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Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
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nennen. Wir sind zusammen zur Hochebene hinaufgestiegen. Auf halber Höhe setzen wir uns auf eine kleine Mauer. Er meinte, daß man aus dem Kopf des Fisches eine delikate Suppe machen kann. Ich biete ihm den Fischkopf an und ein großes Stück Fischfleisch dazu. Er ist erstaunt über meine Geste und sagt:
    »Sie sind nicht nachtragend, Papillon.«
    »Wissen Sie, Herr Doktor, ich mache diese Geste nicht meinetwegen. Ich bin sie Ihnen schuldig, weil Sie fast Unmögliches für meinen Freund Clousiot getan haben.« Wir plaudern noch ein wenig, dann sagt er:
    »Du möchtest gerne flüchten, was? Du bist kein richtiger Sträfling. Man hat bei dir den Eindruck, daß du was ganz anderes bist.«
    »Sie haben recht, Herr Doktor, ich gehöre nicht zum Bagno, ich bin hier nur auf Besuch.« Er beginnt zu lachen. Ich fordere ihn heraus und frage:
    »Doktor, glauben Sie nicht, daß ein Mensch sich grundlegend bessern kann?«
    »Doch.«
    »Sie würden sich also vorstellen können, daß ich wieder ein Mitglied der Gesellschaft werde, ohne für andere Menschen eine Gefahr zu bilden, und daß ich mich in einen ehrlichen Staatsbürger verwandle?«
    »Ich bin dessen sicher.«
    »Wenn ja, warum verhelfen Sie mir dann nicht dazu?«
    »Wie?«
    »Indem Sie mich als Tuberkulösen zur Entlassung bringen.«
    Da vertraut er mir eine Sache an, von der ich schon sprechen gehört habe. »Das ist unmöglich«, sagt er, »und ich rate dir auch, es nie darauf anzulegen. Es ist viel zu gefährlich. Die Verwaltung entläßt krankheitshalber keinen Mann, ohne ihn mindestens auf ein Jahr in der Krankenstation unterzubringen, die für seine Krankheit zuständig ist.«
    »Warum?«
    »Es ist fast eine Schande, es auszusprechen, aber ich glaube, es geschieht darum, damit der in Frage kommende Mann, wenn er ein Simulant ist, weiß, daß er alle Aussicht hat, durch das Zusammen- leben mit den anderen Kranken selbst angesteckt zu werden, und es auch wird. Ich kann also gar nichts für dich tun.«
    Von da ab sind wir ganz gute Freunde geworden, der Kurpfuscher und ich. Bis zu dem Tag, wo es ihm beinahe gelungen wäre, meinen Freund Carbonieri töten zu lassen. Der hatte nämlich im Einvernehmen mit mir den Posten eines Kochs in der Messe der Oberaufseher angenommen. Dabei sollte er auskundschaften, ob es möglich wäre, von den Wein-, Öl- und Essigfässern drei leere zu stehlen, und auch die Mittel zu finden, sie zum Meer zu schaffen und sie miteinander zu verbinden. Selbstverständlich erst bis Barrot weg war. Es wären große Schwierigkeiten zu überwinden gewesen, denn man hätte in ein und derselben Nacht die Fässer stehlen, zum Meer bringen und mit Kabeln zusammenbinden müssen, ohne dabei gesehen zu werden. Eine Chance, daß das gelingt, konnte sich nur in einer Sturmnacht ergeben, bei Wind und Regen.
    Aber gerade bei Wind und Regen würde es wieder besonders schwierig sein, das Floß aufs Wasser zu setzen.
    Carbonieri ist also Koch. Der Chef der Messe gibt ihm drei Kaninchen, um sie für den nächsten Tag, einen Sonntag, vorzubereiten. Carbonieri schickt, glücklicherweise abgehäutet, ein Kaninchen seinem Bruder zum Kai hinunter, und zwei uns. Dann erschlägt er drei große Katzen und bereitet aus ihnen ein Festmahl zu.
    Zum Unglück für ihn ist am nächsten Tag auch der Doktor zur Mahlzeit eingeladen, und der sagt, nachdem er das Kaninchen gekostet hat, zum Chef: »Herr Filidori, ich gratuliere Ihnen zu Ihrem Menü. Die Katze schmeckt ausgezeichnet.«
    »Treiben Sie keine Witze mit mir« Doktor, es sind drei prachtvolle Kaninchen, die wir essen.«
    »Nein«, sagt der Doktor, starrsinnig wie ein Muli. »Es ist Katze. Sehen Sie nicht die Rippen, die ich gerade abnage? Sie sind flach, und die von Kaninchen sind rund. Irrtum ausgeschlossen: Wir essen Katzenfleisch.«
    »Verflucht nochmal!« schreit der Korse. »Ich hab eine Katze im Bauch!« Und er rennt plötzlich in die Küche hinaus, hält Matthieu seinen Revolver unter die Nase und brüllt: »Du kannst ein noch so schöner Napoleoner sein, ich bring dich trotzdem um, weil du mir eine Katze zu fressen gegeben hast!«
    Er hat die Augen eines Wahnsinnigen, und Carbonieri, dem es unbegreiflich scheint, wie man so etwas erkennen kann, sagt zu ihm:
    »Wenn Sie das Katze nennen, was Sie mir gegeben haben, so ist das nicht mein Fehler.«
    »Ich habe dir Kaninchen gegeben.«
    »Na gut, und die hab ich zubereitet. Schauen Sie her, da sind noch die Häute und die Köpfe.«
    Verwirrt schaut der Korse auf die

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