Para-Traeume
behauptete die Schöne.
»Sie ... Sie können mich doch nicht zwingen ...«, erwiderte Pray verwirrt.
Aber er irrte sich.
Sie konnte.
Und sie tat es.
*
Salem's Lot
Lilith wußte im Grunde nicht recht, weshalb sie es getan hatte. Aber sie wünschte sich, sie hätte es nicht getan.
Sie saß im Dell's, einer Kneipe, in der die Luft vom Zigarettenrauch so dick war, daß man sie in Würfel hätte schneiden und zur Tür hinausschieben können. Doch das war es nicht, was Lilith störte.
Viel unangenehmer waren ihr die Blicke aus fast zwei Dutzend Augenpaaren. Von ebenso vielen schweißfeuchten Händen auf der nackten Haut betatscht zu werden, konnte nicht sehr viel schlimmer sein.
Vielleicht hatte sie gehofft, etwas mehr über das Haus auf dem Hügel und dessen unheimlichen Bewohner zu erfahren, nachdem sie in einem leerstehenden Schuppen am Stadtrand bis vorhin geruht hatte und sich nun zumindest halbwegs fit fühlte, wenn sie auch von ihrer Normalform noch Meilen entfernt war.
Sie benötigte die Informationen nicht für das, was sie vorhatte. Nach dem Tod des Vampirs wäre es eh ohne Belang. Aber sie war eben zur Hälfte Mensch und als solcher neugierig. Und in einer Kneipe, so hatte sie angenommen, mußte am ehesten etwas in Erfahrung zu bringen sein.
Doch mit ihrem Betreten des Dell's waren erst einmal sämtliche Gespräche verstummt, und seither hatten die Gäste, von denen einige neben ihr am Tresen und die meisten an den kleinen Tischen ringsum saßen, kaum mehr als zehn Worte miteinander gewechselt, und auch das nur so leise, daß Lilith nichts verstanden hatte.
Beim Keeper, der seit Minuten nichts anderes tat, als die Theke neben und vor Lilith auf Hochglanz zu polieren, hatte sie ein Bier bestellt, von dem sie hin und wieder nippte. Nicht um ihren Durst zu löschen, das konnte sie nur mit anderem >Stoff<, sondern nur, um ihre Hände zu beschäftigen.
Normalerweise kannte Lilith Probleme dieser Art nicht. Ihr vampirisches Erbe beinhaltete unter anderem die Fähigkeit der Hypnose. Eigentlich hätte es für sie keine besondere Mühe bedeutet, die Männer im Dell's auf diese Weise in ihren Bann zu schlagen, um sie sich gefügig zu machen und ihnen zu entlocken, was für sie von Interesse war.
Aber mit ihren Kräften war es ohnehin schlecht bestellt. Sie konnte es nicht riskieren, sie an diese Menschen zu verschwenden. Und einen einzelnen von ihnen zu hypnotisieren, war nicht weniger riskant. Seine Kumpane würden Verdacht schöpfen, wenn er ihr plötzlich wie ein Schoßhündchen folgte.
Ein müdes Lächeln wehte über Liliths rassiges Gesicht. Sie wünschte sich geradezu, die Kerle allesamt unter ihre Kontrolle bringen zu können. Allein für die Art und Weise, wie sie sie anstarrten, hätte sie ein paar von ihnen mit herabgelassenen Hosen auf dem Tresen Can-Can tanzen lassen .
Vielleicht war es das flüchtige Verziehen ihrer Lippen; vielleicht hatte sie sich aber auch nur >falsch< bewegt - auf jeden Fall setzten sich zwei der Typen, die seit Minuten am Billardtisch gestanden hatten, ohne auch nur die Kugeln anzusehen, plötzlich in Bewegung und kamen steifbeinig näher. Die Arme hatten sie ein bißchen abge-spreizt, als trügen sie Rasierklingen in den Achselhöhlen.
Die beiden blieben einen Moment lang neben ihr stehen, und Lilith bekam aus den Augenwinkeln mit, daß sich die Blicke aller anderen veränderten. Spannung lag mit einemmal fast greifbar in der Luft.
Keiner der beiden Burschen war sehr viel älter als zwanzig, schätzte Lilith. Und keiner von beiden sah so aus, daß sie ihm auch nur mehr als einen angewiderten Blick hätte widmen wollen. Ihr Bieratem umwehte sie wie eine Wolke.
»So allein?« fragte der Größere.
Lilith schwieg.
»Das könnten wir ändern«, meinte der andere, der eine nach hinten gedrehte Baseballmütze trug.
»Kein Bedarf«, sagte Lilith, ohne sie anzusehen. »Aber danke fürs Angebot.«
»Hey, Lady, wir sind's nich gewöhnt, daß man unsere Angebote ausschlägt, stimmt's nich, Bud?« behauptete der Größere, was Lilith sich jedoch beim allerbesten Willen nicht vorstellen konnte. So wie die Jungs aussahen, mußten sie in ihrem noch jungen Leben schon so viele Körbe gesammelt haben, daß sie jeden größeren Flechtwarenstand drunten in Bar Harbor bestücken konnten.
»Hast recht, Al«, erwiderte Bud. Und legte seine Kleinkinderhand wie zufällig auf Liliths Knie.
Lilith wollte nach unten greifen, um Buds Hand wegzuschieben. Aber das erübrigte sich.
Denn in
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