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Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Titel: Paradies. Doch kein Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthea Bischof
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Beeinträchtigungen zu beheben, schrieb Nuuk einen ausführlichen Bericht und sie entschieden, von Transmar nur noch Rohwaren und keine sekundären Erzeugnisse mehr anzunehmen.
    Da fiel ihr die Notiz in die Hände. Eine Emailadresse und eine Telefonnummer. Von wo aus hatte der Mensch angerufen? Die Vorwahl war ihr vollkommen unbekannt. Herr Thal hatte doch Deutsch gesprochen? Jedenfalls so etwas Ähnliches. Ob er Österreicher war?
    Sie verfasste deshalb ein Email:
     
    Sehr geehrter Herr Thal
    Ihr Anruf des gestrigen Tages lässt auf unserer Seite noch einige Fragen offen. Bitte lassen Sie mich doch wissen, welchen Verdacht Sie gegenüber Transmar Import Export Ltd. hegen? Die Firma gehört in der Tat zu unseren Lieferanten und wir sollten durchaus Kenntnis von eventuellen Normbrüchen haben.
    Bitte informieren Sie uns über allfällige Unstimmigkeiten.
    Freundliche Grüsse
    Dr. N. Gerecke
     
     
    Als Nuuk ihren Arbeitsplatz verliess, dunkelte es bereits. Sie hatte versucht, Hagen zum Abendbrot zu treffen, aber er hatte sich als verhindert erklärt und so hatten sie sich auf später bei ihm verabredet. Nuuk machte sich nun auf den Heimweg, um sich frische Kleider für morgen einzupacken. Sie beeilte sich und liess sich nicht aufhalten, doch bis sie unterwegs war, hatte sie sich um fast zwanzig Minuten verspätet.
    Hagen war ein wenig schwierig, denn er wollte sich nicht festlegen und zu kuschlige Nähe verursachten ihm schiere Fluchttendenzen. Nuuk mochte diese Distanziertheit nicht, aber sie nahm sie in Kauf. Er war eben so. Er öffnete die Tür, als sie geklingelt hatte und sagte: „Hallo.“
    „Hallo“, sagte Nuuk. „Schön dich zu sehen.“
    „Komm doch rein.“
    „Was machst du denn?“
    „Hm“, erwiderte Hagen und nahm se inen angestammten Platz vor dem Fernseher ein, wo eine Art Dokumentation hervorstechende Exemplare einer vom Sozialstaat abhängigen Jugend zeigte. Nuuk zog die Stirn kraus und begab sich zum Kühlschrank. Aber dieser beherbergte nur ein paar Dosen Bier und etwas vorjährigen Käse, so dass sie sich mit Kartoffelchips begnügte und Hagen Gesellschaft leistete.
    Im Gegensatz zu ihrer Freundin fand sie ihn wirklich sehr attraktiv. Diese hielt ihn für ein mageres Elend, aber Nuuk war ihm schon gewogen, weil er sie selbst überragte. Selbst in Schuhen. Das gelang nicht jedem, denn sie selbst war über einen Meter Achtzig gross. Wenn er nur ein wenig aufgeschlossener gewesen wäre. Nuuk seufzte. Wenn sie zusammen waren, fühlte er sich zu kaum einem Wort genötigt, nur bei seinen Freunden wurde er gesprächig.
    Nuuk hörte den planlosen Jugendlichen zu, die im Verlaufe der Reportage ihren Alkohol- und Drogenkonsum darlegten und ihre gescheiterten Versuche, eine Arbeit zu finden. Dann vertieften sie sich in die Einzelheiten ihres angeblich weitschweifigen Liebeslebens und Nuuk betrachtete die blühende Akne und die ungepflegten Zähne. Schliesslich widmete sie sich ihrem eigenen Liebesleben. Als Hagen schon schlief, fiel ihr unvermittelt Professor Doktor Doktor Siegmar ein.
     
     
    Sehr geehrte Frau Gerecke
    Zwar kann ich noch nichts Genaues sagen, aber es scheint, dass Transmar seine Waren so einkauft oder einkaufen lässt, dass die hiesige Bevölkerung nicht mehr ausreichend versorgt werden kann. Die Anbaufläche, die hier die Bevölkerung ernähren sollte, wird mit Waren für den Export bebaut. Das heisst, es ist nicht genug urbare Fläche für die Menschen hier da.
    Das ist nicht illegal, aber auf jeden Fall zieht es tragische Konsequenzen nach sich.
    Da sich die Firma GreenPower ‚nachhaltiges Handeln‘ auf die Fahnen geschrieben hat, frage ich Sie, ob ein anderer Lieferant nicht mehr in Ihrem Sinne wäre?
    Freundliche Grüsse
    Vincent Thal
     
    Nuuk staunte. Das waren deutliche und besonders kritische Worte. Was erlaubte sich dieser dahergelaufene Mensch? Was wusste er schon von ihren Nöten und Sorgen, qualitative Ware und vertrauenswürdige Lieferanten zu finden? Ärger stieg in ihr auf und sie wollte eben eine geharnischte Antwort verfassen, als einer ihrer Kollegen sie nach einem Verfahrensfehler im Labor fragte. So klickte sie die Nachricht weg und stand auf. Aus dem Augenwinkel fiel ihr nun aber die Signatur des Emails auf: Internationaler Roter Ring. So. Vom humanitären Hilfswerk also.
    „Diese selbstherrlichen Gutmenschen immer“, murmelte sie, als sie Ties ins Labor folgte.
    Es stellte sich heraus, dass die Prozessschritte nicht sauber sequenziell ausgeführt worden

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