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Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
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eingebildete Pumpe versteckt, schlage mit den Fäusten darauf und schreie, aber nicht zu laut: »Hör auf, du hör auf, du Luder, du! Kannst du nicht aufhören, die Kokosbäume zu begießen? Ekelhaft!« Und ich lege mich aufs Bett, stecke den Kopf unters Kopfkissen und beginne leise zu wimmern.
    Ich habe nicht gehört, wie die kleine Kupferplatte über das Guckloch geschoben wurde, aber ich bemerkte, daß sich Schritte jetzt entfernten. Also war’s der Arzt, der mich beobachtet hat.
    Am Nachmittag brachte man mich in eine andere Zelle. Ich muß heute morgen einen entsprechenden Eindruck gemacht haben, denn um mich die paar Meter bis zum Ende des Ganges zu begleiten, waren zwei Aufseher und zwei Hilfssanitäter aufmarschiert. Da sie kein Wort an mich richteten, tat ich es auch nicht.
    Schweigend folgte ich ihnen. Zwei Tage später das zweite Symptom: Ohrenrauschen.
    »geht’s, Papillon? Hast du die Illustrierte ausgelesen, die ich dir geschickt habe?«
    »Nein. Ich habe sie nicht gelesen. Ich habe den ganzen Tag und die halbe Nacht versucht, eine Fliege, oder war’s eine Mücke, zum Schweigen zu bringen. Sie steckt in meinem Ohr. Ich habe mir Watte ins Ohr geschoben. Nichts hat’s genützt. Das Surren hört einfach nicht auf. Immer dieses ›mmm – sss – mmm – sss‹… Und noch dazu kitzelt das, und das Gesumse hört nicht auf. Das geht einem schon auf die Nerven, Toubib! Was hältst du davon?
    Wenn es mir schon nicht gelungen ist, sie zu ersticken, vielleicht sollte man sie ertränken? Wie?«
    Mein Tick mit dem Mund geht los, und ich sehe, wie der Arzt das notiert. Er nimmt meine Hand und schaut mir gerade in die Augen. Ich spüre seine Bestürzung, und sein Mitleid.
    »Ja, Freund Papillon, du hast recht, wir werden sie ertränken. Chatal, spülen Sie ihm die Ohren aus.«
    Jeden Morgen wiederholen sich diese Szenen in mehreren Varianten. Dennoch scheint der Doktor sich noch nicht entschlossen zu haben, mich ins Asyl zu schicken.
    Chatal gibt mir während einer Brominjektion den Rat:
    »Im Augenblick geht alles gut. Der Doktor ist ernsthaft beunruhigt, aber es kann noch lange dauern, bis er dich zu den Geisteskranken steckt. Zeig dem Toubib, daß du gefährlich sein kannst, wenn du willst, daß er sich schneller entschließt.«
    »geht’s, Papillon?« Der Toubib, von Pflegern und von Chatal begleitet, begrüßt mich freundlich beim Eintritt in die Zelle.
    »Halt die Luft an, Toubib!« Ich nehme eine aggressive Haltung ein. »Du weißt sehr gut, daß es mir schlecht geht. Und ich frage mich, wer von euch mit dem Kerl unter der Decke steckt, der mich foltert!«
    »Wer foltert dich? Und wann? Und wie?«
    »Zuerst will ich wissen, Toubib, ob du die Werke von Doktor d’Arsonval kennst?«
    »Ja, ich glaube schon …«
    »Dann weißt du, daß er einen elektrischen Apparat mit hohen Schwingungen erfunden hat, der die Luft rund um einen Kranken ionisiert, der Zwölffingerdarmgeschwüre hat. Dieser Apparat sendet elektrischen Strom aus. Nun stell dir vor, ein Feind von mir hat einen solchen Apparat im Spital von Cayenne geklaut. Jedesmal wenn ich ruhig schlafe, drückt er auf den Knopf, und der Schlag trifft mich mitten in den Bauch und in den Hintern. Mit einem Ruck wird mein Körper steif und macht einen Satz in die Höhe, so daß ich mehr als zehn Zentimeter von meinem Bett hochfliege. Willst du da behaupten, daß ich dem standhalten und schlafen kann? Heute nacht hat es kaum eine Minute aufgehört. Kaum habe ich die Augen geschlossen – peng!
    kommt der Strom. Mein ganzer Körper spannt sich und schnellt zurück, wie wenn man eine Spiralfeder ausläßt. Ich kann das nicht aushaken, Toubib! Laß ja alle Welt wissen, daß ich auf den ersten losgehe, dem ich draufkomme, daß er ein Komplice von dem Kerl ist. Ich habe keine Waffe, richtig, aber genug Kraft, um ihn zu erwürgen, wer immer es sei. Soll er’s sich hinter die Ohren schreiben! Und du laß mich in Frieden mit deinem heuchlerischen ›Guten Tag, Papillon, wie geht’s, Papillon?‹ Ich hab genug von dir!«
    Der Vorfall hat seine Früchte getragen. Chatal sagte mir, daß der Arzt die Aufseher angewiesen hat, sehr gut aufzupassen. Sie sollten nur zu zweit oder zu dritt meine Zellentür öffnen und immer sehr höflich mit mir reden. »Er ist von Verfolgungswahn befallen«, sagte er ihnen, »er muß so schnell wie möglich ins Asyl hinauf.«
    »Ich glaube, ich kann es mit einem einzigen Aufseher übernehmen, Papillon, ins Asyl zu führen«, hatte Chatal

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