie und meinte Hillary.
    Mein Bruder sagte: »Es würde ihm was nützen, wenn wir den Mann finden könnten, der den Rasen gekauft hat.«
    »Yardley hat ihn doch schon gefunden«, sagte sie, klang aber nicht so, als ob sie daran glaubte.
    Sie steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen und verbarg ihr Gesicht zwischen den Händen, um ein Streichholz anzuzünden. Das Haar fiel ihr über die Hände und geriet gefährlich nah an die Flamme. Ich habe mir die Haare schon oft versengt, als ich mich in Restaurants über die Kerze auf dem Tisch beugte. Es riecht schrecklich.
    »Wir müssen ihn wiederfinden«, sagte Ward.
    »Scheiße«, sagte sie. Sie hatte den gestohlenen Rasen, uns und diesen Bauunternehmer gründlich satt, und sie hatte Yardley Acheman satt, wenn auch auf andere Weise.
    Die Cocktailkellnerin kam an unseren Tisch, nachdem wir gegessen hatten. Sie trug eine rüschenbesetzte Bluse und einen schwarzen Rock, der ihr nicht ganz bis über das Höschen reichte. Ich bestellte ein Bier, Charlotte verlangte einen Cuba libre – sie betonte Cuba, wie es die Kubaner sagen –, und mein Bruder, der gewöhnlich keinen Alkohol trank, bat um eine Wodka-Cola.
    Ich sah ihn erstaunt an, aber er war bereits in den letzten Minuten zerstreut gewesen, und nun wurde seine Aufmerksamkeit von einem Tisch am anderen Ende des Zimmers angezogen, an dem zwei Matrosen, wahrscheinlich auf Landurlaub aus Jacksonville, neben einem Mann mittleren Alters mit Fliege saßen. Es waren Jungs mit Babygesichtern, diese Matrosen, der eine von ihnen trug einen Schnauzbart.
    Der Mann mit der Fliege bezahlte bei der Kellnerin die Drinks, wobei er das Geld immer Schein für Schein aus seiner Brieftasche zog.
    DIE KELLNERIN beugte sich über mich, um die Gläser auf dem Tisch abzustellen, und ihr Rock streifte mein Gesicht. Sie benutzte ein herbes Parfüm, dessen Geruch sich mit Charlottes Parfüm vermischte. Noch während sie bei uns am Tisch stand, hatte Ward seinen Wodka bereits ausgetrunken. Er gab ihr das Glas und verlangte einen neuen. Ich hatte meinen Bruder

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