Paradies der Leidenschaft
das ganze Zimmer. Sie fand noch drei weitere solcher Geschöpfe, darunter eines in Corinnes Bett.
Corinne konnte die ganze Nacht nicht schlafen.
Ein Hundertfüßler hätte sie nicht erstaunt, denn Aleka sagte, dass sie sich manchmal ins Haus schlichen. Aber vier Stück? Und alle in ihrem Zimmer?
Je mehr Zeit verstrich, desto elender wurde ihr zumute. Warum schickte Jared ihr keine Nachricht? Es sah ganz danach aus, als hätte er sie und sein Zuhause an der Nordküste vollkommen vergessen. Was hielt ihn in Honolulu?
Kapitel 39
Corinne hatte das Surfen recht gut gelernt. Sie hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, morgens zum Strand zu gehen, ehe Malia und Naneki kamen. Corinne zeigte offen ihre Abneigung gegen Malia, obwohl sie bemerkte, dass Jareds Schwester erst unter Nanekis Einfluss so ein furchtbares Biest geworden war.
An einem besonders schönen Morgen war Florence mit Michael zum Strand gegangen, um Corinne beim Surfen zuzuschauen. Corinne dachte daran, dass sie ihrem Vater geschrieben und noch keine Antwort erhalten hatte. Sie hatte nichts von ihrer »Gefangenschaft« erwähnt, da ihr Vater ihr zweifellos augenblicklich zur Hilfe geeilt wäre, sondern hatte ihm mitgeteilt, dass sie sich in ihren Mann verliebt hätte. Wahrscheinlich konnte auch er ihr nicht helfen.
Corinne hatte nicht gemerkt, dass Malia und Naneki schon im Wasser waren. Erst das Kichern der beiden zog ihre Aufmerksamkeit auf sie. Florence saß noch mit Michael am Strand, und Noelani hatte sich zu ihnen gesellt. Aleka hatte ihr übrigens versichert, dass das kleine Mädchen nicht Jareds Tochter war, und ihr von Peni, dem Gemahl ihrer Tochter, erzählt. Corinne tat es leid, dass das Mädchen ihren Mann so schnell verloren hatte, doch die Tatsache , dass Naneki Jared für sich haben wollte, machte ihr das Mitgefühl auf die Dauer schwer.
Sie winkte Florence zu und wollte zum Ufer paddeln. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Malia sich die gleiche Welle ausgesucht hatte. Corinne ließ sich dadurch nicht beirren. Zwar nagte der Argwohn an ihr, doch sie hatte Malias Possen satt.
Die beiden standen gleichzeitig auf, und Malia versuchte, Corinne in die Enge zu treiben, und steuerte absichtlich auf ihr Brett zu. Als die beiden Bretter zusammenstießen, verlor Corinne das Gleichgewicht und fiel nach rechts. Sie spürte einen Schlag auf den Hinterkopf und wurde bewusstlos.
Jemand weinte herzzerreißend. Es war nicht das Schluchzen eines Kindes, sondern das Weinen einer jungen Frau. Wer war das? Corinne wollte die Augen öffnen, doch als ein stechender Schmerz ihren Kopf durchbohrte, schloss sie sie sofort wieder. Sie glaubte, vor Schmerz ohnmächtig zu werden, doch das konnte nicht der Fall sein, denn aus weiter Ferne hörte sie noch immer das Schluchzen und dann mehrere Stimmen, die sie kannte.
»Ich habe noch nie so etwas Merkwürdiges gesehen. Unglaublich, wie die beiden Surfbretter aufeinandergeprallt sind!«
Das war Florence.
»Welche Bretter?« Corinne erkannte Alekas tiefe Stimme.
»Coris und Malias natürlich«, antwortete Florence. »Als sie aufeinandergeprallt sind, ist Corinne seitlich heruntergefallen und Malia nach hinten. Dann hat sich eines der Bretter aufrecht in die Luft gestellt und ... Gott! Mich hat ein solches Entsetzen gepackt, als ich gesehen habe, dass es genau an der Stelle wieder heruntergekommen ist, an der Corinne ins Wasser gefallen war. Als sie nicht mehr aufgetaucht ist, bin ich ins Wasser gelaufen, aber Malia war diejenige, die sie an die Wasseroberfläche gezogen hat. Wahrscheinlich hat sie Corinne das Leben gerettet.«
»Ich - ich wollte nicht, dass sie sich verletzt«, schluchzte Malia.
»Natürlich nicht, meine Liebe«, beschwichtigte sie Florence. »Es war ein Unfall.«
»Das frage ich mich«, brummte Aleka finster.
Corinne war derart überrascht über den Zorn, der in Alekas Stimme mitschwang, dass es ihr sogar gelang, die Augen einen Spalt zu öffnen.
Die beiden älteren Frauen standen links neben ihrem Bett und sahen Malia an, die rechts von ihr stand, schluchzte und das Gesicht in ihren Händen verbarg. Aleka zeigte mit anklagendem Finger auf das Mädchen.
»Diesmal bist du zu weit gegangen, Malia! Ich schäme mich, dich aufgezogen zu haben.«
»Was willst du damit sagen, Aleka?« flüsterte Florence, die reichlich schockiert war.
»Das war kein Unfall. Malia stößt im Wasser kein Unfall zu. Sie reitet auf den Wellen, seit sie auf der Welt ist.«
»Ich wollte nicht, dass sie sich
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