Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Para-Traeume

Para-Traeume

Titel: Para-Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
überhaupt im Haus war, und dann noch gegen ihn anzugehen, um ihn schließlich zur Ader zu lassen, das würde ihre kaum regenerierten Kräfte mit Sicherheit bei weitem übersteigen.
    Mochte der Blutsauger auch durch Blutentzug und die Ernährung aus Tieren geschwächt und sichtlich alt sein - in ihrer miserablen Verfassung mußte er Lilith dennoch haushoch überlegen sein.
    Nein, sie mußte erst noch weiter zu Kräften kommen. Zwar würde sie ohne schwarzes Blut zu trinken niemals zu alter Form zurückfinden, aber Ruhe und Schlaf würden sie zumindest soweit erstarken lassen, daß sie es mit dem Vampir aufnehmen konnte.
    Sie mußte nur einen sicheren Ort finden, an dem sie sich erholen konnte.
    Gerade noch rechtzeitig ertappte Lilith sich bei dem fast unbewußten Versuch, sich verwandeln zu wollen, um auf dem Luftweg aus dem Haus des Vampirs zu verschwinden.
    »Oh, nein«, sagte sie flüsternd zu sich selbst, »das tu ich mir jetzt nicht noch einmal an.«
    Statt dessen schlich sie sich auf Zehenspitzen hinaus.
    *
    Ein Volk ist tot, wenn seine Götter tot sind.
    Stefan George
    Moses Pray fragte sich, ob der dunkle Bann, mit dem der Vampir ihn belegt hatte, womöglich auch sein Schmerzempfinden lähmte.
    Denn der Blutsauger mußte ihm doch längst die Zähne in den Hals geschlagen haben - und doch spürte er nichts. Weder den heißen Schmerz noch das grauenhafte Saugen, was er ja beides schon aus seinem unheimlichen Traum kannte.
    Dafür - hörte er etwas.
    Geräusche, die jedoch nichts mit dem zu tun haben konnten, was der Vampir mit ihm anstellte.
    Geräusche - eines Kampfes?
    Moses Pray riß die Augen auf, und er registrierte, daß ihm diese Bewegung um ein Vielfaches leichter fiel als die vorhin noch das Schließen der Lider. Zugleich schien die Taubheit regelrecht aus seinen Gliedern zu fließen. Kribbelnd kehrte das Gefühl in ihn zurück.
    Und als er endlich dorthin sah, woher die Geräusche kamen, war es schon fast vorüber.
    Der Vampir kämpfte.
    Um sein Leben.
    Seinen Gegner nahm Pray im ersten Moment nur als wirbelnden Schatten wahr. Erst als die dunkel gekleidete Gestalt mit einem Sprung Distanz zwischen sich und den hünenhaften Blutsauger brachte, konnte Moses Pray sie deutlicher sehen - und als Frau identifizieren!
    Er schätzte sie auf knappe Dreißig. Ihr Gesicht war unübersehbar das einer Asiatin. Und sie war schön. Daran änderte auch die schwarze Klappe, die ihr rechtes Auge verbarg, nichts ...
    Reglos stand sie da und rührte sich auch dann nicht, als der Vam-pir mit leicht abgespreizten Armen und breitbeinig auf sie zustürmte.
    Sie paßte genau den Moment ab, da der andere sich mit vollem Gewicht auf sie stürzen wollte.
    Sie sprang aus dem Stand und mit einer Kraft, die man ihrem eher zierlichen Körper niemals zugetraut hätte, hoch, streckte noch in der Bewegung die Beine vor und schlang sie dem Vampir um den Hals.
    Die ruckende Bewegung ihrer Schenkel war kaum zu sehen, und der dabei entstehende Laut klang ein bißchen wie das weit entfernte Brechen eines morschen Astes. Beinahe lauter war da schon das dumpfe Geräusch des Aufpralls, mit dem die Körper der Kämpfenden zu Boden schlugen.
    Doch während die Asiatin mit katzenhafter Gewandtheit wieder auf die Beine kam, blieb der Vampir bewegungslos liegen.
    Und wenig später war von ihm nur ein weiteres Kleiderbündel übrig, aus dem der Wind graue Asche blies.
    Moses Pray hatte der kurzen, aber eindrucksvollen Auseinandersetzung ebenso reg- wie sprachlos zugesehen.
    Und er blieb auch dann noch statuenhaft stehen, als die Frau auf ihn zukam. Jede ihrer geschmeidigen Bewegungen ließ das Leder ihres Overalls leise knirschen, und Prays Blick verlor sich fast in dem Tal ihrer Brüste, die wegen des bis zum Nabel geöffneten Reißverschlusses kaum verhüllt waren.
    »Wer ...«, setzte er dann an, als die Schöne vor ihm stehenblieb und ihn mit ihrem unversehrten Auge seltsam teilnahmslos musterte. »Wer sind Sie?«
    »Eine Gesandte.«
    Ihre Stimme klang spröde und stand in krassem Gegensatz zu ihrem rassigen Äußeren. Was indes nicht verhinderte, daß Moses Prays Phantasie wilde Kapriolen schlug.
    »Eine Gesandte?« wiederholte er.
    »Folgen Sie mir«, verlangte die Asiatin leidenschaftslos und doch in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete.
    Gerne, bis ans Ende der Welt, wenn es sein muß, hätte Moses Pray seiner Retterin am liebsten geantwortet, tatsächlich aber sagte er: »Ich . ich kann nicht . ich .«
    »Sie müssen mitkommen«,

Weitere Kostenlose Bücher