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Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
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Gemüse oder Früchte aus. In meiner Hütte wird mindestens einmal am Tag Fisch gegessen. Eines Tages, als ich mit einem Dutzend fetter Langustinen und sieben oder acht Kilo Rötlingen zurückkomme, gehe ich am Haus des Kommandanten Barrot vorbei. Eine recht dicke Frau spricht mich an:
    »Sie haben einen guten Fang gehabt, Papillon. Obwohl das Meer heute stürmisch ist und niemand Fische fängt. Zwei Wochen oder länger schon hab ich keinen mehr gegessen. Schade, daß Sie nichts verkaufen.
    Durch meinen Mann weiß ich, daß Sie sich weigern, den Frauen der Aufseher welche abzugeben.«
    »Das ist wahr, Madame. Aber bei Ihnen ist es vielleicht etwas anderes.«
    »Warum?«
    »Weil Sie dick sind und Fleisch Ihnen vielleicht nicht guttut.«
    »Da haben Sie recht. Man hat mir schon gesagt, daß ich nur überbrühtes Gemüse und gekochten Fisch essen sollte. Aber hier ist das ja nicht möglich.«
    »Da, Madame, nehmen Sie diese Langustinen und Barben. Da.« Und ich gebe ihr ungefähr zwei Kilo Fisch.
    Von dem Tag an gab ich ihr jedesmal nach einem guten Fang einiges ab, damit sie ihre Diät einhalten konnte. Sie, die sehr gut weiß, daß alles auf den Inseln verkauft wird, hat mir niemals etwas anderes gesagt als: »Danke.« Sie tat recht daran, denn sie spürte genau, daß ich, hätte sie mir Geld geboten, beleidigt gewesen wäre. Aber sie lädt mich öfters zu sich ein und bietet mir ein Gläschen Schnaps oder Wein an.
    Wenn sie aus Korsika Feigenplätzchen erhält, gibt sie mir davon. Niemals hat mich Madame Barrot nach meiner Vergangenheit gefragt. Ein einziges Mal nur ist ihr ein Wort ausgerutscht in bezug auf das Bagno:
    »Man kann zwar nicht von den Inseln flüchten, aber es ist besser, hier in dem gesunden Klima zu sein, als wie ein Vieh auf dem Festland zu verfaulen.«
    Von ihr erfuhr ich auch den Ursprung des Namens der Inseln: Während einer Gelbfieberepidemie in Cayenne haben sich die Weißkutten und die Klosterschwestern vor der Seuche auf die Inseln geflüchtet. Sie kamen alle davon. Daher der Name lies du Salut – Inseln des Heils.
    Dank meiner Fischfängerei komme ich überall hin. Jetzt bin ich schon drei Monate Latrinenentleerer. Ich kenne die Insel besser als jeder andere. Ich komme in alle Gärten unter dem Vorwand, gegen meinen Fisch Gemüse und Früchte einzutauschen. Einer der Gärtner, dessen Garten am Rande des Friedhofs der Aufseher liegt, ist Matthieu Carbonieri, der auch mit mir die Hütte macht. Er arbeitet dort allein, und ich dachte mir, daß er später einmal ein Floß in seinem Garten eingraben könnte. Es sind noch zwei Monate, bis der Kommandant weggeht. Dann werde ich frei handeln können.

Ich hab mir’s gerichtet: Dem Namen nach Latrinenentleerer, tue ich so, als ob ich meine Arbeit verrichtete, aber in Wirklichkeit verrichtet sie der Mann aus Martinique, selbstverständlich gegen Bezahlung. Ich habe freundschaftliche Beziehungen zu zwei Schwägern angeknüpft, zwei Lebenslänglichen, Narric und Quenier.
    Man nennt sie die »Kinderwagenschwäger«. Von ihnen wird erzählt, daß sie angeklagt waren, einen Kassier, den sie ermordet hatten, in einen Betonblock verwandelt zu haben. Es hat Zeugen gegeben, die angeblich gesehen haben, wie die beiden in einem Kinderwagen einen Betonblock beförderten, den sie in die Marne oder in die Seine warfen. Die Untersuchung ergab, daß der Kassier sich zu den beiden begeben hatte, um einen Wechsel einzutreiben, und daß er seither nicht mehr gesehen wurde.
    Sie leugneten hartnäckig. Selbst hier im Bagno behaupten sie, unschuldig zu sein. Immerhin, wenn man auch niemals die Leiche gefunden hat, so doch den Kopf, eingewickelt in ein Taschentuch. Dem »Gutachten der Sachverständigen« nach fand man bei ihnen Taschentücher von gleichem Muster und gleichem Gewebe. Die Verteidiger jedoch und sie selbst wiesen nach, daß es Tausende Meter des gleichen Stoffes gegeben habe, aus dem solche Taschentücher gemacht worden waren. Jedermann besaß solche.
    Schließlich bekamen die beiden Schwäger doch ihr Lebenslänglich, und die Schwester des einen, Frau des anderen, zwanzig Jahre Zuchthaus. Es gelang mir, mich mit beiden anzufreunden. Als Maurer gehen sie in den Werkstätten aus und ein. Vielleicht könnten sie mir Stück für Stück etwas herausschmuggeln, um daraus ein Floß zu bauen. Es kommt nur darauf an, sie so weit zu bringen.
    Gestern habe ich den Arzt getroffen. Ich trug einen Fisch von wenigstens zwanzig Kilo, einen sehr feinen, den sie hier Merou

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