Paradies der Leidenschaft
herzlos es klingen würde, wenn sie die Wahrheit eingestand. »Doch die Beziehung zwischen Russell und mir schränkt meine Freiheit nicht ein. Ich werde meine Unabhängigkeit nicht aufgeben, wenn ich ihn heirate.«
»Dann ist er eben ein - außergewöhnlicher Mann.«
»Das stimmt. Er ist ziemlich anders als die meisten Männer.«
»Sie meinen, er ist schwach?« fragte er verächtlich.
»Gewiss nicht«, erwiderte sie ungehalten und fragte sich, warum sie dieses Verhör bis jetzt zugelassen hatte.
»Dann liebt er Sie so sehr, dass er Ihnen alles zugesteht, was Sie wollen, einschließlich der Unabhängigkeit, die für Sie so wertvoll ist.«
»Ich glaube, Mr. Burk, dass Ihre Kühnheit langsam zu weit geht. Ich habe Ihnen ohnedies schon wesentlich mehr erzählt, als Ihnen zu wissen zusteht.«
Er grinste. »Entschuldigen Sie, Miß Barrows, aber ich habe noch nie jemanden kennengelernt, der Ihnen ähnlich ist. Ihre Ansichten faszinieren mich.«
»Sie ziehen mich auf. Das gefällt mir nicht«, sagte sie eisig. »Ich weiß, dass Sie meine Ideen nicht gutheißen. Sie gehören zu der Sorte, die nie etwas einsieht.«
»Sorte?« fragte er und zog belustigt eine Braue hoch. »Haben Sie mich in eine Kategorie eingeordnet, Miß Barrows?«
Sie überging seine Frage. »Das Mittagessen hat mir Spaß gemacht, Mr. Burk. Vielen Dank für Ihre Einladung!«
Corinne wollte die Tür eigenhändig öffnen, aber Jared hielt sie davon ab, indem er seine Hände auf ihre legte. Ein elektrischer Funke schien zwischen ihnen überzuspringen. Sie konnte sich gegen seine Stärke nicht widersetzen.
Corinne war erschüttert. Sie sah ihn fragend an.
»Ich - ich möchte jetzt gehen«, sagte sie schwach.
Mit seinen graublauen Augen musterte er sie forschend, als wollte er ihre Gedanken lesen. »Ich weiß. Ich möchte Sie wiedersehen.«
»Warum?«
»Ich glaube, ich mag Sie sehr gern, Miß Barrows.«
»Ich fürchte, dieses Kompliment kann ich nicht erwidern«, sagte sie offen.
»Es tut mir leid, dass ich Sie verärgert habe, aber ich möchte Sie wirklich wiedersehen. Heute beim Abendessen? Oder sollten wir vielleicht ins Theater gehen?«
»Nein, Mr. Burk. Nach dem gestrigen Fest habe ich mich entschieden, heute einen gemütlichen Abend zu Hause zu verbringen.«
»Wie wäre es mit morgen?«
»Ich sehe keinen Sinn darin. Wir haben keine Gemeinsamkeiten. Außerdem könnte Russell das missverstehen.«
»Ich dachte, Sie seien Mr. Drayton keine Rechenschaft schuldig?«
»Das bin ich auch nicht.«
»Dann sehen wir uns wieder?«
»Ich muss es mir überlegen, Mr. Burk. Guten Tag! «
Nachdem er die Tür geöffnet hatte, sprang Corinne hinaus, ohne seine Hilfe abzuwarten. Sie lief die Stufen schnell hinauf und begab sich in den Schutz des Hauses.
Ihr Herz klopfte heftig, als sie sich von innen gegen die Tür lehnte. Sie konnte sich nicht erklären, was sie so geängstigt hatte. Jared Burk hatte sie einen Moment lang davon abgehalten, auszusteigen. Aber das war nicht der Grund. Lag es an Jared Burk selbst? Es war eher anzunehmen, dass es an seiner Berührung lag, denn sie hatte sich noch nie so kraft- und willenlos gefühlt wie in dem Moment, da er seine Finger auf die ihren gelegt hatte. Sie war von ihrer eigenen Reaktion verblüfft, da ihr etwas Derartiges nie zuvor zugestoßen war.
Was war nur mit ihr los? Er war auch nur ein Mann, die Sorte Mann, der sie aus dem Weg ging. Schon als sie ihn zum erstenmal gesehen hatte, hatte sie das Gefühl gehabt, von ihm drohte Gefahr. Und sie hatte recht gehabt. Er hatte ihr die Kontrolle über sich selbst genommen, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick, und das war außerordentlich gefährlich.
Jared hatte Corinne zur Tür begleiten wollen, aber als er aus der Kutsche gestiegen war, hatte sich die Tür des imposanten Stadthauses schon hinter ihr geschlossen. Er stieg wieder in die Kutsche ein und bemerkte die grüne Seidentasche, die auf dem Sitz ihm gegenüber lag. Er nahm sie in die Hand und wollte sie ihr nachtragen, überlegte es sich aber sofort wieder anders und gab dem Kutscher die Anweisung, ihn in sein Hotel zu fahren.
Jared lehnte sich zurück und sah nachdenklich die seidene Tasche an. Er stellte sie sich an ihrem schlanken Handgelenk vor und fragte sich, was bewirkt hatte, dass Corinne vor ihm davongelaufen war, als fürchte sie sich vor ihm. Sie hatte guten Grund dazu, aber den konnte sie unmöglich wissen. Er hatte sie auf jeden Fall dazu gebracht, sich feindselig ihm gegenüber
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