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Paperboy

Paperboy

Titel: Paperboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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ihren anderen Patienten.
    IM HOTEL NAHM CHARLOTTE mich an die Hand und führte mich in ihr Zimmer. Ich lag auf ihrem Bett, streifte mir langsam Schuhe und Hose ab, und sie legte sich neben mich. Ein wenig später zog sie mich an sich, hielt mich fest und schaukelte sanft vor und zurück.
    »Sag mir, falls dir schlecht wird«, meinte sie.
    Ich schmiegte mich an sie, roch ihr vertrautes Parfüm direkt auf meiner Haut, so nah war es fast ein neuer Duft.
    Mich überraschte das Gewicht ihres Busens auf meiner Brust.
    Bis zum späten Nachmittag rührte ich mich nicht mehr.
    ICH WAR ALLEIN , als ich aufwachte. Die Tür, die diesen Raum mit Wards Zimmer verband, stand offen, und Charlotte war drüben und packte seine Sachen in eine Tasche. Sie hatte geduscht, sich das Haar gewaschen und neues Make-up aufgelegt. Ich stand in der Tür und sah ihr von hinten zu. Ich schwankte noch ein wenig, und sie drehte sich um, als würde sie von meinen Bewegungen angezogen.
    »Ich habe Yardley angerufen«, sagte sie.
    Ich trat ins Zimmer und setzte mich aufs Bett. Man hatte die Laken noch nicht gewechselt, und manche Stellen waren ganz hart von getrocknetem Blut. »Er muss Bescheid wissen«, sagte sie.
    Ich saß da, starrte auf die Laken und versuchte herauszufinden, was sich geändert hatte. Ich konnte die Dinge nicht lange genug im Blick behalten, um zu erkennen, was los war.
    »Er muss Bescheid wissen«, sagte sie noch einmal, als würden wir uns streiten.
    »Was hast du ihm erzählt?«
    Sie betrachtete mich einen Augenblick aufmerksam, und erst allmählich begriff ich, dass sie sich meine Stirn ansah. »Sie hätten dich nicht aus dem Krankenhaus lassen dürfen.«
    Ich betastete meine Stirn mit den Fingerspitzen, drückte leicht dagegen und spürte schlagartig den Druck bis in den Hinterkopf. Meine Stirn war weicher als vorher, und sie wölbte sich vor, als wolle sie sich einen eigenen Kopf wachsen lassen.
    »Ein solcher Schlag hätte dich umbringen können.«
    »Was hast du Yardley erzählt?«
    Das Telefon klingelte, und sie nahm den Hörer ab. »Erzähl ihm nichts mehr«, sagte ich, aber es war nur die Rezeption, die wissen wollte, ob wir noch einen Tag länger zu bleiben gedachten. Sie drohte damit, das Hotel zu verklagen, wenn man uns nicht in Ruhe ließ, und legte auf.
    »Ich habe ihm erzählt, dass Ward am Strand spazieren war«, sagte sie. »Ich habe ihm gesagt, dass der Polizist meinte, so etwas würde ständig vorkommen.«
    Ein Augenblick verging, und ich versuchte, aus diesen Worten einen Satz zu bilden, den Anfang, das Ende und seine Bedeutung zu finden.
    »Was hat er geantwortet?«
    »Yardley? Er meinte, er arbeite gerade.«
    Ich schaute sie an und wartete. Sie ließ einen gern warten, selbst wenn man ihr leidtat. »Er fragte, ob Ward durchkommen würde, und als ich bejahte, erwiderte er, er sei mitten in der Story und könne jetzt nicht weg.«
    Ich begriff, dass er ihr geglaubt hatte, denn wenn er angenommen hätte, Ward sei in einem Hotelzimmer in eine kompromittierende Situation geraten, dann wäre er längst auf dem Weg ins Krankenhaus gewesen.
    Das war Yardley Achemans Art. Er blieb lieber in Lately und schrieb seine Geschichte über Hillary Van Wetter und Moat County, als dass er sich hier in Daytona Beach herumtrieb und sich zusammenreimte, was mit Ward geschehen war. Er war einfach nicht der Typ, der eine schlimme Sache auf sich beruhen lassen konnte.
    Sie ging durchs Zimmer, küsste mich flüchtig auf die Wange und roch dabei nach Seife und Shampoo. Wie ich selbst wohl roch?
    »Er kommt her, sobald er Hillarys Story fertig hat«, sagte sie. »Nächste Woche vielleicht.«
    »Ich fürchte, Ward wird eine Zeit lang nicht arbeiten können«, sagte ich.
    »Dieser Typ von der Zeitung ist immer noch da, und statt Ward überprüft er jetzt die Story.«
    Ich lächelte sie an und musste zugleich grinsen, als ich daran dachte, wie wenig sie über Journalismus, über meinen Bruder und Yardley Acheman wusste. »Yardley kennt die Geschichte nicht gut genug, um sie allein schreiben zu können«, sagte ich schließlich.
    »So hat es sich für mich nicht angehört«, sagte sie, und ich stand auf, ging ins Bad, blieb lange unter der Dusche stehen und kam wieder zu dem Schluss, dass es nicht weiter wichtig war, was Yardley Acheman mit der Geschichte von Hillary Van Wetter anstellte. Meine einzige Sorge bestand darin, ihn von dem fernzuhalten, was in Daytona Beach geschehen war. Und als ich daran dachte, fiel mir wieder etwas ein, das

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