Paradies der Leidenschaft
zu verhalten. Er wollte ihren Charakter testen.
Halbwegs wußte er, woran er mit der hochmütigen Corinne Barrows war. Sie war leicht zu verärgern, von Grund auf verdorben und genoss viel zu viele Freiheiten. Eines Tages würde sie noch viel Ärger dadurch bekommen. Aber das war nicht sein Problem. Sie war kalt und wußte um ihre eigene Schönheit und die Wirkung, die sie auf Männer ausübte.
Bis jetzt hatte Jared noch keine Entscheidungen getroffen, aber fast alles in Betracht gezogen. Er besaß alle notwendigen Informationen über Samuel Barrows und wußte einige überraschende Tatsachen über seine Tochter. jetzt musste er nur noch entscheiden, was er mit dem Material anfing.
Er hoffte, durch seine Investition in Barrows' Werft eine gewisse Kontrollfunktion in der Firma ausüben zu können, die es ihm ermöglichte, größere Entscheidungen abzublocken und die Firma zugrunde zu richten. Sie war Barrows' Haupteinnahmequelle. Natürlich würde Jared sein Geld auch verlieren, wenn die Werft pleite ging, aber das machte nichts, da es ihm ausschließlich darum ging, Samuel Barrows zu ruinieren. Die Werft war sein ein und alles; fast sein ganzes Leben hatte er ihr gewidmet. Um sie zu retten, hatte er sich von der Frau abgewandt, die ihn liebte. Bald würde Barrows alles, wofür er je gearbeitet hatte, verlieren.
In einem Anflug von Neugierde öffnete Jared die Handtasche. Er holte ein Seidentaschentuch mit Spitzen heraus, ein paar Dollar und eine Puderdose. Kurz öffnete er die Kappe einer kleinen Parfümflasche und schnupperte den zarten Duft ein. Ein Gegenstand verblüffte ihn - ein winziges Messer mit einer kurzen, scharfen Klinge, dessen Griff mit Edelsteinen besetzt war. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass die blasierte Corinne es jemals benutzte.
Als letztes holte er einen Zettel aus der Tasche, auf dem eine Adresse stand. Er sah so zerknittert aus, als sei er schon häufig gelesen worden. Jared kannte die Adresse von Ned Dougherty.
Natürlich hatte er Doughertys Behauptung, Corinne begebe sich zwei- bis dreimal wöchentlich mitten in der Nacht an diesen Ort, angezweifelt. Aber hielt er nicht eben gerade selbst den Beweis in der Hand? Es war die Adresse einer privaten Spielervereinigung in Cambridge, auf der anderen Seite des Charles River. Es handelte sich nicht nur um einen Spielklub, sondern auch um einen Ort, an dem die Herren im ersten Stock mit ihren Liebsten schäkerten. Ein bisschen Glück im Spiel unten, ein bisschen Wollust oben.
Jared hatte nun eine noch geringschätzigere Meinung von Corinne Barrows. Wenn er sich gezwungen sehen sollte, sie für seine Pläne auszunutzen, wäre er jetzt bar jeglicher Bedenken.
Kapitel 7
Corinne sah auf die Uhr über dem Kaminsims und stampfte ungeduldig mit einem Fuß auf den Boden. Ein Uhr! Sie haßte es, in Eile zu sein.
»Florence, beeil dich, bitte! « sagte sie mürrisch. »Russell kann jeden Moment vor dem Haus stehen.«
»Wenn dein Haar nicht so seidig wäre, könnte man es leichter hochstecken«, erwiderte Florence gelassen. »Außerdem schadet es Russell Drayton gar nichts, ein Weilchen zu warten. Er sollte ohnehin nicht dort draußen stehen«, fügte sie missbilligend hinzu.
»Jetzt fang nicht schon wieder damit an! « gab Corinne zurück. »Ich bin heute nicht dazu aufgelegt.«
»Du bist nie dazu aufgelegt, Vernunft anzunehmen«, sagte Florence, die dennoch nie ermüdete, sie dazu zu ermahnen. »Sich mitten in der Nacht aus dem Hause zu schleichen! Eines Tages wirst du diese kleinen Abenteuer bereuen, darauf gebe ich dir mein Wort. Eine Dame tut solche Dinge nicht.«
Corinne grinste. »Möchtest du mit mir kommen und auf mich aufpassen? Ich bin sicher, dass Russell nichts dagegen hat.«
Florence war wirklich schockiert. Sie war zwar nur fünfzehn Jahre älter als Corinne, aber ihre Moralbegriffe waren die einer wesentlich älteren Generation.
»Ich darf es mir gar nicht vorstellen. Ich in einer Spielhölle! Meine Mutter - in Gott möge sie ruhen - würde aus dem Grabe aufstehen, um mich heimzusuchen. Deine Mutter dreht sich wahrscheinlich schon seit einiger Zeit im Grabe um.«
»Jetzt versuch bloß nicht, mir Schuldgefühle einzuimpfen, weil das nämlich völlig zwecklos ist. Hörst du?« fauchte Corinne. »Mein Gott, ist es denn ein Verbrechen, dass ich ein wenig Würze in mein Leben bringe? Spielen macht Spaß, Florence. Es ist spannend«, versuchte sie ihr zu erklären. »Außerdem weiß ich genau, was ich
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