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Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Titel: Paradies. Doch kein Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthea Bischof
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konnte. Das Glück war mit ihm, denn sein Verfolger war zu schwer, ihm den Sprung gleich zu tun, so dass Vincent auf seinen Mietwagen zueilen konnte. Er schloss mit fahrigen Fingern auf, stieg ein und fuhr los, dem aufheulenden Motor alles abverlangend, als ein weiterer Schuss fiel und ein nächster ihm folgte. Dieser durchschlug zwei Fenster, liess Vincent aber unversehrt.
     
     
    Sich einen Rest kulturgegebener Korrektheit erhaltend, hatte Vincent darauf verzichtet, die Fenster heruntergekurbelt zu lassen, als er den Wagen zurückgab. Er gab an, in eine ungünstige Gegend der Stadt gelangt zu sein und hüllte sich ansonsten in die unschuldige Nonchalance seiner Landsleute gegenüber verbrechensgebeutelten Grosstädten. Der Vermieter schüttelte ärgerlich den Kopf und wies seinen Kunden an, das nächste Mal vorsichtiger zu sein. Vincent legte sein bestes Touristengesicht auf und gab die Versicherungsadresse des Roten Ringes an. Dass seine Handflächen und seine Knie aufgeschürft waren und unter der Kruste von Staub und Schweiss rechtschaffen brannten, war seinem Gesicht kaum anzusehen, dafür zeigte seine Kleidung, wie ihm nun auffiel, durchaus schmutzige Spuren.
    Aber er kümmerte sich nicht weiter darum, sondern setzte sich in die Bar der tränenden Abschiede, um die erbeuteten Papiere zu entziffern. Das Ergebnis war aber zunächst enttäuschend, denn es handelte sich um vielfach kopierte oder in miserabler Qualität gefaxte Daten. In Verbindung mit seinem mangelhaften Brasilianisch kam Vincent nicht viel weiter, als dass er herausfand, dass Transmar Import Export Ltd. unter anderem an eine Firma GreenPower in Deutschland lieferte und mit dieser in reger Korrespondenz stand. Diese Adresse war sogar zu entziffern.
    Des Weiteren erkannte er eine Art von Rezept in Englisch, das mit Tonnen rechnete und bestimmte Mischungen von Alkoholen mit verschiedenen pflanzlichen Abfällen oder Nebenprodukten vorsah. Da Vincent zu gespannt und neugierig war, mehr darüber herauszufinden, kehrte er nach Ankunft in Asunción nicht in seine Wohnung zurück, sondern begab sich ins Büro, wo er zu seiner Überraschung Curdin antraf. Dieser füllte seine unerquicklichen Nächte mit Überstunden und einem seiner wohlstaffierten Berichte obgleich es bereits weit in die frühen Morgenstunden ging.
    „Hat sich dein Ausflug nach Brasilien denn gelohnt?“ fragte Curdin.
    Vincent dachte im Streiflicht an seinen ereignisreichen Tag, an dem er eingebrochen war, Dokumente entwendet hatte, verfolgt worden war und an dem man auf ihn geschossen hatte und sagte: „Ja.“
    „Und?“ fragte Curdin weiter.
    „Diese Firma Transmar hat ein Lagerhaus in Sao Paulo, von wo aus sie Sojabohnen und irgendwelches übles fermentiertes Zeug nach Europa verschiffen. Es sind da ein paar Adressen, aber eine taucht immer wieder auf. Jetzt will ich herausfinden, was das für eine Firma ist, an die sie liefern. GreenPower heissen die“, erklärte Vincent.
    „Meinst du?“ meinte Curdin und gähnte.
    Vincent setzte sich an seinen Arbeitsplatz und suchte nach GreenPower AG Germany im Netz. Er fand ein Unternehmen mit Hauptsitz in Garkhausen, das Biodiesel herstellte und sich die Erforschung von verschiedenen Bio-Kraftstoffen auf die Fahnen schrieb. Er las die verschiedenen stolzgeschwellten Ausweise besonderer Leistungen und Verdienste an Mensch und Natur und dachte an die Schlägerei in La Chacarita.
    In einem der Briefe in Englisch, den er ungeachtet der schlechten Faxqualität entziffern konnte, fand er eine Telefonnummer und einen Namen: Dr. N. Gerecke. Dr. N. Gerecke erläuterte in präzisen Fachsimpeleien die Milliliter-Angaben von Saccharomyces Cerevisiae auf eine glukosehaltige Maische sowie die Weiterverarbeitung zur Fermentation der Mischung. Die Telefonnummer war nur auf die ersten Stellen mit der auf der Webseite identisch, die anderen Ziffern deuteten deshalb auf eine Direktnummer hin. Vincent rechnete nach, dass es dort gegen acht Uhr morgens sein musste und griff zum Telefon.
    Nach fünfmaligem Läuten meldete sich eine weiche weibliche Stimme: „Gerecke.“
    „Guten Morgen“, sagte Vincent. „Hier ist Thal vom Internationalen Roten Ring. Ich wollte fragen, ob Sie mit einer Firma in Sao Paulo handeln?“
    „Wir haben verschiedene Lieferanten“, erwiderte die Stimme am anderen Ende sanft. Sie schien Vincent sogar ein wenig schlaftrunken.
    „Gehört Transmar Import Export Ltd. zu Ihren Lieferanten?“
    „Darüber kann ich Ihnen so keine

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