Paradies der Leidenschaft
scheint keine Zeit zu haben.« Er wischte sich die Stirn mit einem karierten Taschentuch ab. »Ich nehme an, er ist in der Stadt?«
»Nein. Er ist gerade erst zurückgekommen. Im Moment sieht er sich die Gemüsefelder an.«
»Kaum zu glauben«, gab er nachdenklich zurück. »Das sieht dem Jungen gar nicht ähnlich - mitten im Winter hierherzukommen.«
Corinne lächelte. Der Junge! John Pierce musste Ende der Vierzig sein. Er hatte braunes Haar und lange braune Koteletten, die schon ergrauten. Sie hatte den Eindruck, er war ein ausgesprochen freundlicher Zeitgenosse.
»Wollen Sie vielleicht mit mir ins Haus kommen?« bot Corinne an. »Inzwischen ist Jared sicher zum Mittagessen nach Hause gekommen.«
Er sah sie nachdenklich und beinahe wachsam an. »Nein. Nein, vielleicht ein anderes Mal.«
»Ich wollte mich jetzt auf den Heimweg machen, ehe Jared mich vermisst.«
»Er hält ein Auge auf Sie, nicht wahr? Bei einer so hübschen Frau kann man ihm das auch nicht vorwerfen.«
»Guten Tag!«
Corinne drehte sich um und machte sich auf den Rückweg. Sie spürte seinen Blick in ihrem Rücken, während sie durch den heißen Sand wanderte. Als ihr die Doppeldeutigkeit seiner letzten Bemerkung aufging, errötete sie. Natürlich wußte er es. Alle wussten es.
»Einen Moment noch, Mrs. Burkett!«
Leise war er hinter ihr hergegangen.
»Ja?«
»Sie wissen nicht zufällig, wer einen kleinen Spanielwelpen mögen würde? Eine meiner Hündinnen hat vor zwei Wochen geworfen, und die Welpen sind jetzt alt genug. Ich habe schon fünf Hunde.«
»Nicht, dass ich wüsste.«
» Ich habe außer Ihnen noch niemanden gefragt. Sie könnten sich den schönsten von dem ganzen Wurf aussuchen.«
Sie zögerte und stellte sich vor, Michael würde mit einem kleinen Spaniel mit Schlappohren spielen. Er war noch ein wenig zu jung, doch die beiden könnten gemeinsam aufwachsen.
»Eigentlich kenne ich doch jemanden, der sich für einen kleinen Hund begeistern könnte.«
»Gut. Ich wohne gleich da drüben, hinter den Palmen. Die Welpen sind in einer Hütte hinter dem Haus. Es würde Sie nur eine Minute kosten, wenn Sie mitkämen und sich einen aussuchen würden.«
Corinne nickte zustimmend und folgte ihm. Bald zeichnete sich zwischen den Bäumen ein baufälliges altes Haus ab, von dem die Farbe abblätterte. Per Hof, der bis zum Strand reichte, war kaum als solcher zu bezeichnen. Sand und Schmutz häuften sich, und das Gras wuchs nur spärlich. Alles sah äußerst ungepflegt und unansehnlich aus, und Corinne fragte sich, ob es wohl eine Mrs. Pierce gab.
»Gleich hier!«
Er hielt die Tür zu einem Lagerschuppen auf und wartete darauf, dass Corinne eintrat.
Durch Ritzen in der Decke und den Wänden drang das Sonnenlicht herein. Staub wirbelte auf, als hätte seit Monaten niemand mehr den Schuppen betreten. Ein ranziger Geruch wehte ihr entgegen, und Corinne hielt den Atem an.
»Wo sind die Welpen?«
Als sie sich umdrehte, wurde ihr die Tür vor der Nase zugeschlagen. Einen Moment lang starrte sie verblüfft auf die Tür.
»Mr. Pierce?«
Sie bekam keine Antwort. Erst Sekunden später erholte sie sich von ihrem Schreck, und an seine Stelle trat Unbehagen. Corinne ging zur Tür und stellte fest, dass sie innen keine Klinke hatte. Sie drückte leicht dagegen, und als die Tür sich nicht rührte, probierte sie es mit mehr Kraft. Schließlich warf sie sich mit der Schulter dagegen, doch die Tür gab nicht nach.
Da bekam sie es mit der Angst zu tun. »Mr. Pierce! Wo sind Sie?« Als sie wieder keine Antwort erhielt, hämmerte sie mit den Fäusten gegen die Tür. »Lassen Sie mich raus! Hören Sie mich?«
John Pierce musste verrückt sein, dachte sie. Sie sah sich in dem Schuppen nach einem Gegenstand um, mit dem sie die Tür öffnen könnte. Alles, was sie fand, waren alte Lattenkisten, zwei Schubkarren und feuchter Schmutz.
Sie durchsuchte die Kisten, ohne ein Werkzeug zu finden. In diesem Schuppen gab es keine Welpen. Wo, zum Teufel, war sie hingeraten?
Nachdem Corinne den Strand mit John Pierce verlassen hatte, ließ Malia von ihrer Verfolgung ab. Während sie nach Hause eilte, kräuselten sich ihre Lippen selbstgefällig. Sie hatte an sich eine neuerliche Szene mit Jareds Frau geplant gehabt, jetzt konnte sie ihm etwas erzählen. Corinne und Pierce! Ha! Jared würde toben. Diesen Fehltritt würde er seiner Frau so schnell nicht verzeihen.
Sie fand Jared im Hinterhof vor.
»Bist du schwimmen gegangen?« rief ihm Malia zu, weil sie
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