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Papilio Mariposa

Papilio Mariposa

Titel: Papilio Mariposa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oswald Levett
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Worte erklären
können.
    Da sah ich, umringt von einem Schwarm von Tänzern,
ein junges Mädchen. Es war sehr schön. Es war so
schön — doch erlaßt mir die Beiwörter.
    Da erfaßte mich der Taumel, und ich ging hin, um
mit der jungen Schönen zu tanzen.
    Ich mochte mich recht komisch ausgenommen haben,
ich häßlicher kleiner Gesell mit der düstern
Miene.
    Ich kam heran. Da sah mich die Schöne mit einem
so unverhohlen staunenden Blick an, daß ich ganz bestürzt
ward und erkannte, welche Kühnheit es doch sei,
wenn die Häßlichkeit mit der Schönheit tanzen wolle.
    Und ich stammelte eine Entschuldigung und zog
mich verwirrt zurück, begleitet von mitleidigen und
spöttischen Blicken.
    Das ist die ganze Äußerlichkeit meiner Tragödie.
    Als ich nach Hause kam, weinte ich bittere, verzweifelte
Tränen und schlug mich ins Gesicht und verwünschte
meine Häßlichkeit, deren ich mir erst jetzt
bewußt ward. Und ich schrie nach Erlösung.
    Und wie denn unsere Erlösung eben darin besteht,
zu erklären und zu verklären, und wir uns in unserem
Leide an die Dichtung schmiegen und an die Philosophie,
die Spenderinnen dieser Gaben, klammern, so
schrieb ich ein philosophisches und ein poetisches
Stücklein.
     
    Zunächst das philosophische Stück, die Erklärung:
    Häßlich sein und deshalb nicht geliebt werden und
deshalb dort anbeten, wo andere schwelgen — welchUnglück! Warum muß ich zurückstehen im Getriebe
des Lebens, weil ich stier und traurig blicke, weil meine
Finger stumpf und meine Beine kurz sind, indes mein
Nebenbuhler schön und froh, mit heiterem Blick, mit
ebenmäßigen Gliedern? Und doch fühle ich mich als
den Besseren, wenngleich ich meine Häßlichkeit erkenne.
Der Einfältige aber, weiß er, daß er einfältig?
Wächst er nicht, sowie er seine Einfalt erkennt, über
sie hinaus?
    Kann man das Ebenmaß der Glieder und das Ebenmaß
der Seele wirklich in eine Linie stellen? Es ist
nicht auszudenken; man stößt mit bebenden Lippen
und sprachlosem Munde an den harten Zwang der Natur:
Man kann besser werden, doch man bleibt häßlich.
    Kann man eine Tragödie der Häßlichkeit schreiben,
und wäre man mit Gnadengaben bedacht? Nein, denn
das ist der Fluch, daß das Häßliche gleich einem eklen
Gebresten alles um sich ergreift, daß es in sich schwach
ist. Was wäre eine Tragödie der Häßlichkeit anders als
häßlich?
    Das Häßliche ist schwach. Satan ist kein schöner, gefallener
Engel, er ist ein häßlicher Unhold, der sich
krümmt vor der Schönheit Gottes, die er nicht erreichen
kann. Hagen ist nicht der stolze Recke, er ist ein
häßlicher Einäugiger, der in seiner Häßlichkeit trauert
und den schönen Siegfried vernichtet, damit er seine
Häßlichkeit mit ihm vernichte. Denn der Häßliche ist
es, weil die Schönheit besteht. Drum muß er sie bekämpfen,
wie sehr er trauert und sie bewundert. So löst
sich alles in die beiden Prinzipien Ormuzd — Ahriman,
Sonne — Finsternis.
    Die Schönheit aber braucht das Häßliche. Was ist
der einsame Narzissus? Er vergeht. Stelle ihm einenSatyr zur Seite — er wird nicht vergehen nach sich
selbst, er wird sich freuen seiner selbst.
    Der Schöne liebt nur die Schöne, und nur dem
Schönen schenkt sie Gegenliebe. Doch der Häßliche,
liebt er die Häßliche? Ach, die Welt ist eine Tragödie
der Häßlichkeit.
     
    Nachdem ich also mein Leid auf hohe Staffel erhoben
und es dadurch zu töten glaubte, daß ich’s in die Allgemeinheit
rückte, wollte ich’s erklären: Hier die Poesie:
     
    Sokrates, von dem bekannt ist, daß er ein Bildhauer
gewesen, war in Wahrheit auch ein großer Maler. Von
seinen Bildwerken ist jedoch nichts auf uns gekommen,
und das kam also: Sokrates hatte ein Bild vollendet,
dessen Seltsamkeit alle Betrachter erstaunte. Das Bild
stellte den Olympos dar, die Gefilde der Götter in heiterer
Schönheit. Die Unsterblichen tanzten einen Reigen.
In der Mitte stand Aphrodite und vor ihr ein
Mensch, ein häßlicher, in Lumpen gehüllt. Traurig
stand er vor der Knydierin, die ihn erstaunt lächelnd
anblickte. Auch die andern Götter rings im Kreise
blickten auf den Menschen, höhnisch lächelnd. Denn
man sah es an den Gebärden des Häßlichen, daß er an
die Aphrodite herangetreten war, um mit ihr einen
Reigen zu tanzen, doch zurückwich vor ihrem niederschmetternden
Lächeln, zur großen Heiterkeit der
Götter. Und der Mensch trug die Züge des Sokrates,
die Aphrodite die der Aspasia.
    Als nun Perikles das Bild betrachtete, konnte er

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