Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)
Verruchtheit auf dem Gebiet von Herstellung und Verkauf den Standard unterbietender oder gar gefährlicher Artikel reicht nicht weit genug, um die Unmengen engagierter Verbrauchersendungen auszufüllen, die sich jetzt im Äther drängeln. Eine saftige Geschichte von Missetat und Ausschußproduktion schnappen Roger Cook und Esther Rantzen sich Monate, bevor das arme alte
You and Yours
sie zu schnuppern bekommt. Also bleiben letzterem nur Toffees, die die Frechheit besitzen, an den Zähnen zu kleben, und Wasserkocher, die Sie verbrühen, falls Sie sie sich, wenn sie gerade voll kochenden Wassers sind, über den Kopf schütten. Der Verbraucherschutz hat sich praktisch aus dem Geschäft geschützt.
Caveat emptor
ist eine edle Maxime, aber eine andere lautet:
Quis custodiet ipsos custodes?
. Wer schützt uns vor den Verbraucherschützern? Wie kommt es, daß ›Which?‹,einer der Pressepioniere der edlen Bewegung, die wir soeben diskutiert haben, vielleicht mehr Schuld hat als ›Reader’s Digest‹ an der Sorte Müllpost à la »Sie haben in unserer Mr-Stippen-Pry-Tombola vielleicht schon 200 000 Pfund gewonnen«, und an der geschmacklosen, alles verscheuernden Papierverschwendung, vor der der Verbraucherschutz uns doch ursprünglich gerade beschützen sollte? Der übelste Fall eines zum Wilddieb mutierten Wildhüters, der mir je untergekommen ist. Ich werde eine unabhängige Produktionsgesellschaft gründen, die
Them and Theirs
produzieren wird, den Wachhund der Wachhunde. Eine Runde von Testern wird ›Which?‹ und ähnliche Organe untersuchen. Und wenn sich herausstellt, daß die ihre Hefte mit üblen alten Metallklammern zusammenheften, sollen sie sich bloß vorsehen, basta.
Weihnachtsgruß
Etwas Festliches, sagten sie. Etwas, das tausend Worte lang und festlich ist. Weihnachten steht vor der Tür, wissen Sie, und man schreit nach etwas … allgemein gesprochen …
Festlichem
.
Weihnachten ist eine Zeit, zu der man sagt, Weihnachten sei eine Zeit, zu der man Dinge tun solle, die man eigentlich das ganze Jahr über tun sollte. »Weihnachten ist eine Zeit, wo wir an Menschen denken sollten, die es nicht so gut haben wie wir.« Ach, und Juli und April sind das nicht, nein? »Weihnachten ist eine Zeit der Versöhnung.« Den Rest des Jahres können wir also rachsüchtig und bestialisch sein? »Weihnachten ist eine Zeit für Frieden auf Erden und guten Willen unter den Menschen.« Konzentrieren wir uns also den Rest des Jahres über um Gottes willen auf kriegerische Böswilligkeit. Brabbelstuß.
Ich möchte keinesfalls für den Geizkragen aus Dickens’
Weihnachtsmärchen
gehalten werden; der Geist des Weihnachtsfestes pulsiert hoffentlich auch durch meine Venen, erweicht mein Herz und verstopft meine Arterien in dem gleichen Maße wie jedem anderen Mann meiner Alters- und Gewichtsklasse im Lande. Wie also, fröhlicher rotnäsiger Leser, wollen wir gemeinsam weihnächtlich werden, Sie und ich? Für mich ist diese kleine Kolumne ein Korsett, oder meine ich Kornett? Vielleicht auch Kaminbrett. Alle drei! Eine Kolumne, die formt, erhebt, stützt, die Weihnachtslieder schmettert und nach Keksen duftet. Und den ältesten Keks haben natürlich all die in der Sandalette, die mit dem Sprichwort ankommen, Weihnachten sei ein Fest für Kinder.
Grrrr! Das hielt ich als Kind von Weihnachten. Oder auch waaah! Die unerträgliche, schmerzhafte Spannung, die fürchterliche, monströse Enttäuschung des Ganzen! (Sehen Sie, ich bringe sogar Dickenssche Ausrufezeichen in Anschlag! Angeschlagene Zeichenausrufe einer fröhlichen Weihnachtstour um die Häuser, nehme ich an.) Für ein Kind ist Weihnachten der erste entsetzliche Beweis, daß der hoffnungsvolle Weg besser ist als das Ziel. Als Erwachsener kann man sich unmöglich dieselbe zappelnde Aufregung, klamme Erwartung und kribblige Verzweiflung wieder vor Augen führen, die einen erfüllte, wenn die Papptürchen des Adventskalenders aufschwangen. Die immer weniger werdenden Mitglieder meines Bekanntenkreises, die sich noch mit Geschlechtsverkehr und anderem körperlichem Stochern und Prökeln abgeben, haben mir erzählt, einem Partner zuzusehen, der sich auszieht oder zum fleischlichen Techtelmechtel die Treppe hinaufgeht, könne einen vergleichbaren Nervenkitzel auslösen, aber das möchte ich denn doch lieber bezweifeln und rufe ihnen nur zu: »Humbug, Mumpitz, Wörterplunder.« Dasschafft nur Weihnachten bei einem Kind. Und abermals, genau wie beim Sex, endet dieses
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