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Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Titel: Paradies. Doch kein Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthea Bischof
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Luz?“ beharrte sie.
    „Luz wohnt in La Chacarita, das ist zwar ein guter Ort, um jemanden zu verstecken, aber kein guter Ort, um sicher und gut aufgehoben zu sein.“
    „Aber mir ging es dort gut“, erklärte sie.
    „Trotzdem werde ich dich auf keinen Fall nach La Chacarita bringen!“ sagte Vincent darauf.
    Nach zwei weiteren Tagen aber hatte er seinen Widerstand beigelegt und nahm die unliebsame Aufgabe auf sich, Luz zu fragen. Sie sollte ihm einen Ort für die kleine Consuelo empfehlen, er würde dafür sorgen, dass das Hilfswerk für sie aufkam. Er erzählte ihr auch von Consuelos Wunsch, bei ihr zu leben.
    „Spinnst du, du kannst sie doch nicht hierher bringen, was soll denn das? Willst du ihre Zukunft völlig ruinieren?“ rief Luz aus.
    „Wenn du ihr das erklären kannst, dann verleihe ich dir den Orden vom Hilfswerk. Mir ist es nicht gelungen“, erwiderte Vincent.
    Luz seufzte abgrundtief, liess sich aber bewegen, Consuelo bei ihm zu besuchen. „Ist doch grossartig, dann haben wir eine minderjährige Anstandsdame“, meinte sie.
    „Sei einfach um sieben Uhr bei mir“, erwiderte Vincent und hängte den Hörer auf.
    Luz erschien gegen acht Uhr und verwickelte Consuelo in ein eingehendes Gespräch in Guarani, während Vincent eher vorgab zu arbeiten, als dass er wirklich etwas leistete. Er überflog ein paar Berichte und las statistische Auswertungen über die Entwicklung in Paraguay seit der Demokratie. Das Gespräch im Hintergrund verstand er nicht, dennoch hielt es seine Neugierde heiss. Er staunte darüber, mit wie viel freundlicher Anteilnahme Luz sich dem Mädchen zuwandte. Sie lächelte und streichelte Consuelo, als seien sie Schwestern oder Freundinnen.
     
     
    Es waren die Fragen wegen der kleinen Consuelo jedoch nicht die einzigen, die Vincent Kopfzerbrechen bereiteten, denn es zeigte sich, dass sein Antrag im Sinne Ignacios und dessen Restaurants mit seinem Schreiben für den Strassenladen von Herrn Cevas auf dem Tisch desselben Beamten gelandet war. Diese Person aber erkannte mit geübtem Blick in der Antragsformulierung einen Formfehler und überprüfte deshalb das Schreiben für Herrn Cevas mit eingehender Genauigkeit, um dann Misstrauen gegenüber dem Internationalen Roten Ring zu entwickeln. Entsprechend ging ein Schreiben von derart veraltetem und umständlichem Spanisch bei Curdin Müller ein, dass weder er noch Vincent dessen Bedeutung richtig zu verstehen vermochten. Sie zogen deshalb Patricia bei, die ebenfalls mit gerunzelter Stirn über dem Brief sass und schliesslich erklärte, das Problem seien Formfehler, welche den Richtlinien und Gesetzen gemäss der paraguayischen demokratischen Gesetzgebung widersprachen. Deshalb müssten die beiden Anträge zurückgewiesen werden und es werde eine Erklärung verlangt, was die Hilfsorganisation in diesen Angelegenheiten denn zu schaffen habe.
    Nun machte Vincent sich daran, die Anträge neu zu verfassen. Es war eine langwierige und aufwendige Arbeit, bei der er dankbar war, auf Patricia zählen zu können. Schliesslich begab er sich mit seinen neuen Anträgen nach dem Regierungsgebäude. Er verlangte den Beamten zu sprechen, der zuvor die Anträge abgelehnt hatte, der aber verwies ihn weiter, ohne ihm entgegen zu treten und schliesslich fand sich Vincent wieder im Angesicht von Frau Lopez, jener blondierten Staatsmatrone getragener Autorität, die gemäss ihrer Gewohnheit seine Hand mit ihren beiden tätschelte, bevor er sein Anliegen vorbrachte.
    „Aber nun sagen Sie doch, Herr Thal“, sagte sie endlich, „soll sich der Internationale Rote Ring nicht um Infrastruktur kümmern, anstatt um Kleingewerbe? Sie wollen doch Schulen ausstatten, Kindergärten aufbauen und sowas“, meinte sie in einer Stimmlage, als verweise sie ein dummes Kind auf seine Schulaufgaben.
    „Wie Sie wissen steht Paraguay am Beginn vieler Veränderungen, nachdem die Demokratie eingeführt wurde. Da ist das Kleingewerbe der Beginn von jedem Aufschwung“, erwiderte Vincent darauf.
    „Das meinen Sie, aber Kleingewerbe ist der Beginn aller kriminellen Handlungen, das sieht man an den falsch ausgefüllten Anträgen“, entgegnete sie und schüttelte streng den Kopf.
    „Da bin ich im Sinne des Internatinalen Roten Rings anderer Meinung, denn Kleingewerbe verhindert Kriminalität. Nur so, wirklich nur so gelingt es den ärmeren Bevölkerungsschichten, sich legal zu versorgen, so dass sie nicht auf illegale Handlungen angewiesen sind“, sagte er nachdrücklich und

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