Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
Vom Netzwerk:
de Berac.«
    Die lies du Salut, mir so unbekannt, werden es in wenigen Stunden nicht mehr sein. Ich weiß, daß es schwierig sein wird, von dort zu fliehen, aber nicht unmöglich. Und während ich mit Genuß den Meerwind einatme, denke ich: Wird dieser Gegenwind sich noch einmal auf einer Flucht in Rückenwind verwandeln?
    Wir kommen an. Da sind sie, die Inseln! Sie bilden zus ammen ein Dreieck: Royale und Saint-Joseph bilden die Grundlinie, die Teufelsinsel die Spitze. Die Sonne steht schon tief, sie versprüht ihr letztes Feuer, das hier nicht mehr so intensiv ist wie in den Tropen. Ich habe Muße genug, auf Einzelheiten einzugehen. Da ist zunächst die Insel Royale, deren Ebene kranzförmig einen mehr als zwei- hundert Meter hohen Hügel umgibt. Das Ganze sieht aus wie ein mexikanischer Hut mit abgeschnittener Spitze, den jemand über das Meer gestülpt hat. Überall ragende, tiefgrüne Kokospalmen. Zwei kleine Häuser mit rotem Dach verleihen der Insel einen ungewöhnlichen Reiz. Wenn man nicht wüßte, was sich dahinter verbirgt, könnte man sich wünschen, sein ganzes Leben dort zu verbringen. Der Leuchtturm auf dem Plateau erhellt die Nacht, damit die Schiffe bei Sturm nicht an den Felsen zerschellen.
    Wir sind jetzt viel näher. Ich unterscheide fünf große, lange Gebäude. Von Titi erfahre ich, daß darin zwei riesige Säle sind, in denen vierhundert Sträflinge leben. Dann das Internierungsgebäude mit seinen Zellen und Käfigen, umgeben von einer hohen weißen Mauer. Das vierte Gebäude ist das Spital für die Gefangenen, das fünfte das Krankenhaus der Aufseher. Und überall über die Hänge verstreut kleine Häuschen mit roten Ziegeldächern, in denen die Aufseher wohnen. Etwas weiter weg, aber sehr nahe an der Spitze der Insel, Saint-Joseph. Weniger Kokospalmen, weniger Grün, und auf der Höhe des Plateaus ein riesiger Bau, der sich deutlich vom Meer abhebt. Das ist das Zuchthaus, denke ich sofort. Titi der Spieler bestätigt es mir. Er macht mich auf die Lagergebäude weiter unten aufmerksam, nahe am Meer, in denen die normal bestraften Gefangenen leben. Die Wachttürme mit ihren Zinnen heben sich sehr genau von der Küste ab. Und auch die anderen kleinen blitzsauberen Häuschen mit ihren weiß gestrichenen Mauern und ihren roten Dächern.
    Das Schiff fährt in den Südhafen der Insel Royale; die kleine Ile du Diable, die Teufelsinsel, sehen wir jetzt nicht mehr. Bei ihrem Anblick fiel mir vorhin ein hoher Felsen ohne besondere Form auf, oben mit Kokospalmen bedeckt. Außerdem ein paar gelb gestrichene Häuser am Meer mit rußschwarzen Dächern.
    Ich erfahre erst später, daß es die Häuser sind, in denen die politischen Häftlinge leben.
    Wir fahren in den Hafen von Royale ein. Er liegt im Schutz einer Mole, die aus riesigen Quadersteinen erbaut wurde, eine Arbeit, die gewiß vielen Bagnosträflingen das Leben gekostet hat.
    Dreimal heult die Sirene auf, dann geht die »Tanon«, ungefähr zweihundertfünfzig Meter vom Kai entfernt, vor Anker. Die Pier, aus Beton und groben Kieseln gebaut, ist sehr lang und mehr als drei Meter hoch. Weiß gestrichene Gebäude ziehen sich parallel dazu im Hintergrund hin. Schwarz auf weißem Grund steht auf ihnen zu lesen: »Wachtposten« – »Schiffsservice« – »Bäckerei« – »Hafenverwaltung«.
    Sträflinge, die unser Schiff betrachten. Sie haben keinen gestreiften Anzug, sie tragen Hosen und eine Art weißen Kittel. Titi der Spieler sagt mir, daß Sträflinge, die Geld haben, sich aus Mehlsäcken, von denen der Aufdruck entfernt wird, von Schneidern sehr gut sitzende Maßanzüge machen lassen, die sogar eine gewisse Eleganz besitzen. Fast kein Mensch trägt hier Sträflingskleidung.
    Ein Boot kommt auf die »Tanon« zu. Ein Aufseher am Steuerruder, zwei mit Karabinern bewaffnete links und rechts; dahinter sechs Sträflinge mit nacktem Oberkörper und weißer Hose, die mit sehr langen Riemen im Stehen rudern. Sie haben die Strecke rasch bewältigt. Ein großes leeres Boot von der Bauart eines Rettungsbootes, das sie nachgeschleppt haben, legt bei uns an. Die Ausschiffung beginnt. Als erste steigen die Chefs der Bewachung aus. Sie nehmen hinten im Boot Platz. Dann folgen zwei ihrer Gammler mit ihren Karabinern. Sie gehen nach vorne. Von der Eisenstange losgemacht, aber immer noch mit Handschellen, steigen wir zu zweit ein, zuerst die zehn meiner Gruppe, dann eine Gruppe zu acht vom Vorderschiff. Die Ruderer reißen an. Sie müssen ein zweites Mal kommen,

Weitere Kostenlose Bücher